Freitag, 18. August 2017
Alltag und große Entscheidungen
Es reeeeegnet in Perth!!! Nach über 3 Wochen endlich REGEN und KÜHLE LUFT!
Als wir nach 1,5 Stunden Fahrt die Einfahrt zu „unserer“ Villa passieren wird mir ganz warm ums Herz. Endlich ZUHAUSE!
Liz hat mir bereits mein Bett im Wohnzimmer gerichtet und die erste Nacht verbringe ich im Haus.
Nach gefühlten 10 Minuten Schlaf hüpft mir etwas auf den Bauch und ich werde freudig abgeschleckt – Lilly – Liz Hund hat mich wiedererkannt und ein Blick auf die Uhr sagt mir: es ist bereits 5:30Uhr.
Liz begrüßt mich liebevoll und die anderen Backpacker die nach und nach aufstehen um zur Arbeit zu gehen freuen sich ebenfalls sehr. Was für ein schöner und liebevoller Empfang!
Nach einem kleinen Frühstück und einem wunderschönen Sonnenaufgang beginne ich meine kleine Hütte im Garten einzurichten.
Sie wird mein Zuhause fürs nächste halbe Jahr und vermutlich auch länger sein.







Die ersten 3 Tage in Woodridge vergehen wie im Flug...
Eine Entscheidung die ich in diesen Tage gefällt habe ist, dass ich definitiv auch noch das zweite Jahr in Australien verbringen werde. Ich habe mich derart in dieses Land, die Natur, die Tiere und die Natürlichkeit der Aussies verliebt, dass ich mich hier von der ersten Sekunde an -daheim- gefühlt habe.
Und daheim ist man ja bekanntlich da, wo man sich zuhause fühlt!
Um das „Second year visa“ zu bekommen, muss man jedoch 3 Monate Farmarbeit leisten.
Aus diesem Grund habe ich mich bei einer Hühnerfarm hier in der Nähe beworben. Das widerspricht zwar jeglichen Einstellungen zum Tierschutz die ich vertrete, aber leider gibt es keine andere Möglichkeit, denn die Früchtefarm ist komplett besetzt. Vermutlich werde ich Vegetarier nach den 3 Monaten :-(!

Die Gute Liz hat mir angeboten zur Überbrückung bis sich die Farm bei mir meldet, bei ihr ein paar Stunden mitzuarbeiten. Liz ist selbstständige Gärtnerin und hat sich in Perth einen sehr guten Namen gemacht, dementsprechend viele Kunden hat sie.
Bevor mein Job mit ihr am Dienstag beginnt, muss aber erst mal meine Rückkehr kräftig gefeiert werden. Da ich noch kein einziges Mal mit Sandra aus war, beschließen wir in Perth etwas feiern zu gehen. Dean Sandras Freund kommt natürlich mit.
Mein Problem - ich hab nicht genug hübsche Sachen dabei und ein schönes Party-Outfit muss nun her! Man möchte sich ja schon irgendwie hübsch fühlen als Frau und nicht mit Wanderschuhen in der Disko rum hopsen – wobei ICH sowas im Notfall sogar noch bringen würde :-D!
Zum Glück gibt es da aber noch Sandra und Liz. Nach langem hin und her ist ein schönes Outfit gefunden und es geht los.



Ein Hostel direkt an der Partymeile ist schnell gebucht und schon müssen wir uns keine Gedanken mehr um den Heimweg machen.
Das Hostel ist erstaunlicherweise sehr gemütlich und nach ein paar Bier und der Bekanntschaft mit ein paar netten Franzosen geht es dann auch schon los.
Auf dem Weg muss Sandra plötzlich gaaanz dringend für kleine Mädels. Auf der "Partymeile Perths" alles andere als leicht. Die kleinen Imbissbuden haben kein Klo für Gäste und bei den Clubs muss man sehr lange anstehen und Eintritt bezahlen.
Ein nicht gut beleuchteter Parkplatz muss als Notlösung herhalten.
Zwischen 2 Autos versteckt und mich als Wachposten geht Sandra für kleine Mädels, als auf einmal das Auto direkt neben ihr per Funk aufgeschlossen wird.
Mit hochrotem Kopf flitzt sie exakt in dem Moment hinter dem Auto vor, als ein paar richtig hübsche Jungs beim Auto ankommen. Der Fahrer des Wagens schaut ihr noch verwundert nach. Auf sein Gesicht bis er die Pfütze vor seiner Fahrertür entdeckt, haben wir dann aber nicht mehr gewartet... Immer diese Klogeschichten... :-DDD!
Dank der Franzosen finden wir kurz drauf einen kostenlosen Club (ist hier eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Eintrittspreise liegen i.d.R. immer bei 20$).
Dean geht sich und Sandra etwas zu trinken holen, wärenddessen wird Sandra angemacht. Ich höre wie der Typ fragt – Hast du einen Freund? Und sie sagt: NEIN!
Mir fällt die Kinnlade runter – ja spinn ich? So betrunken kann sie doch noch gar nicht sein... Und ich sage laut: DOCH!
Er schaut verwirrt hin und her und fragt was nun? Sandra wieder laut: NEIN – Ich wieder laut: DOCH!
Ich schaue Sandra wütend an und frage: Sagmal bist du betrunken?????
Sie schaut mich grinsend an und meint: Wir sind NICHT zusammen, also wäre ein JA gelogen!
Das lässt sich ändern denke ich mir und suche Dean.
Als ich ihn finde ziehe ich ihn hinter mir her und sage nur: Da ist so n Typ der dein Mädel anmacht. Kümmer dich mal!
Dean kommt dazu und der Typ schaut wieder verwirrt – ist das jetzt nun dein Freund oder nicht?
Sandra und Dean grinsen sich an und verschwinden zusammen im Raucherbereich.
Endlich kann ich beruhigt tanzen gehen und wer rückt mir da nicht auf die Pelle?! Der Typ der Sandra zuvor angemacht hat – was für eine Pfeife!!!
Ich werfe ihm einen verachtenden Blick zu und tanze weiter für mich alleine.
Irgendwann tauchen Sandra und Dean wieder auf. Beide grinsen über beide Ohren. Sandra brüllt mir zu: JETZT sind wir zusammen!
Ich umarme beide fröhlich und schnappe mir in der nächsten Pause Dean und meine zu ihm: Hör mal, ich freu mich für euch aber wenn du Sandra das Herz brichst bekommst du es mit mir zu tun.
Dean schaut mich ernst an und meint: Und was ist wenn sie meins bricht? Mit so einer Antwort / Reaktion habe ich nun wirklich nicht gerechnet und meine nur ziemlich verwundert: Ich denke nicht dass sie das machen würde...
Die nächsten Stunden feiern wir ausgelassen zusammen und leider ist der Abend vieeel zu schnell rum.
Glücklich und müde kommen wir wieder beim Hostel an und verziehen uns ziemlich schnell in unsere Betten. Sandra und Dean schlafen zusammen im Bett über mir.
Da ich noch nicht schlafen kann suche ich verzweifelt mit meiner Handytaschenlampe meine Kopfhörer, als plötzlich die Tür aufgeht und einer der anderen Zimmergenossen ins Zimmer tapst. Er bleibt in der Mitte des Raumes stehen und glotzt zu unserem Bett.
Plötzlich faucht Sandra runter: Was zum Teufel suchst du eigentlich? Mach das Licht endlich aus, der komische Typ im Raum glotzt mich an und ich bin nackt.
Ich frage noch blöd – warum bist du denn nackt und gebe mir im gleichen Moment selbst die Antwort und muss mit lachen anfangen.
Sandra und Dean müssen auch lachen und wir können nicht mehr aufhören bis der Spanner (der mittlerweile im Bett liegt) laut RUHE auf Englisch lallt. Das hört sich sooo lustig an, dass wir einen weiteren Lachanfall bekommen. Irgendwann als die Lachtränen aus dem Gesicht gewischt sind schlafen wir alle erschöpft ein.

Am nächsten Morgen geht es zum Griechen „frühstücken“.
Leider haben die Griechischen Restaurants hier so gar nichts mit unseren leckeren Griechen gemeinsam. Ich habe Gyros mit Tsatsiki und Pommes bestellt. Was ich bekommen habe war einfach eine Art „Yufka“, also eine Rolle, mit allem zusammen gemischt. Die Portion war derart klein, dass ich immer noch Hunger danach hatte. Traurig! Das ist mir in Deutschland noch bei keinem Griechen passiert...
Als wir endlich wieder in Woodridge ankommen, wird erst mal was leckeres gekocht.
Sonntag und Montag verfliegen irgendwie und am Dienstag geht es dann endlich los mit Liz zur Arbeit.

Mit Liz zusammen arbeiten macht einfach nur Spaß. Ich habe körperlich zwar noch nie derart rangeklotzt aber der Spaßfaktor ist definitiv 100%!



Da sich einer ihrer Helfer krank gemeldet hat, sind wir nur zu zweit und gebe mein allerbestes damit wir trotzdem mit allen ihren Kunden fertig werden.
Am nächsten Morgen spüre ich ein mir bekanntes Kratzen im Hals und schmeiße mir die doppelte Menge Vitamintabletten ein. Wieder „rocken“ Liz einen Garten nach dem anderen. Abends geht es mir immer schlechter und ich verfluche mein Immunsystem.
Tatsächlich bin ich am nächsten Morgen krank. Im Bett bleiben kommt diesmal aber nicht in Frage für mich. Ich brauche das Geld und Liz wäre alleine.
Schnell Asperin Komplex reinhauen und 2 Rollen Klopapier zum Nase schnäuzen ins Auto schmeißen und los geht’s. Liz macht sich Sorgen und fragt dauernd wie es mir geht.
Als wir endlich wieder daheim sind und ich mich in mein Bett legen will, meint sie: Du schläfst heute Nacht ganz sicher nicht draußen. Du brauchst Wärme und schläfst bei mir im Bett! Wir schauen noch eine Romanze an und irgendwann schlafe ich ein. Ich schlafe erstaunlich gut trotz Erkältung und am nächsten Morgen geht es mir schon um ein vielfaches besser.
Donnerstag ist immer der längste Tag und Liz bucht Do auf Fr prinzipiell immer ein Zimmer für ihre Helfer auf einem Campingplatz.
Nach getaner Arbeit fahren wir dorthin und bringen meine Sachen unter. Was für Luxus: Ein King-Size-Bett, Bad, Dusche und Toilette im Zimmer. Und das für mich ganz alleine, denn Liz schläft bei ihrem Freund Danny.
Nachdem wir zu dritt essen waren meint Liz auf einmal: Du schläfst heute Nacht nicht auf dem Campingplatz, du kommst mit uns mit! Ich schaue verwirrt und meine: Aber du hast doch das Zimmer bereits bezahlt?! Liz: EGAL! Du schläfst heute Nacht nicht alleine und krank auf dem Campingplatz. Wir holen deine Sachen und du schläfst bei uns im Haus.
Gerührt nehme ich an, zumal wiedersprechen keinen Sinn gemacht hätte. Meine liebe Liz wird immer mehr zu meiner „Aussie-Mum“.
Am nächsten Tag, arbeiten wir nicht so lange und kommen bereits gegen 14 Uhr zurück. Völlig baff stelle ich fest, dass ich GESUND bin! Pünktlich zum Wochenende. Das war definitiv die kürzeste Erkältung meines Lebens und das obwohl oder gerade weil ich nebenher gearbeitet habe... Australien scheint meinem Immunsystem unglaublich gut zu tun :-)!

Am Samstag kommt ein Freund von Sandra zu Besuch - Sebastian. Ein sehr lustiger Kerl. Da das Sofa im Wohnzimmer zum schlafen extrem ungemütlich ist, biete ich ihm spontan an dass er bei mir schlafen kann. Als einzige Backpackerin habe ich ein Doppelbett für mich alleine. Platz genug also und Sebastian bleibt wie erwartet anständig. Am nächsten Tag fahren wir nach einem schönen gemeinsamen Frühstück alle mit seinem Geländewagen an den Strand.





Die kommende Woche verfliegt wie der Wind. Tagsüber arbeiten mit Liz – abends mit den Backpackern zusammen sitzen und essen.



Am Samstag begleitet mich Liz zu ihrer Nachbarin. Liz hat mir ein Reitmöglichkeit organisiert.
Das Pferd heißt Oscar. Ein sehr untypischer Name für ein Aussie Pferd...
Die Besitzer haben nicht viel Zeit für Oscar und das letzte mal wurde er vor 4 Monaten geritten. Ich werde hellhörig und schlage vor, erst mal etwas zu longieren damit er Power loswerden kann bevor ich aufsteige.
Wie sich zeigt eine sehr gute Idee, denn der gute Oscar tobt sich erst mal kräftig aus und ist nach 15 Minuten klatschnass geschwitzt.
Ich überlege kurz, steige dann aber letztendlich doch noch auf. Oscar lässt sich für so viel angestaute Energie gut reiten. In der Kurve missverstehen wir uns jedoch und er macht einen Satz. Einen Satz mit dem ich nicht gerechnet habe und es haut mich komplett aus dem Sattel voll auf den Kopf. Zum Glück gibt es Reithelme.
Es kommen alle erschrocken angerannt und ich rufe gleich: Alles ok, mir geht’s gut.
Noch etwas benommen steige direkt wieder auf und probiere das ganze gleich nochmal. Diesmal klappt alles.
Oscar ist für 4 Monate nicht geritten unglaublich lieb und seine gelegentlichen Sätze stecke ich gut weg. Leider stolpert der arme Kerl am Schluss noch einmal richtig und landet nicht etwa auf den Knien sondern komplett auf dem Brustbereich.
Liz springt gerade noch zur Seite sonst wäre Oscar voll auf ihr gelandet.
Merkwürdigerweise habe ich mich auf Oscar gehalten und bin kein zweites Mal gestürzt.
Vielleicht sollte ich mich statt aufs „Klassische Reiten“ auf Westernreiten spezialisieren?! Scheint mir ja scheinbar irgendwie zu liegen.
Mein Kopf dröhnt auf jeden Fall und meine Beine sind überseht mit blauen Flecken. Mit weg gehen ist an diesem Wochenende sicher nichts.
(Da Sebastian die Woche drauf abreist wollten wir eigentlich alle zusammen in Perth feiern gehen.)
Dann gibt es eben ein ruhiges Wochenende - DENKSTE!
Als wir am Sonntag alle zusammen sitzen, kommt das Gespräch auf einen Arzt-Termin von Liz den sie am Montag hat. Einer der Backpacker wird direkter und fragt was sie genau hat.
Ich reg mich innerlich schon etwas über die Dreistigkeit auf, als Liz plötzlich eine Bombe platzen lässt und uns allen mitteilt, dass sie Krebs hat und das bereits das zweite Mal. Alle schauen sich geschockt und betroffen an. Ich muss mich schwer beherrschen nicht in Tränen auszubrechen und nehme die lachende und beschwipste Liz in Arm.
Liz ist immer gut gelaunt und immer am lachen. Sie genießt jeden Tag und lebt ihr Leben so normal wie es geht weiter. UNSER HULK LIZ! Noch nie hab ich so eine Powerfrau kennen gelernt! Keiner von uns!
Da sie Montag wohl auch eine Chemo kriegen soll, biete ich sofort an sie in die Klinik zu fahren und sie zu begleiten.
Der Abend endet trotz der Hiobsnachricht sehr feuchtfröhlich und als alle in ihren Betten liegen überkommt es mich dann doch und ich muss heulen wie ein Schlosshund. Zum Glück schläft Sebastian bereits und kriegt nix mit.
Ich verziehe mich wieder auf die Terasse und gebe mir mit dem restlichen ekelhaften „Wein“ Goon die „Kante“. Irgendwann lege ich mich gut betrunken hin und kann zum Glück noch etwas schlafen.
Am nächsten Morgen verspreche ich mir selber, dass ich meine Emotionen runterschrauben und meine eigenen Gefühle etwas verdrängen muss. Liz braucht keine traurigen und depressiven Gestalten oder Mitleid. Sie braucht Spaß, Ablenkung und Menschen die wirklich für sie da sind!

Am späten Vormittag geht es dann zum Krankenhaus. Die Fahrt ist sehr entspannt und wir haben wie immer eine Menge Spaß zusammen.
Wärend der Chemo warte ich draußen und stelle mich schon auf das schlimmste ein. Um so erstaunter bin ich, als nach einer Stunde Liz putzmunter auftaucht.
Schnell klärt sie mich auf, dass sie keine Chemo bekommen hat, stattdessen gab es ein Gespräch über eine OP die ihr Leben wohl noch deutlich verlängern könnte. Gute Nachrichten.

Sehr gute wird es leider trotzdem nicht mehr geben...

Am nächsten Tag arbeiten wir wieder wie gewohnt miteinander.
Mittwoch bekomme ich von der Hühnerfarm plötzlich einen Anruf, dass sie jemanden brauchen und ich am nächsten Tag um 08Uhr vorbeikommen soll.
Das sind natürlich unglaublich tolle Nachrichten, da ich endlich anfangen muss/möchte für mein second year visa zu arbeiten.
Liz bietet mir ihren Zweitwagen an um zur Arbeit zur kommen, was ich dankend annehme.

Rechtzeitig fahre ich los, wäre da nur nicht diese verfluchte Öllampe die plötzlich aufleuchtet...
Ich kenne mich mit Autos nur begrenzt aus, aber eines weiß ich Öllampe an – Auto sofort aus, sonst droht ein teurer Motorschaden.
Da ich mitten auf dem Highway nicht einfach stehen bleiben kann, fahre ich von der Straße ab auf ein Privatgrundstück.
Noch 10 Minuten dann müsste ich eigentlich auf der Hühnerfarm sein... so eine verfluchte Sch....! Erster Tag und prompt zu spät... das ist so gar nicht meine Art!
Der Supervisor von der Hühnerfarm ist auch nicht begeistert als er hört dass ich zu spät komme und meint nur: ok wir warten noch 10 Minuten. Die Botschaft ist klar und deutlich – bin ich dann nicht da, kann ich mir den Job „schenken“.
Sandra fährt nach meinem Anruf sofort los um mich abzuholen.
Außerdem bitte ich sie Öl fürs Auto zu organisieren und später Liz zu informieren was Sache ist.
Währenddessen checke ich das Grundstück ab und suche nach jemanden um Bescheid zu geben, dass ich das Auto vorübergehend hier stehen lassen muss. Ich klopfe, keiner öffnet. Ich laufe ums Haus rum und stehe plötzlich vor einem riesigen nicht angeleinten Hund der mich ohne Regung anstarrt und keine 2 Meter vor mir steht.
Erschrocken brauche ich einen kurzen Moment um mich zu fassen und rede dann ruhig auf ihn ein. Viele der Australischen Hunde sind nicht oder nur wenig erzogen und bewachen einfach nur das Grundstück. Einem solchen Hund sollte man also sicher keine Angst zeigen.
Der große und sehr kräftige Kerl, eine Art Dogge, kommt auf mich zu und beschnüffelt mich nervös. Ich bleibe ruhig und streichle seinen Kopf.
So geheuer ist mir das nicht und ich bin froh als er von mir ablässt.
Auch nach mehrmaligen Rufen öffnet niemand.
Ich gehe vor an die Straße um auf Sandra zu warten. Der Hund lässt mich keine Sekunde aus den Augen und begleitet mich zur Straße. Mehrmals muss ich ihn zurück scheuchen damit er nicht einfach auf dem Highway rumspaziert. Zumindest hört er gut auf mich.
15Minuten später komme ich endlich auf der Farm an und renne ins Personalbüro und gehe davon aus, dass ich eh gleich wieder gehen kann.
Die Personalchefin Candy begrüßt mich jedoch sehr freundlich und nachdem ich mich überschwenglich entschuldigt habe, soll ich mir 4 Videos über den Umgang mit Hühnern ansehen. Von meinem Supervisor Tiaan keine Spur.
Das letzte Video mit dem Titel „Kill chickens“ muss ich nicht anschauen.
Ein anderer Backpacker hat mir bereits von der Gasanlage berichtet und wie er an einem Tag 7000 Hühner gekillt hat. Frauen werden für diese Art von Job bewusst nicht genommen.
Was genau ich zu tun haben werde, weiß ich aber immer noch nicht!
Etwas flau ist mir schon im Magen..., aber für Zweifel ist keine Zeit, denn direkt nach den Videos wird mir ein Stapel Dokumente inkl. Arbeitsvertrag zum Unterzeichnen vorgelegt. Kurz drauf lerne ich meinen Supervisor Tiaan kennen.
Er bringt mich in die Umkleide-Räumlichkeiten und ich soll mich richten.
Irgendwelche Erklärungen – FEHLANZEIGE.
Da ich durch eine „Dusch-Anlage“ muss, gehe ich davon aus, dass ich mich duschen muss. Ob ich auch meine Haare waschen muss, wo ich meine Sachen lassen kann, ob ich diese mitnehmen kann, ob ich meine eigene Unterwäsche tragen darf... Fragen über Fragen und keiner der mir irgendetwas erklärt...
Ich entscheide mich, meine Unterwäsche mitzunehmen, damit ich auf der anderen Seite nicht plötzlich splitterfasernackt vor meinem Supervisor stehe.
Auf der anderen Seite, entdecke ich Handtücher und Arbeitskleidung. Schnell in irgendwelche Sachen geschlüpft, erwartet mich mein Supervisor in der Küche um mir meine Arbeitsschuhe, Handschuhe, Atemschutz und Schutzbrille zu geben.
Für was zum Teufel ne Schutzbrille? Atemschutz? Auwaia worauf hab ich mir hier nur eingelassen!
Er stellt mich meiner Kollegin vor, die mich einweisen soll: Branda.
Auf geht’s zur Halle Nummer 2!
Die Schuhe schnell noch desinfizieren und schon geht das Tor zur Hühnerhölle auf.
Zigtausend Hühner in extrem enge Käfige gequetscht, auf dem Boden mehrere Haufen toter Hühner. Apathisches Hühnergurren, ohenbetäubender Lärm der Lüftungsanlage, beißender Verwesungsgestank mit dem Gestank von Hühnerscheiße vermischt. Die Luft so staubig, dass man Schutzbrillen und Atemmaske tragen MUSS!
Dagegen ist die Feinstaubbelastung durch Diesel Autos bestimmt ein Witz...
Eine Halle füllt 5 Reihen Käfige, etwa 150 Meter lang und 6!!! Stockwerke hoch.
Wieviele tausende Hühner hier eingesperrt sind? Ich weiß es nicht. Mein Herz rast und ich würde am liebstend schreiend rausrennen aber ich reise mich zusammen.
Als ich von Branda erfahre was genau mein Job ist, wird mir immer schlechter.
Ich soll der Henker sein, durch die Reihen gehen und die kranken Hühner auswählen und töten soll. Zwar töte ich keine 7000 Hühner wie mein Kollege in der Gasanlage aber trotzdem kommt das überhaupt nicht in Frage für mich!
Du stirbst – RIP, du auch – RIP – du bist die nächste Henne... RIP... usw. usw. usw. No way!
Branda merkt das etwas nicht stimmt und bietet mir freundlicherweiße an, ich soll nur auswählen und sie dann rufen, sie tötet dann für mich die Henne - das sei gar kein Problem.
Ich werde eingewiesen wie die Lüftungsanlage, die Wasser und Futteranlage funktionieren und wie ich Druck und Temparatur zu messen habe, dann geht es weiter.
Unter meiner Schutzbrillle laufen mir die Tränen runter während wir den Flur durchlaufen um ans andere Ende zu kommen. NOCH NIE habe ich so etwas entsetzliches gesehen. Die Blicke der Tiere – sie sind leer! Zum Teil stehen sie aufeinander. Sie gurren nur noch auf einer bestimmten Frequenz. Das Geräusch was sie von sich geben ist beängstigend.
Zumindest sehen die Tiere für diese grauenvollen Verhältnisse recht gesund aus. Keine zerrupften Hühner oder Tiere mit Verletzungen wie man es von anderen Massentierhaltungsanlagen kennt, wo die Hühner mit vereiterten Wunden und gebrochenen Flügeln rum rennen. Klar – kranke und schwache Tiere werden hier sofort rausgeholt und gekillt.
Ich weiß wie man Kühe, Schweine und Hühner schlachtet. Ich finde wer Fleisch isst, sollte so etwas wissen bzw. gesehen haben. Aber es ist etwas komplett anderes ein Video darüber zu sehen oder plötzlich zwischen geschätzt 10.000 Hühnern zu stehen und ihr Leid live zu erleben.
Zum Glück kann Branda unter meinem Atemschutz und meiner beschlagenen Brille die Tränen nicht sehen.
Die nächsten Stunden verbringe ich mit Hühnerscheiße putzen. Die Anlage transportiert den Kot der Hühner immer ans Flur-Ende wo sie sich staut und mühevoll aus der Käfig-Konstruktion rausgekratzt bzw. geschabt werden muss.
Zum Glück lenkt mich die körperlich anstrengende Arbeit ab.
Als es Zeit für die erste Pause ist, spreche ich Branda offen an und teile ihr mit, dass ich diesen Job nicht machen kann und ihre Zeit nicht weiter vergeuden möchte.
Sie schaut mich verwundert an und meint nur, bist du dir sicher? Es wird leichter mit der Zeit... Sie versucht mich zu überreden, merkt aber schnell dass es nichts bringt.
Obwohl es mir unglaublich beschissen geht, tut es doch sehr gut gleich mehrfach von ihr gelobt zu werden. Branda ist so zufrieden mit meiner Arbeit, dass sie mit zum Chef kommen möchte und für mich ein gutes Wort einlegen möchte.
Ich gehe ins Chefbüro zum arroganten Supervisor und erkläre ihm meine Situation und Entscheidung.
Da ich eigentlich auf irgendeinen Job hier angewiesen bin zwecks Visa, schiebe ich es auf die toten Hühner die überall rumlagen und nicht auf die Gesamtsituation.
Er schaut mich an und bringt einen völlig absurden Vergleich: „Ja weißt du, wenn man zum Bsp. mit einer Million Menschen zusammen arbeiten würde, würde man da sicher auch ein paar tote Menschen sehen... Das gehört eben dazu.“ Was für ein völlig hirnloser und unverhältnismäßiger Vergleich!
Er meint außerdem, dass es sonst keine freien Stellen gibt und wenn ich will, kann ich natürlich auch gleich gehen. Da bringt auch ein gutes Wort von Branda nix wenn es keine freien Stellen mehr gibt.
Früher wäre ich sofort gegangen und hätte mich hinterher hundeelend und als "Komplettversager" gefühlt.
Heute sage ich zu diesem arroganten Vollidioten - Danke für alles - und dass ich meine Arbeit beeenden möchte und erst dann gehen werde.
HIER gehe ich mit erhobenen Kopf raus und nicht anders!

Als ich dann draußen in der Runde rum Mittagstisch sitze und Shenan eine der Backpackerinnen aus unserem Haus in Woodridge zu mir kommt und mich umarmt, bekomme ich trotzdem nochmal feuchte Augen.
Immerhin verliere ich durch meine Entscheidung auch die letzte Chance auf mein second year visa hier in Woodridge.
Wenn ich meine 3 Monate Farmarbeit noch machen möchte, muss ich das irgendwo anders in Australien machen.
Nach einer Cola habe ich mich wieder gefasst und unterhalte mich mit den anderen. Kurz vor Pausen-Ende kommt der Supervisor zur Tischrunde dazu. Er fragt mich noch mal ob ich sicher bin, dass ich nicht heim gehen möchte.
Ich schaue zu Branda, stehe auf und meine nur lächelnd: Nein, ich beende meine Arbeit hier!
2 Leute klatschen auf einmal und ich laufe mit Branda zur Halle...

Die nächsten 3,5 Std lasse ich meine Wut und meine Traurigkeit an der Hühnerscheiße aus und die Zeit verfliegt wie im Flug.
Branda umarmt mich beim Abschied und meint nur: Du hast unglaublich gute Arbeit geleistet, schade das du gehst!
Wie Honig läuft das runter und ich danke auch ihr für alles und meine es in ihrem Fall sogar ernst!
Als ich wieder durch die Dusch-Anlage gehe, wird mir schlecht als ich die braune Brühe sehe die ich mir abwasche. Staub und Scheiße! ÜBERALL...in meinen Haaren und in meinem Gesicht. Widerlich und nicht mal gescheites Shampoo gibt es.
Daheim angekommen gehe ich als erstes gleich noch mal unter die Dusche. Als ich mich raus zu Sandra und Dean setze, schaue ich in 2 gestresste Gesichter und die 2 erzählen mir von der komplizierten Auto-Aktion. Dieser furchtbare Tag will einfach nicht enden. Sandra und Dean hatten wegen dem blöden Auto den mega Stress und sind ziemlich generft. Die Grundstückbesitzerin hat wohl wütend bei Liz angerufen und gefragt was das (scheiß) Auto auf ihrem Grundstück macht.
Liz hat dann bei Sandra angerufen und nachgefragt was los ist.
Sandra hat ihr alles erklärt und dann mit Dean Öl nachgefüllt. Problem - Dean hat keinen Führerschein und sie mussten die Autos irgendwie vom Grundstück bekommen.
Heißt Sandra musste Dean "mal kurz" beibringen wie man schaltet und kuppelt. Trotz allem Stress muss das wohl ziemlich lustig ausgeschaut haben. Immerhin etwas....
Das Ende vom Lied: Die Frau hat mitbekommen, dass Dean nicht fahren kann und hat das Auto freundlicherweise zurück gefahren.
In der Erwartung, dass Liz stinksauer auf mich ist, rufe ich sie an.
Ich erzähle ihr die ganze Geschichte und entschuldige mich bei ihr. Zum Glück ist sie nicht sauer und meint stattdessen, ich hätte alles richtig gemacht und sie hätte sich Sorgen gemacht ob ich noch rechtzeitig zur Arbeit gekommen bin.
Meine liebe Liz schafft es in einer Minute meine Stimmung wieder deutlich zu heben. Als sie dann noch meint, dass die wütende Frau vom Grundstück mal dringend wieder guten Sex braucht, kann ich auch schon wieder lachen.
Liz meint noch, ich soll bei ihr im Zimmer mit dem Hund schlafen und mich entspannen, da sie eh nicht da ist. Die gute Liz weiß was man nach so einem scheiß Tag braucht. Einen Tee, ein warmes Bett und einen kuschelnden Hund .-).
Glücklich und erschöpft lege ich mich in ihr Bett und freue mich schon eine Folge meiner Serie anzuschauen als das Internet abstürzt.
Da ich nicht daran glaube, dass dieser Tag noch besser wird, entscheide ich mich dazu einfach schlafen zu gehen. An manchen Tagen ist das tatsächlich das Beste.

Am nächsten Morgen geht es wieder früh um halb 6 raus.
Ich habe mich am Vorabend noch spontan dazu entschlossen, noch einmal ins Personalbüro der Hühnerfarm zu gehen und noch einmal persönlich zu fragen ob es sicher keine alternative Stelle gibt. Meinem arroganten Supervisor traue ich nämlich alles zu, auch dass er mir einfach nichts anderes anbieten wollte.
2 Backpacker aus unserem Haus nehmen mich mit und ich warte und friere 1,5 Std. vor dem Personalbüro bis die Chefin endlich auftaucht.
Candy begrüßt mich, wirkt aber sehr distanziert und möchte sofort wissen was ich will.
Ich bitte sie um ein kurzes Gespräch im Büro und sie willigt ein.
Nachdem ich ihr meine Ansicht erklärt habe und den Grund für meine Entscheidung, wird sie während des Gesprächs immer freundlicher und meint am Schluss, sie könne mich gut verstehen, sie selbst könne niemals hinten in den Hallen arbeiten- Leider ist in den Verpackungs-Abteilungen aktuell nichts frei, aber sie wird schauen ob sie etwas für mich tun kann. Volltreffer! Genau das wollte ich.
Nebenher erwähnt sie noch, dass Tiaan mein arroganter Supervisor bereits gestern für mich gefragt hatte. Hätte ich ehrlich gesagt nicht von ihm gedacht nach seinem Verhalten.
Evtl. wurde er doch noch durch Branda umgestimmt, wer weiß...

Gut gelaunt laufe ich die 8 km nach Woodridge zurück und gönne mir ein richtig leckeres Frühstück. Am Abend kommen Liz und Sebastian von der Gartenarbeit zurück (Sebastian hat Liz 2 Tage unterstützt um sich noch etwas Geld für seine Reise nach Darwin zu verdienen) und wir feiern etwas zusammen.
Liz erwähnt irgendwann, dass sie ein Fotoshooting gewonnen hat und fragt mich plötzlich ob ich sie am nächsten Tag begleiten würde. Und ob ich das würde! Nichts lieber als das!

Am nächsten Mittag geht es aufgebrezelt los und wir gehen noch Schmuck und Kleidung fürs Fotoshooting shoppen. Danach gehen wir noch lecker Essen und einen Wein zum locker werden trinken.
Als wir im Fotostudio ankommen, bekommen wir gleich mal einen Sekt in die Hand gedrückt und Liz wird gestylt. Fängt ja schon mal gut an :-)!
Liz fragt die Stylistin ob sie mich auch schminken würde, sie würde es auch bezahlen. Die Stylistin winkt ab und meint, kein Problem mache ich gerne. Mein Herz hopst schon wieder vor Freude.
Als ich fertig bin, fühle ich mich nicht wie ein Backpacker sondern wie ein Model :-D!
Mit Liz die Fotos zu machen ist unglaublich lustig und macht uns beiden gleichermaßen Freude.

Hier die Bilder vom Fotoshooting:



















Der Tag geht leider viel zu schnell vorbei und als wir abends wieder nach Woodridge zurück kommen, wird mit den anderen Backpackern bis spät in die Nacht gefeiert.

Am Sonntag wollen Liz und Sebastian noch eine „Abschieds“- Offroad-Tour machen und fragen mich ob ich mit möchte. Sandra und Dean möchten stattdessen lieber in die Stadt.
Ich sage sofort zu und gegen Mittags geht es los. Meine erste 4WD Tour in Australien – HAMMER! Liz und ihr Freund fahren voraus, ich fahre bei Sebastian mit.
Sebastian ist ein unglaublich guter Fahrer und es macht wahnsinnig Spaß durch Sandhügel, über Steine und Büsche zu heitzen.
Zwischendurch müssen wir immer wieder Luft aus den Reifen ablassen um weiter zu kommen.
Als wir am größten Sandberg ankommen, brauchen wir um die 10 Anläufe und 2 mal Luft ablassen bis wir es endlich schaffen oben anzukommen und da ist es dann: DAS MEER!!!
Wir sind tatsächlich mitten durch den Busch ans Meer gefahren. Damit hat weder Sebastian noch ich gerechnet und wir freuen uns dementsprechend.
Noch etwas Wein von Liz für mich und dann geht es auch schon wieder zurück.
Was für ein traumhaft schöner Ausflug.



















Zum Abschied kochen wir noch einmal richtig groß zusammen und feiern entsprechend.

Am nächsten Tag spüre ich die Konsequenzen der letzten 3 Tage feiern und muss erst mal ne Aspirin nehmen.
Nach einem Katerfrühstück helfe ich Sebastian noch seine Bewerbungsunterlagen auf Englisch zu erstellen und auf einmal bimmelt mein Handy – eine SMS von der Hühnerfarm. Keine 3 Tage nach meinem Gespräch schreibt mir Candy sie möchte mir einen Job in der Verpackung anbieten. Morgen um 6 Uhr geht es bereits los.
Kreischend vor Freude renne ich durchs Haus. Meine Ehrlichkeit und mein Durchhalten hat sich ausgezahlt! Liz und Sebastian umarmen mich und freuen sich sichtbar für mich mit.
Leider müssen wir uns kurz drauf alle von Sebastian verabschieden. Er fährt weiter nach Darwin und wird nun seine eigenen Abenteuer erleben. Vielleicht trifft er ja meine 2 Freunde in Darwin – Tim und Jack mit denen ich übrigens noch regen Kontakt halte :-D.

Am nächsten Morgen heißt es für mich um 5:15 aufstehen und um 6 mit arbeiten anfangen. Eier verpacken hört sich irgendwie so nach nix an, ist aber die härteste Arbeit die ich jemals gemacht habe. Gartenarbeit mit Liz, Hühnerscheiße schrubben und abkratzen, Schichtarbeit – alles LAPALOMA.
Bereits nach 3 Stunden schmerzt mein Rücken so sehr, dass ich meinen Schmerztablettenvorat plündern muss.
Zum Glück gibt es da Chiara. Meine erste Italienerin die ich hier kennen lerne.
Es macht soooo Spaß endlich mal wieder Italienisch zu sprechen. Auch nach über 4 Monaten tuhe ich mich immer noch unglaublich schwer mit der Englischen Sprache... um so schöner ist es, sich mal wieder normal unterhalten zu können.
Um 16:30 ist mit Eier verpacken Schluss und dann heißt es putzen und schrubben. Der Boden, die Maschinen, die Bänder ja einfach alles, denn überall sind Eier die beim Verpacken runtergefallen sind oder von der Maschine zerstört wurden. 20 Leute schrubben die Halle auf Hochglanz.
Tatsächlich ist das putzen jedoch der entspannteste Teil des Jobs und nach 1,5 Stunden putzen ist um 18 Uhr nach 11 Stunden Knochenarbeit endlich Feierabend.
Auf dem 10 Minuten Heimweg schlafe ich auf dem Rücksitz in Sandras Auto ein.
Daheim angekommen dusche ich und richte mich sofort fürs Bett. Ich bin sogar zu kaputt um mir was zu essen zu machen, aber da gibt es ja noch meine liebe Liz, die zu mir kommt und plötzlich meint: Ich habe für uns beide gekocht und du schläfst heute bei mir im warmen Bett. Da fehlen mir mal wieder die Worte... Dank einem leckeren Essen und genug Schmerztabletten kann ich einigermaßen gut schlafen.
Am nächsten Morgen wieder das gleiche Spiel. Um viertel nach 5 raus und um 6 mit Arbeiten anfangen.
Mein Rücken schmerzt so sehr, dass ich bevor ich überhaupt mit arbeiten anfange schon 2 Ibus schlucken muss. Ohne Schmerztabletten wäre an weiterarbeiten nicht mal eine Sekunde zu denken.
Zum Glück geht auch dieser Tag irgendwann vorbei und meine liebe Liz kocht schon wieder für mich und lädt mich schon wieder ein in ihrem Bett zu schlafen.

Am dritten Tag auf der Hühnerfarm versuche ich es trotz Rückenschmerzen ohne Schmerztabletten und tatsächlich spüre ich eine leichte Besserung.
Glücklicherweise ist früher schluss und nach „nur“ 10 Stunden Arbeit geht es nach Hause.
Liz ist die nächsten 2 Tage nicht da und sie meint nur zu mir: Mein Zimmer ist deins! Schlaf ruhig bei mir!
Heißt wieder mal im warmen schlafen und mal richtig schön Ausschlafen – Wahnsinn!!!
Mein Engel Liz!
Am nächsten Tag habe ich frei und schlafe dementsprechend aus.
Zum allerersten mal schlafe ich in Australien bis 11:30Uhr.
Mein Körper scheint es wirklich gebraucht zu haben...
Hoffentlich wird die zweite Woche weniger angestrengend...
Morgen geht es erst mal in die Stadt Sandra zum Friseur begleiten und vielleicht bekomme ich Gelüste und lasse auch etwas mit meinen Haaren machen...

3 MONATE AUSTRALIEN!!!!!!!!

Am 09.08.2017 hatte ich mein 3-monatiges Jubiläum hier in Australien.
Über 3 Monate sind schon rum... ich fasse es immer noch nicht.... Eigentlich wäre ich schon seit über 3 Wochen wieder in Deutschland....

Was ich im Alltag sehr vermisse:

1, Gesundes Essen (Obst und Gemüse sind hier extrem teuer, Nüsse unbezahlbar (eine kleine Packung Pistiacien 18$). Bio, Demeter und Fairtrade gibt es hier sogut wie gar nicht. Das Bewusstsein für gesunde Ernährung scheint hier erst sehr sehr langsam zu entstehen.
2. Nach wie vor mein Trampolin
3. Ruhige Filmabende
4. Meinen Kleiderschrank – ich habe definitiv VIEL zu wenig schöne Kleidung mitgenommen.

Was mir generell fehlt:
5. logischerweise meine Familie inkl. Hund & Pferd und meine Freunde

Man kann es immer noch an einer Hand abzählen und ich bin nach wie vor unglaublich glücklich hier. Seit Wochen mache ich mir deshalb intensiv Gedanken wie mein Leben weiter gehen soll und vor allem wo.
Bis auf die Ostküste habe ich schon einen Großteil von Australien zu sehen bekommen und ich könnte mir bis auf Darwin überall vorstellen zu leben. Die Mentalität, die Natur, die Tiere, die Menschen, das Wetter und ganz klar die Lebenseinstellung hier, haben mich einfach von der ersten Sekunde an in ihren Bann gezogen.
Australien erinnert mich in vielen Dingen sehr an Italien. Vermutlich fühle ich mich auch deshalb so wohl hier...
Es mag sich für viele von euch merkwürdig anhören aber ich war in Deutschland nie wirklich glücklich, habe mich nie wirklich daheim gefühlt. Vermutlich bestand ich deshalb auch immer darauf, dass ich mehr Italienerin bin als Deutsche...
Auf jeden Fall hat mir immer irgendetwas gefehlt.
Deshalb habe ich für mich entschieden, dass ich um die „Permanent residence“ in Australien kämpfen werde. Einige von euch haben es sich sicher schon gedacht oder von Anfang an vermutet, aber ich musste mir erst mal selber darüber klar werden, was ich wirklich möchte.
Dazu kommt, dass es mittlerweile unglaublich schwer geworden ist dauerhaft in Australien zu bleiben (was ich gut finde!!!) - aber ich will es versuchen!
Das steht nun definitiv fest.

Da ich immer gerne einen Plan B habe, steht für mich außerdem fest, sollte ich es nicht schaffen das Visum zu bekommen, dass ich zu meiner Familie nach Italien ziehen werde und mein Weg dort irgendwie weitergehen wird.
Diese Entscheidung hat natürlich weitgreifende Folgen. Egal wo ich hinziehe bzw. letztendlich bleiben werde - mir ist durchaus bewusst, dass ich vermutlich einige Freunde verlieren werde, es schwieriger sein wird mit mir in Kontakt zu treten bzw. Kontakt zu halten, ich meine lieben Freunde deutlich seltener sehen werde (vermutlich nicht öfter als 1-2 mal pro Jahr, aber egal wie sehr ich meine Freunde auch liebe:
Jeder von uns hat nur ein einziges Leben und meinen Weg nach dem meiner Freunde zu richten halte ich für falsch. Jeder von uns sollte dort leben wo er glücklich ist und wenn das über 14.000km entfernt ist, dann ist das eben so, so traurig das sicher noch sein wird...

Ihr fragt euch jetzt sicher was ist mit Diego?
Dazu kann ich sagen, dass mein Kampf für die "Permanent residence" mit der Entscheidung ihn wegzugeben begonnen hat.
Viele von euch werden jetzt entsetzt sein und sich denken: Was macht das Mädel denn da nur für einen Scheiß? Und wie konnte sie nur? Sie hat ihn doch so geliebt? Ich könnte so etwas niemals tun... usw usw usw.
Deshalb möchte ich euch diese Entscheidung kurz erläutern:
Diego ist meine große Liebe und nur wenige von euch können sich vorstellen wie sehr ich diesen kleinen Kerl wirklich liebe. Genau das war letztendlich auch der Grund meiner Entscheidung!
Diego ging es in den letzten Jahre nicht sehr gut. Ständig hatte er Magenprobleme, Durchfall, merkwürdige Krankheiten, musste dauernd brechen und ständig zum Tierarzt, war eigentlich permanent unzufrieden/unruhig und dauernd krank - wie ich!
Ich habe immer mein bestes gegeben damit es ihm gut geht, habe das beste Futter gekauft, mich schlau in Naturheilkunde für Hunde gemacht, extra einen Job in der Nähe angenommen, damit ich in den Mittagspausen zu ihm nach Hause kann und ihm keinen verrückten Hundesittern mehr aussetzen muss usw usw usw.
So gut ich es konnte, habe ich die letzten Jahre mein Leben komplett nach ihm gerichtet. Ging es ihm dadurch besser? NEIN!
Selbstverständlich haben hier sicher auch die zig Wohnungswechsel und das ständige auf und ab mit Benny und mir eine große Rolle gespielt.
Es hat mir unglaublich weh getan zu sehen, dass es ihm nicht gut geht, obwohl ich alles erdenkliche versucht habe, damit er glücklich ist.
Meine Hundesitterin und mittlerweile auch gute Freundin Lena bekommt das ganze Geschehen jetzt schon ein paar Jahre mit und während meiner Zeit bei Vitra habe ich ihn immer zu ihr gebracht. War ich am Anfang noch sehr misstrauisch durch die ganzen schlechten Erfahrungen mit anderen Hundesittern, hat sie bzw Diego mich schon nach kurzer Zeit vom Gegenteil überzeugt. Diego ist bei ihr im wahrsten Sinne des Wortes aufgeblüht und hat sich von der ersten Sekunde pudelwohl bzw. podencowohl gefühlt.
Nach kurzer Zeit ist er Abends wenn ich zum Abholen gekommen bin, nicht mal mehr aufgestanden. War Lena da – war Diego glücklich. Einen größeren Beweis für ihr Können brauche ich nicht.
Deshalb viel meine Entscheidung bei der Suche nach einem Hundesitter für meinen Australientrip logischerweise auch sofort auf sie.
Die Bilder die ich die letzten Monate immer wieder von ihr bekommen habe, erzählen eine komplett fröhliche und wunderschöne Geschichte von Diego.
Diego ist angekommen. Er ist gesund, hat keinerlei gesundheitliche Problem mehr, jagt keine Katzen mehr (wie zum Teufel sie das hinbekommen hat weiß ich beim besten Willen nicht...) er ist verliebt und unglaublich verrückt nach dem Zweithund der Familie namens Ella und liebt die beiden Söhne.
Er darf aufs Sofa zum kuscheln, in die Betten der Jungs zum knuddeln, bekommt mehr Auslauf als ich ihm jemals zukommen lassen könnte, ist so gut wie nie alleine und er wird von der ganzen Familie geliebt. Er ist DAHEIM!

Behalte ich ihn gibt es 3 Möglichkeiten:
1. Ich bleibe hier in Australien und hole ihn nach. Extremer Stress durch die 2 Tage lange Reise mit anschließender wochenlanger Zwangs-Quarantäne wo er alleine, eingesperrt und von fremden Menschen versorgt keinen Besuch von mir empfangen darf.
Danach: Neue und deutlich gefährlichere Natur durch Schlangen und Spinnen, extremer Klimawechsel und wieder eine ungewohnte Umgebung. Dazu kommt, dass ich ihn hier tagsüber wenn ich arbeite wieder neuen Hundesittern aussetzen müsste.
Fühlt er sich dann hier nicht wohl, geht es gerade wieder zurück, die ganze Tortur retour.
2. Ich ziehe nach Italien, nehme ihn mit dorthin. Das bedeutet ich kann nicht bei meiner Familie wohnen, sondern brauche eine eigene Wohnung, denn meine Oma hat eine Katze und mein Vater ist hochallergisch gegen Hundehaare. Wie finanziere ich dann eine eigene Wohnung? In Italien gibt es kein Arbeitslosengeld wie bei uns. Was wenn ich Arbeit gefunden habe? Wieder ein neuer und evtl beschissener Hundesitter? Dann je nachdem wo ich wohne, keinen Auslauf im Grünen sondern mitten in der Stadt?
Ein hundefreundliches Leben sieht anders aus.
3. Ich warte ab und zahle die nächsten 1,5 Jahre weiter wie bisher jeden Monat 650€ für ihn. Das ist für mich so einfach nicht mehr weiter tragbar.

In jedem Fall würde ich ihn wieder aus wirklich stabilen und schönen Verhältnissen raus reißen was ihm sicher nicht gut tun würde.
Viele von euch haben mich für verrückt gehalten soviel Geld für „einen“ Hund zu zahlen. Aber genau das macht meine Liebe zu ihm aus. Ich wollte das Beste für ihn und er hat es bekommen!
Ihn in eine Pension oder geschweige ins Tierheim zu geben wäre für mich NIEMALS in Frage gekommen.
Hätte ich auch nur eine Sekunde daran gezweifelt, dass es ihm gut geht wäre ich ins nächstbeste Flugzeug gestiegen und umgehend zurück gekommen egal was es mich gekostet hätte!
Und das hat sich nicht geändert. Ich liebe Diego nach wie vor, werde ihn auch auf jeden Fall wiedersehen und einen Vertrag mit den neuen Besitzern machen. Diego wird niemals! in einem Tierheim landen oder sonstiges. Davor werde ich zurück kehren und ihn wieder zu mir holen.
Aber mal ganz ehrlich – würde ich auch nur eine Sekunde daran zweifeln dass er es dort wo er jetzt ist nicht wirklich gut hat, würde ich ihn niemals weggeben!
So, und nun habe ich meine Entscheidung denke ich genug gerechtfertigt :-)! Wer immer noch nicht überzeugt ist, hier noch ein paar Bilder:








Ella und Diego:













... link


Mittwoch, 19. Juli 2017
Der Tod stinkt...
keine 100km von Karijini Nationalpark entfernt, fahre ich fast auf einen LKW drauf.... Unaufmerksamkeit wird hier sofort bestraft, sei es durch eine Kuh auf der Straße (dazu komme ich noch) oder durch eine Schlange stillstehender LKW mitten auf dem Highway.
Zum Glück mal wieder alles gut gegangen und ich fahre an ihnen vorbei um zu einer Tankstelle zu gelangen.
Als ich nach dem tanken weiterfahren möchte, werde ich freundlich an einer Straßensperre von den Bauarbeitern aufgeklärt, dass der Highway noch mindestens 24 Std komplett gesperrt ist. Alternativ könnte ich ja 600km an der Küste entlang fahren...
Ich parke daher erst mal neben einen der Trucks und komme mit einem der Truckfahrer ins Gespräch, der mich prompt auf ein Glas kaltes Wasser einlädt. Da es gefühlt 50Grad hat und man es draußen fast nicht aushält, nehme ich dankend an.
Er klärt mich auf, dass 24 Std auch 3 Tage bedeuten kann und er bereits seit 2 Tagen hier fest sitzt. Es gab wohl einen sehr schlimmen Unfall, mehr Infos hat er auch nicht. FANTASTISCH - dann hätte ich mir im Nationalpark viel mehr Zeit lassen können und für einen kurzen Moment überlege ich mir ob ich direkt zurück fahren soll...
Da ich zu müde bin, verschiebe ich die Entscheidung auf den nächsten Tag und genieße erst mal mein eiskaltes Wasser... wobei... irgendwie schmeckt es -scheiße-... so nach Asche.... Als ich genauer hinsehe, sehe ich Asche in meinem Wasser und mir kommt es fast hoch.
Das Glas des Truckfahrers wurde von ihm wohl auch als Aschenbecher genutzt und als ich die Aschereste im Wasser sehe, ist es bereits zu spät und ich habe die Hälfte schon getrunken...
Ich gehe jetzt aber mal stark davon aus, dass der Gute das einfach nicht geblickt hat und es ein Versehen war!
An der Tankstelle finde ich ein schattiges Plätzchen für mein Auto und gönne mir erst mal eine kalte Limo um schnell einen anderen Geschmack im Mund zu bekommen.
Glücklicherweise gibt es im Tankstellenrestaurant auch Strom und ich kann meinen Blog in aller Ruhe schreiben und einen Film nach dem anderen genießen. Dazu noch Pommes mit Knoblauchmajo - Perfekter Abend!
Als ich dann noch einen schönen Anruf aus DE bekomme und fluchtartig die Tankstelle verlassen möchte um besseren Empfang zu haben, fragt mich die Angestellte noch wo ich heute Nacht schlafen werde. Nachdem ich sie aufgeklärt habe, bietet sie mir an kostenlos auf dem eigentlich kostenpflichtigen Tankstellencampingplatz zu übernachten. Dort sei es sicherer und wenn ich möchte darf ich auch gerne noch kostenlos duschen gehen. (Kostet eigentlich 3,50$)
OHNE WORTE!!! Ich bin immer wieder fassungslos über die Freundlichkeit der Aussies die hier einfach ALLTAG und SELBSTVERSTÄNDLICH ist.
Nach einer ruhigen Nacht erfahre ich dass der Highway tatsächlich gegen Mittag wieder eröffnet wird und entscheide mich zu warten.
Da mittlerweile hunderte von Menschen an der Tankstelle warten und das Gedränge der Wohnwägen und LKW sicher einen langen Stau verursachen wird, mogle ich mich mit meinem Auto ganz nach vorne vor den ersten LKW. Keiner nimmt es mir krumm und ich muss später nicht zig Überholmanöver starten.
Nach weiteren 1,5Std warten ist es endlich soweit und der Highway wird freigegeben.
Etwa 70km später komme ich zur Unfallstelle die immer noch einem Schlachtfeld gleicht.
Ein LKW hängt seitlich an der Brücke runter, das Geländer völlig zerstört. Überall Blechteile... Ein anderes Auto ist zerstört auf der anderen Straßenseite. Dazwischen liegen unzählige tote Kühe.
Scheinbar war ein Viehtransporter mit Kühen am Unfall beteiligt.
Mir bleibt genau ein Augenblick Zeit um Mitleid für die armen Tiere zu empfingen, bis ich beim nächsten Atemzug fast kotzen muss (ja ich meine wirklich kotzen!!!)!
Die Kühe liegen seit 3 Tagen in der prallen Sonne bei weiß Gott wie viel Grad. Den Gestank kann sich keiner Vorstellen der nicht schon mal intensiven Verwesungsgeruch geschnüffelt hat.
Ich bin echt kein Sensibelchen, aber mein Müsliriegel den ich gerade nebenher gefuttert habe schmeiße ich angewidert in die Ecke.
Auch ein Schluck Wasser hilft nicht. Das ganze Auto riecht nach TOD!
Es hilft alles nichts und nach 2 mal würgen, halte ich die Luft an und gebe Vollgas. Alle Fenster runter....
Der Gestank ist so intensiv, dass ich es noch eine halbe Stunde später rieche – und ich bin nur vorbeigefahren. Kein Wunder dass die Helfer an der Unfallstelle Atemschutz tragen...
2 Vitamin C Tabletten mit Orangengeschmack helfen mir schließlich gegen die Übelkeit und zum Glück habe ich erst eine halbe Std. später erfahren was wirklich passiert ist, sonst hätte ich mich vermutlich wirklich übergeben!
Das Schlachtfeld hat leider nicht nur den Kühen, sondern auch den Eltern von 2 Teenagern das Leben gekostet. Die 2 Teenies die auf der Rückbank saßen, wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht aber für die Eltern kam jede Hilfe zu spät...



Ziemlich mitgenommen und nachdenklich fahre ich die nächsten Stunden auf dem Great Northern Highway dahin....
Das Leben kann so schnell vorbei sein... Jeder einzelne Augenblick ist wertvoll....
Jeder Moment sollte achtsam gelebt werden! Wie oft ertappe ich mich mit den Gedanken in der Zukunft oder in der Vergangenheit und die Realität zieht fast unbemerkt an mir vorbei....
Wie lange war mir doch soooo vieles in meinem Leben egal... wie viele Jahre war es mir völlig wurscht wann ich gehe.... wie viel Zeit ich noch habe.... BIS JETZT!
Denn zum ersten mal in meinem Leben bin ich derart glücklich, dass ich einfach nur LEBEN möchte und dankbar bin es zu können – was wiederum aber auch Ängste mit sich bringt...
Wie lange habe ich noch? Wie lange darf ich mein Leben noch genießen?
Ein Spruch den ich entdeckt habe, beruhigt mich ungemein:

Wenn du depressiv bist lebst du in der Vergangenheit
Wenn du Angst hast lebst du in der Zukunft
Wenn du inneren Frieden erlebst dann lebst du in der Gegenwart! Laotse

Heißt für mich: Mein „glücklich sein“ akzeptieren und einfach dankbar sein, dass ich erkennen durfte wie lebenswert das Leben ist!

Als ob ich eine Belohnung für diese Gedanken bekommen würde, taucht plötzlich aus dem Gebüsch am Straßenrand etwas großes auf.
Ich bremse ab und sehe zum ersten mal in meinem Leben wilde Pferde!!! Traumhaft schön und gleichzeitig sehr gefährlich, denn die Guten laufen einfach gemütlich über den Highway.
Kurze Zeit später sehe ich dann auch schon das erste tote Pferd am Straßenrand...
Die Kängurus sind hier im Nordwesten Australiens schon lange kein Thema mehr.
Eine deutlich größere Gefahr lauert hier ungesehen in den Büschen direkt am Highway: WILDE Pferde und Kühe! Dagegen sind die Kängurus ein Witz und die zerstören bei einem Aufprall schon ein Auto.
Ich will nicht wissen wie ein Auto bzw. der Fahrer aussieht wenn man mit 110 Sachen frontal in eine Kuh oder ein Pferd rein donnert...
Die ganzen Holzkreuze am Straßenrand, die toten Kuhkadaver, die zerstörten und ausgeschlachteten Autos am Highway vermitteln alle die gleiche Botschaft: FAHR VORSICHTIG!
Als die Sonne langsam untergeht, halte ich nervös Ausschau nach dem nächsten freien Campingplatz. Laut Campermate sind es noch 150km bis zum nächsten. Das schaffe ich definitiv nicht mehr bevor es stockfinster ist... Zu riskant für mich und ich entscheide mich das Risiko eines Strafzettels auf mich zu nehmen und stelle mich auf einen einfachen Parkplatz direkt am Highway.
Gerade als ich die Vorhänge befestigt habe und raus zum pinkeln möchte fährt ein großer Geländewagen mit lauter Musik auf den Parkplatz. Keine Sekunde zu früh denn sonst hätte er mich voll dabei überrascht.
(Da man hier hunderte von Kilometern fährt, ohne auch nur einem einzigen Wagen zu begegnen, war die Chance nicht so groß dass in den nächsten Minuten wer auftaucht). Ich schaue raus und ein etwas komisch wirkender Typ steigt halbnackt aus dem Auto und werkelt in seinem Kofferraum rum. Immer wieder spielt er, mit einer kurzen Pause in der pfeifend um sein Auto läuft, das gleiche Lied ohrenbetäubend laut ab.
Fehlt nur noch die tote Blondine bei ihm im Kofferraum denke ich mir und entscheide mich lieber im Auto zu bleiben.
Generell bin ich ja sehr offen aber manchmal höre ich dann doch lieber auf mein Bauchgefühl zumal 400km um mich herum nichts außer Wüste bzw. Busch ist.
Zum Glück gibt es Vorhänge und einen Nachttopf! Problem gelöst!
Dank Telstra habe ich hier in der Pampa richtig guten Empfang und buche mir (im Anschluss an meinen Trip) spontan einen Flug zurück nach Perth.
Noch schnell eine Überraschungsnachricht an Sandra schicken und um 1 Uhr Nachts heißt es dann endlich mal schlafen.
Kurz vor 6 werde ich wach und springe putzmunter aus dem Auto. Der Parkplatz ist leer. Keine Menschenseele weit und breit. Man hört – NICHTS!
Die Sonne geht langsam auf und ich habe unglaublich Lust zu tanzen. Musik aufgedreht und los gehts - ist ja keiner da :-D!
Gut gelaunt geht es nach Broome – es sind nur noch 3-4Std Fahrt! Yipieeeh!

Broome
Als ich das Meer sehe, verschlägt es mir die Sprache. Ich habe natürlich schon sehr viele und auch schöne Strände gesehen, aber so schön kam es mir noch nirgends vor! Muss wohl am Kontrast liegen - blaugrünes Wasser und rote sandige Umgebung...







Kurz die heißen Füße ins Wasser halten und dann wird erst mal gefrühstückt. Cracker mit Philadelphia und Nutella – AM STRAND – traumhaft und lecker!





Gleich nach dem Frühstück flüchte ich vor der Sonne in die Stadt, gönne mir einen kalten Eistee und erforsche Broome etwas.



Eine wirklich süße kleine Stadt mit vielen Läden.
Broome ist außerdem für seine Perlentaucherei bekannt und überall kann man die wunderschönen „Schmuckstücke“ betrachten.
Weiter geht’s zu versteinerten Dinosaurierspuren, jaaaaa richtig gelesen! In Broome gibt es echte Dinosaurierspuren!











Sehr eindrucksvoll und die Umgebung lädt außerdem zum Klettern an der Felspromenade ein.
Mein Fazit zu Broome: Ein wunderschöner Urlaubsort mit vielen Läden und unglaublich schönem Strand (Cable Beach).
Broome hat meine Laune zwecks Westküste deutlich gehoben!

Litchfield Nationalpark
Gegen Nachmittag geht es noch ein paar Stunden Richtung Darwin weiter.
Die Natur ist der Wahnsinn! Ich tauche in eine grüne und tief rote Welt ein.



Der Farbkontrast ist umwerfend und ich genieße die Fahrt bei guter Musik.
Plötzlich läuft direkt vor mir eine weiße wilde Kuh auf die Straße! Vollbremsung, Ausweichmanöver und dank meiner Hupe bleibt sie einen kurzen Moment verdutzt stehen. Crash gerade so verhindert. Puuuuh jetzt bin ich wieder wach :.D!

Eine wilde Kuh


Nach dieser Aktion wird mir noch bewusster, wie gefährlich die guten Viecher sind und ich fahre wieder, gerade noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang, auf einen Parkplatz. Da hier noch zig andere Wohnwägen und Autos stehen und wir mitten in der Wildnis sind, gehe ich nicht davon aus, dass ein Ranger hier vorbeikommt und selbst wenn, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass er allen einen Strafzettel verpasst.



Am nächsten Morgen geht es früh weiter.
Nach einem weiteren Tag nur fahren, campe ich auf einem legalen und kostenlosen Campingplatz. Die Hitze ist unerträglich und ich überlege mir kurz im Fluss baden zu gehen. Zum Glück lass ich es bleiben, denn wie ich von einem Australischem Paar erfahre, kann es hier bereits Krokodile haben.
Da die beiden Richtung Westen reisen bekomme ich ihr ganzes Obst und ihren Honig geschenkt - lecker! (An der Westgrenze gibt es Kontrollen und man muss Obst, Gemüse und Honig abgeben!)
Irgendwann muss ich mal für kleine Mädels. Leider gibt es auf dem Rastplatz nur ein widerlich stinkendes Plumpsklo. Da zu viel los ist, fällt „wild pinkeln“ flach und ich quäle mich zur Toilette. Als ich die Toilettentüre öffne, sehe ich plötzlich etwas auf dem Boden weg huschen. Erschrocken leuchte ich mit der Handytaschenlampe nach draußen. Die 2 schwarzen Schatten flitzen wieder ins Klo.
Ich rechne mit Mäusen aber NEIN – es sind Kakerlaken und zwar in Mausgröße!
Zum Glück sind sie so scheu, dass sie sofort aus dem Klo raus huschen als ich dann wirklich reingehe.... Als ich dann aber den Klodeckel hoch mache und mir eine dieser extrem großen und fetten Kakerlaken an der vollgeschissenen Klowand entgegen kommt, ist es mir zu viel und ich renne angewidert raus!
Ein paar Meter vom Campingplatz entfernt, nur nicht zu tief in den Busch wegen der Schlangen, gerade hingesetzt und am laufen lassen, flattert hinter mir wohl ein großer Vogel hoch und ich lasse einen sehr lauten Mädchenschrei los und falle fast um.
Ich bekomme einen Lachanfall und höre die anderen Camper auf dem Campingplatz auch loslachen. Mit Tränen in den Augen vor lachen komme ich an meinem Auto an. Zum Glück hab ich mich vor Schreck nicht auch noch voll gepinkelt :-DDDDD!
Die Hitze hält die ganze Nacht an und an Schlaf ist nicht zu denken.



Am nächsten Morgen geht es bei Sonnenaufgang weiter.
Es ist bereits um 8 so heiß, dass man es in der Sonne fast nicht aushält und ich möchte einmal kurz anmerken: Hier ist gerade WINTER!!! Im Sommer hat es hier gute 50Grad. Die ganzen Buschbrände verwundern mich jetzt wirklich nicht mehr...
Auch die Vögel sind irgendwie komisch hier drauf...
Bereits am Vortag sind mir mehrere Vögel a la Selbstmordkommando gegen die Windschutzscheibe geknallt.
Eine fette australische Taube habe ich ebenfalls überfahren, weil sie mir direkt unter den Reifen geflattert ist.... RIP!
Auf der Fahrt überfahre ich wieder einen hübschen Vogel der einfach nicht weg fliegen will... vermutlich zu faul um wegzufliegen... und ich bin zu langsam zum ausweichen.... Hops und platt war er... armes Ding. RIP! Die Hitze und die Müdigkeit setzen mir ganz schön zu. Nachts kann man nicht schlafen und tagsüber soll man konzentriert Auto fahren... Puuuuh!
In meinem Auto ist es so heiß, dass der Kleber von den Vorhängen schmilzt und alle Vorhänge runter fallen.
Mein Handy gibt nach 10min Akku laden auf und teilt mir mit: Akku Temperatur zu hoch! Ladevorgang abgebrochen! Na super...
Der Zeitpunkt ist da: Die Klimaanlage wird zum ersten Mal eingeschalten! (Ich mag Klimaanlagen eigentlich nicht, weil man recht schnell davon krank wird)
Erschöpft aber glücklich komme ich im Litchfield Nationalpark an und gönne mir zur Ablenkung erst mal einen „Luxus“ Campingplatz mit Dusche und einen eiskalten Eistee.
Zum Abendessen gibt es selber gemachte Guacamole mit frischen Avocados, Zitronen, Olivenöl, Parmesan, Salz, Pfeffer und Pancakes – Ein Festmahl!
Danach kann ich gerade noch mal unter die Dusche.
Leider ist auch in dieser Nacht nicht an Schlaf zu denken. Es ist einfach zu heiß.



Nach einer langen Dusche am Morgen geht es in den Litchfield Nationalpark und ich werde nicht enttäuscht. Mitten im Busch gibt es einen traumhaften Wasserfall mit natürlichem Pool. Was will man mehr bei der Hitze?











Darwin
Gegen Nachmittag geht es dann weiter nach Darwin ins Krokodil-Center.
Mein erster Eindruck von Darwin? Viel Polizei unterwegs hier! Vermutlich zum Schutz der Touris...
Als ich mein Salzwasserkrokodil „schwimmen“ buchen möchte (man hat hier in Darwin die Möglichkeit mit einem Salzwasserkrokodil im Glaskäfig zu tauchen), wird mir mitgeteilt, dass alles die nächsten 6 Tage ausgebucht ist. In 5 Tagen fliege ich jedoch schon nach Alice Springs...
Etwas enttäuscht buche ich mir ein normales VIP-Ticket für immerhin 80$ und suche mir ein Hostel in der Nähe.
Ich bin noch keine Stunde in Darwin und bereue bereits, dass ich mir nicht mehr Zeit in Broome oder im Karajini Nationalpark genommen habe...
Darwin gefällt mir nicht und ich fühle mich zum ersten mal einsam und alleine!
Im Hostel angekommen (ich habe mir online noch ein freies Bett in einem 8er Frauen Zimmer mit KLIMAANLAGE reservieren können), muss ich erst mal 2 Stunden auf den Manager warten um einchecken zu können. Zum Glück gibt es Ventilatoren :-).
Als ich dann endlich auf mein Zimmer kann, freue ich mich schon auf ein bisschen Ablenkung durch die Mädels, bis ich die Türe öffne und feststelle dass ich mit 7 !!! Asiatinnen auf dem Zimmer bin.
Tja … unterhalten oder neue Leute zum weggehen finden – denkste! Asiaten bleiben nämlich immer gerne unter sich und unterhalten sich fast nur in ihrer Sprache. Nach einer kurzen Begrüßung lege ich mich frustriert ins Bett und schlafe erschöpft mit dem fröhlichen und lauten asiatischem Geplapper ein.
Als ich wieder aufwache ist es bereits dunkel und ich bin alleine im Zimmer.
Ich geselle mich zu den anderen Backpackern. Unterhalten – Fehlanzeige! Ich sitze mit 6 Franzosen am Tisch :-D!
Ein einsamer Chinese spricht mich an und versucht sich mit mir zu unterhalten. So süß er doch ist, ist eine Unterhaltung nicht möglich, da sein Englisch so schlecht ist, dass er fast nichts versteht. Er entschuldigt sich und ich verziehe mich wieder ins Bett.
Während ich bis Nachts um halb 3 mit Freunden aus DE chatte, schnarcht die eine Asiatin, die andere wälzt sich permanent hin und her und um 2 kommen plötzlich 2 scheinbar betrunkene Asiatinnen zur Tür rein und quatschen in Diskolautstärke miteinander. Nach einem eindringlichen „PSCHHHHHT“ von mir, beginnen sie zu flüstern, lassen aber die Türe sperrangelweit offen stehen...
Irgendwann schlafe ich kurz ein, bis eine der Asiatinnen etwas fallen lässt – es ist gerade mal 5:30Uhr... aaaargh! An Schlaf ist nicht mehr zu denken und nach einer erfrischenden Dusche, einem sehr ärmlichen Frühstück und etwas Blog schreiben, mache ich mich auf den Weg zum Krokodil-Center.
Verzweifelt suche ich eine kostenlose Parkmöglichkeit. Fehlanzeige! Da es schon kurz vor 10 ist und ich um 10 die Tour gebucht habe, ist es mir wurscht und ich parke auf einem der teuren Parkplätze vor dem Krokodil-Center.
Blöd nur wenn man kein Kleingeld dabei hat... ich quatsche ein paar Passanten an, die mir einen 5$ Schein wechseln.
Ich schmeiße gerade die 5$ in die Parkuhr ein und will auf den grünen Knopf drücken als ich ein lautes „HEEE MISS“ von der Straße höre. Ich sehe auf und ein Mann im Geländewagen hat angehalten und ruft mir zu: „Heute ist Sonntag – Parken kostet heute nichts“!
Völlig perplex bedanke ich mich und drücke auf den roten Knopf und meine 5$ kommen wieder raus... Keine Sekunde zur früh hat der Gute angehalten und mich aufgeklärt. Wie schon unzählige Male davor, bin ich mal wieder fassungslos über die Freundlichkeit der Australier!!!
Punkt 10Uhr komme ich zum Eingang und werde sofort freundlich von einer Angestellten begrüßt und zur Gruppe gebracht.
Nach ein paar allgemeinen Infos über Krokodile, geht es zur Fütterung und jeder von uns darf ein Salzwasserkrokodil füttern. Das „Monster“ hat bereits 80 Jahre auf dem Buckel, ist 6,9 Meter lang und wiegt unglaubliche 790Kg!!!! Relativ faul und gemütlich nimmt es das Fressen an... nur nicht zu viel bewegen, das Futter kommt ja eh zu mir :-D!
Wir kommen zum Glaskäfig und ich bin froh, dass ich „nur“ das VIP-Ticket gebucht habe.



Direkt unter dem Salzwasserkrokodil-Pool ist alles verglast und man kann das Krokodil mindestens genauso gut betrachten und bleibt dabei auch noch trocken.
Weiter geht’s zu den Babykrokodilen und jeder von uns darf ein Babykrokodil halten. Sehr süß das kleine, allerdings passt mir überhaupt nicht, dass ihm das Maul zugebunden wurde...
Natürlich haben auch die kleinen bereits scharfe Zähne aber man kann sie problemlos so halten, dass sie einen nicht beißen können?!
Nach einer weiteren Babykrokodil-Fütterung geht es zu meinen Favoriten den Schlangen.
Keine Ahnung warum ich Schlangen so toll finde - ich würde nie eine halten, finde es abartig lebende Mäuse oder Meerschweinchen zu verfüttern, aber faszinieren tun sie mich ungemein...
Meine erste Schlange heißt Marta und ist eine kleine Würgeschlange die unglaublich zutraulich und neugierig ist. Sie kriecht mir sofort am Hut hoch und begutachtet ihn neugierig.
Die nächste Würgeschlange stand da wohl nicht so drauf und versuchte 2 mal auszubüxen :-D!
Nachdem wir noch ein paar einheimische Echsen halten durften, geht es weiter zu den giftigen Schlangen und ich sehe meinen „heißgeliebten“ Taipan (die wohl giftigste Landschlange der Welt). Sehr faul und ohne jegliche Regung liegt er da im Terrarium rum...



Zu gern hätte ich ihn mal in freier Wildbahn gesehen – natürlich mit genügend Sicherheitsabstand!
Generell flüchten die Schlangen hier, wenn man genug Lärm beim Laufen macht (für mich überhaupt kein Problem :-D).
Fakt ist, dass die giftigsten Schlangen der Welt alle hier in Australien heimisch sind.
Hier die Rangliste:
Platz 1: ...and the winner iiiiiis … definitiv der TAIPAN! Eigentlich scheu aber wenn er sich bedroht fühlt, beißt er gleich mehrmals zu.
Platz 2: Brown Snake – gilt als sehr aggressiv!!! Die meisten Bisse mit Todesfolge gehen auf ihr Konto!!!
Platz 3: Tiger Snake – gilt als sehr aggressiv!!! Meiste Bisse generell gehen auf ihr Konto
Platz 4: Death Adder – scheu, recht ungefährlich. Greift Menschen i.d.R. nicht an
Platz 5: Seeschlange – GIFTIGSTE Schlange der Welt, jedoch recht ungefährlich da sie nicht aggressiv ist.
Platz 6: Copperhead Snake – scheu, recht ungefährlich. Attackiert zum Schein und beißt i.d.R. nicht zu















Nach der Führung geht’s in die Stadt und ich schaue mir Darwin etwas genauer an.
Leider stimmen die ganzen Geschichten über zahlreiche betrunkene Einheimische... Sie brüllen herum, stellen sich Passanten provokativ in den Weg, betteln sehr aufdringlich, schreien einen an oder liegen einfach betrunken mitten auf dem Gehweg rum... ein sehr trauriges Bild und es tut mir weh diese Menschen so zu sehen....
Was die Sicherheit angeht – es ist enorm viel Polizei unterwegs und die Stadt ist komplett Videoüberwacht. Trotzdem wechsele ich lieber die Straße wenn ich betrunkene Einheimische sehe und Nachts würde ich hier sicher nicht alleine herum laufen.
Darwin ist nicht „meins“ und ich entscheide mich ein paar Tage in die Natur abzutauchen.
Kaum auf einem „Campingplatz“ 50km außerhalb von Darwin angekommen, geht es mir schon deutlich besser.
Kein Empfang, mitten in der Natur direkt an einem Fluss (das werde ich noch bitter bereuen wegen der Moskitos) – Perfekt um die nächsten Tage, bis zum Flug nach Alice Springs, zu überstehen.







Ich treffe ein paar sehr verrückte Australier und ihren Chihuahua „Boss“. Sie leben schon seit einer Weile hier und chillen auf ihrer aufblasbaren Couch. Das erste was mir gesagt wird: Schwimm nicht im Fluss! Es gibt Krokodile hier!
Als ich mich etwas abseile um für kleine Mädels zu gehen, laufe ich durch ein Stück Wald am Fluss entlang und schnuppere auf einmal einen mir sehr bekannten Geruch: Krokodil-Scheiße!
Nach dem Tag im Krokodil-Center in Darwin weiß ich nur zu gut wie das riecht und beobachte misstrauisch das Flussufer.
Ein komisches Gefühl wenn man nicht weiß ob direkt neben einem eins lauert...
Das schlimmste allerdings sind die Moskitos. Meine beiden Beine fühlen sich wie ein einziger großer Stich an. Eine Qual und das trotz Autan.
Nach 2,5 Tagen „Entgiftung“ von negativen Gefühlen und keinem Kontakt zu irgendwem, geht es kurz zurück nach Darwin um etwas Essen einzukaufen.
Lange halte ich es dort nicht aus und es geht schneller wieder zurück in die Natur als gedacht.
Da ich die Moskitos nicht mehr ertrage, muss eine Alternative zum letzten Campingplatz her und ich entscheide mich für einen kostenpflichtigen der nicht an einem Fluss liegt. Endlich mal wieder eine Dusche, Toiletten mit Spülung und einen Sitzbereich mit Strom.
Perfekt um mal wieder Blog zu schreiben als sich plötzlich neben mir etwas am Boden bewegt.
Erschrocken hopse ich fast vom Stuhl und brauche einen Moment um zu kapieren, dass ich von zig Kröten umgeben bin.
Überall hopsen sie herum und mampfen genüsslich zu niedrig fliegende Insekten. Irgendwie gruselig und ich verziehe mich ins Auto.



Bevor ich schlafen gehe muss ich nochmal kurz für kleine Mädels und während ich spüle, ärgere ich mich über meine Vorgängerin... „immer diese Schmutzfinke die das Klo nach dem Kacken nicht kurz putzen können“ als sich der vermeintliche „Scheiß-Fleck“ bewegt und verzweifelt gegen den Spülvorgang wert. Es ist ein Frosch!
Tatsächlich habe ich gerade auf einen Frosch gepinkelt...
Ist zwar (wie meine Freundin so nett ausdrückte) Prinzessinnen-Pipi, aber trotzdem tut mir der arme Kerl für eine Sekunde echt leid...
FÜR EINE! Denn im selben Augenblick schaut er mich frech an, springt ins Wasser und schwimmt durchs Abwasserrohr auf und davon.
PERVERSER KERMIT!!! Ich will mir gar nicht vorstellen was passiert wäre, wenn der mir unten hin gesprungen wäre während ich am pinkeln bin....



Eins ist sicher, auf dem Campingplatz hätte sicher keiner mehr geschlafen und alle wären vor Schreck aus ihren Betten gefallen wenn ich losgelegt hätte mit Schreien :-D!

Tim&Jack
Am nächsten Tag lerne ich Jack, einen netten Kerl der auf dem Campingplatz lebt, kennen und wir spielen ein paar Runden Schach.



Ich bin kein guter Schachspieler und bin schon froh wenn ich länger als 30min überlebe. Jack bringt mir ein paar Tricks bei und ich bekomme als Trostpflaster ein Bier. Da verliert man doch gerne... :-D!
Als ich abends wie immer noch einmal auf Toilette gehe (ich schwöre ich habe vorher extra gespült und das Klo auf Frösche gecheckt) passiert mir das selbe Malheur noch einmal und ich pinkle schon wieder auf einen Frosch.
Als ich mich umdrehe nach dem pinkeln, sitzt er einfach plötzlich da...
So ein Spanner!!! Gruselig und eklig diese Viecher... (und giftig dazu, wie ich später noch erfahren habe)!
Um mich abzulenken setze ich mich noch etwas zu den Leuten vom Campingplatz dazu.
Das Gespräch dreht sich die ganze Zeit um leckeres Essen und Rezepte und ich spüre meinen knurrenden Magen. Mein Abendessen bestand aus Salt&Vinegar Chips...
Als ich gefragt werde, was es bei mir gab versuche ich lachend das Thema zu wechseln.
Einer der Männer heißt Tim und bietet mir an, seine Pizza später mit mir zu teilen. Gerührt und dankend lehne ich ab. Die Campingplatzmanagerin schaut mich an, verdreht die Augen und meint nur, hör auf so schüchtern zu sein, nimm einfach an und genieße es! Ich und schüchtern pfffffh.... alles klar, ich sage zu und wir verabreden uns eine halbe Stunde später.
Dann verziehe ich mich noch mal ins Auto und vergesse vor lauter Telefonieren die Zeit bis es an meinem Auto klopft. Es ist Tim der mir mitteilt dass das Essen fertig ist.
Eigentlich mag ich es überhaupt nicht bei wildfremden Typen in den Wohnwagen zu steigen da allein reisende Männer i.d.R. nicht gerade zu den reinlichsten gehören. Zum Glück ist das bei Tim anders (habe später von Jack erfahren, dass er extra aufgeräumt und geputzt hat :-DDD – so ist´s brav!). Ein großer sehr alter Campingwagen mit 2 Sitzbereichen, Fernseher mit toller Musik, Klimaanlage. LUXUS!!! :-DDD!
Ich fühle mich sofort pudelwohl und es wird der lustigste und längste Abend für mich seit Wochen. Nach ein paar Bier und einer leckeren Pizza spielt Tim Gitarre und wir grölen den ganzen Campingplatz zusammen. Hoffentlich platzen den blöden Kröten die Ohren!!!! Genauer gesagt – ich gröle – denn Tim kann gut singen. Gegen 2 Uhr morgens ist der lustige Abend dann irgendwann vorbei und mir graut es bei dem Gedanken an meine „Sauna-Blechkiste“. Tim bietet mir an in seinem 2. Gästebett zu nächtigen und da er wirklich ein anständiger Kerl ist nehme ich dankend an und schlafe zum ersten mal seit Wochen wie ein Baby!





Da er am nächsten Morgen auf dem Campingplatz arbeiten muss, müssen wir leider schon um 7:30 wieder aufstehen. Auch ich habe gut zu tun, denn morgen heißt es Auto abgeben und ich muss noch alles packen und putzen.
Jack hat mir extra einen Staubsauger organisiert und ich kann in aller Ruhe packen und mein Auto reinigen. Irgendwie bin ich traurig... 14.000km bin ich mit der treuen Kiste gefahren und ich gebe sie wirklich nur sehr ungern ab, ist sie doch irgendwie mein Zuhause geworden...
Gegen Nachmittag bin ich endlich fertig und beobachte wie Jack zig Stühle aufstellt. Als ich frage was das wird, meint er nur: „Arbeit“ und zeigt auf ein großes buntes Schild: Mossies große Circusshow – heute 17h
Ich schaue ihn ungläubig an und meine nur: „Das bist du????“
Er schmunzelt und sagt nichts weiter dazu.
Tatsächlich ist das was Jack da „hinlegt“ eine richtig tolle Show und keine laienhafte Aufführung. Wie ich hinterher erfahre, führt er seine Show 2 mal die Woche auf dem bekannten Sunset Market in Darwin auf. Seine süße Hündin Molly ist Teil davon und mit ihren 14 Jahren fit wie ein Turnschuh. Alle Leute sind begeistert und es wird wild geklatscht.







Den Abend verbringen Tim, Jack und ich dann noch gemeinsam ins Tims Wohnwagen bei guter Musik und jeder Menge Bier. Auch eine Runde Schach ist noch drin.
Am nächsten Tag heißt es dann schweren Herzens Abschied nehmen von Tim, Jack, Molly und meinem heißgeliebten Auto :-(!!!
Trotzdem schön, dass meine Zeit hier in Darwin dank Tim und Jack doch noch so schön geendet hat und evtl. sehe ich die 2 in Melbourne wieder.

Auf geht’s nach Alice Springs...



Der Flughafen von Alice Springs ist wirklich süß. Als ich bei der Autovermietung ankomme, ist bereits kein Mensch mehr zu sehen. Irgendwie unheimlich so ein komplett leerer Flughafen...
Mein neuer Mietwagen ist der Wahnsinn. Die Kiste hat einfach ALLES was das Herz begehrt und ist fast neu.
Da es bereits dunkel wird beschließe ich erst am nächsten Tag Richtung Uluru zu starten und checke in ein Hostel ein.
Alles wirkt sehr steril und kalt aber die Matratzen sind neu und ich genieße erst mal einen Film in meinem bequemen Bett.



Die ganze Nacht über steigt draußen eine sehr große Feier und einige Franzosen randalieren. Feuerwerk wird gezündet... An Schlaf ist nicht zu denken. Meine Zimmernachbarinnen schlafen beide tief und fest... irgendwas mache ich falsch...
Gegen 4 Uhr morgens ist irgendwann Ruhe und ich kann etwas schlafen, bis um 6 meine Zimmernachbarin das Licht anmacht und mit packen beginnt.
Nach einer Dusche packe auch ich und starte Richtung Uluru.
Die Strecke ist die Hölle. Von 7 Stunden Fahrt sind alleine 3 Stunden auf ungeteerter „Straße“ und das mit einem Neuwagen. Ich höre nur die Steine knallen und bete, dass das Auto die Fahrt unbeschädigt übersteht.
Es geht stundenlang nur mit maximal 60 Sachen vorwärts und ich bin todmüde – so todmüde, dass mir der Kopf runter fällt und ich tatsächlich für einen kurzen Moment weg bin. Da die Sonne gnadenlos runter knallt suche ich verzweifelt – mitten im Busch- einen Baum unter dem ich parken kann damit ich wenigstens ein bisschen Schatten zum Schlafen habe.
In der prallen Sonne stehen und ein Nickerchen machen? Keine Chance!
Sehr sehr selten gibt es mal am "Straßenrand" einen kleinen Baum und ich habe Glück. Nach 15min weiterer quälenden Fahrt, lauter Musik und Klimaanlage voll aufgedreht (damit ich nicht nochmal am Steuer einschlafe), finde ich einen kleinen Baum der etwas Schatten am Straßenrand spendet und halte sofort an.
Ich rutsche rüber auf den Beifahrersitz, schnappe mein Kissen und bin im selben Moment schon weg.
Keine Stunde später werde ich klatschnass wach. Meine Klamotten sind so nassgeschwitzt dass ich sie wechseln muss und mein Kopf dröhnt. Ich trinke 1l Wasser auf ex und starte den Wagen um die Klimaanlage in Schwung zu bringen.
Kaputt aber fit genug zum fahren geht es weiter.
Nach 2 Stunden weiterer Fahrt komme ich endlich am Kings Canyon an und buche mir ein Zimmer in einem Hostel.50$ für ein Bett in einem 5 Bett Zimmer... gesalzene Preise.
Ich habe großes Glück und das Zimmer die ganze Nacht für mich alleine. Eine erholsame Nacht später richte ich mich und lüfte den Raum als ich vor der Türe etwas höre. Ich sehe nach und stehe direkt vor einem Dingo.
Völlig perplex schauen wir uns an und dann rennt er weg. Schade, ich war so verzaubert, dass ich ganze vergessen habe ein Foto zu schießen.
Gerade als ich gehen will sehe ich einen Mann mit der Kamera vor meiner Tür stehen und reagiere zum Glück schnell genug. Ein Griff zum Handy und ich habe ein Video und Fotos von dem hübschen Kerlchen „im Kasten“.



Auf geht’s zum Kings Canyon nach dieser wundervollen Erfahrung.
Da ich heute noch über 3 Stunden nach Uluru weiter fahren muss entscheide ich mich für die kürzeste Wanderung.
Leider eine Fehlentscheidung, denn der Zugang zur Aussichtsplattform ist gesperrt weil sie von einem großen Felsen zerstört wurde.
Zumindest konnte ich den Canyon auf mich wirken lassen und sah einen Teil davon, denn um eine neue Wanderung zu starten ist die Zeit leider zu knapp.









Auf geht’s nach Uluru.
Kurz nach 3 komme ich in Uluru beim Ayers Rock an und bin unglaublich geflasht. Ich hatte ihn deutlich kleiner erwartet...





Ich sehe ein paar Menschen rauf klettern und freue mich schon wie ein kleines Kind aufs Klettern. Als ich aussteige fallen mir als erstes die vielen Schilder vor dem Berg auf. Die Touristen werden gebeten nicht auf den Berg zu klettern, sondern stattdessen den Ayers Rock zu umrunden. Für die Einheimischen ist der Berg heilig und er leidet enorm unter dem Touristenandrang...
Ich überlege kurz und sehe auf die Uhr... 10,6 km und in 2,5Std geht die Sonne unter...
Egal ich schaff das! Auf geht’s um den Ayers Rock herum und ich werde nicht enttäuscht. Der Rundweg ist wunderschön und der Berg wirkt magisch in der langsam untergehenden Sonne. Kein Mensch weit und breit zu sehen...
Unglaublich faszinierend, ruhig und schön diese Wanderung! Zwar wäre ich unglaublich gerne geklettert aber den Wunsch der Einheimischen zu respektieren ist für mich Ehrensache!







Nach 1Std und 45Minuten komme ich kaputt aber glücklich wieder beim Auto an.



Da ich im Dunkeln nicht fahren möchte entscheide ich mich schweren Herzens auf den bevorstehenden Sonnenuntergang zu verzichten und direkt ins nächste Hostel zu fahren.
66$ für ein 4-Bett Zimmer – autsch! Wieder 2 Asiaten die außer „Hallo“ kein Wort mit mir sprechen. Schade, aber dafür habe ich ja genug Filme dabei.
Am nächsten Morgen heißt es Auto abgeben und auf zum Flughafen – wobei als Flughafen kann man das gar nicht bezeichnen. Es gibt genau 1 !!! Gate :-D! Das Flugzeug ist auch nicht sonderlich groß und ich bin froh als ich Abends heil in Cairns ankomme.
In Cairns heißt es dann schnell Gepäck holen, wieder einchecken und über 5 Stunden weiter nach Perth fliegen.
Zum Glück verläuft alles nach Plan und ich komme pünktlich und völlig kaputt nach über 8Std fliegen in Perth an.
Sandra und Dean (ein Backpacker aus der Villa) sind inzwischen ein Paar und überraschen mich bereits beim Gepäck abholen. Die zwei haben sich einfach reingemogelt :-D!
Die Freude ist groß und ich kann es kaum erwarten endlich wieder „Zuhause“ zu sein...

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Sonntag, 2. Juli 2017
Mädelsabend und viel zu viel Party...
Auf einen anstrengenden Arbeitstag folgt ein entspannter Nachmittag. Da Sandra und ich beide die selbe Serie lieben, wird mit Salat und gebratenem Käse eine Folge nach der anderen geschaut und dabei entspannt was das Zeug hält.
Irgendwann gehen die anderen Backpacker schlafen und wir registrieren dass es bereits Nacht ist.
Sandra und ich schauen uns an und starten grinsend die nächste Folge, wollen wir doch beide unbedingt das tolle Staffelende sehen :-)! Als es dann endlich soweit ist "schmelzen" wir gemeinsam hin und sind immer noch putzmunter obwohl bereits Nachts um 12 ist.
Ich schlage vor den Mädelsabend in meine Hütte zu verlegen, wo wir auch etwas "Lärm" machen können.
Sandra ist begeistert, schnappt sich ihre Decke, den Wein und ihren Laptop.
Wie es sich für einen ordentlichen Mädelsabend gehört, wird trotz meiner Ansage nichts zu trinken, der Wein und eine Tafel Schokolade beim Cinderella schauen vernichtet.
Draußen ist seit Stunden ein gewaltiger Sturm am toben und wir müssen den Film immer wieder auf Pause machen da der Regen teilweise so laut ist, dass wir kein Wort mehr verstehen.
Irgendwann höre ich ein leichtes Schnarchen neben mir und muss Schmunzeln. Vor nicht mal 2 min hat Sandra noch geplappert wie ein Wasserfall und nun liegt sie schnarchend da.
Ich verstaue alles und kuschel mich (um 3Uhr morgens) an sie. Der Sturm ist mittlerweile so heftig, dass meine Seite vom Bett durch den peitschenden Regen nass wird obwohl alles überdacht ist.
Als es Nachts mehrmals knallt und ich das Gartentor hin und her fliegen sehe wecke ich Sandra auf bzw. ich versuche es. Die Windböen haben mittlerweile beängstigende Ausmaße erreicht haben und die Palmen vor der Hütte werden gefährlich durch den Wind verbogen. Ich teile Sandra meine nicht ganz unbegründete Sorge mit, dass es uns das Blechdach wegwehen könnte und schlage vor lieber ins Haus „umzuziehen“.
Sandra gibt ein paar unverständliche Wortlaute in "Schlafsprache" von sich und sackt wieder schnarchend in ihr Kissen zurück...
Unglaublich, die Welt geht fast unter und sie pennt wie ein Stein....
Da ich sie nicht alleine hier draußen liegen lasse, lege auch ich mich besorgt wieder hin.
Noch nie habe ich einen derartigen Sturm so hautnah erlebt. Äste die durch die Luft fliegen, peitschender Regen der minutenlang mit einer unglaublichen Wucht auf das Dach kracht, dann wieder Stille und starke Windböen. Das knarren des Blechdaches ist wirklich besorgniserregend. Wieder starker Regen der durch den Wind in den Raum hinein gepeitscht wird und mir ins Gesicht tropft.
Ich bringe unsere Laptops unter der Bettdecke in Sicherheit.
Irgendwann schaffe ich es doch noch auf dem mittlerweile nassem Kopfkissen einzuschlafen und wache wenige Stunden später völlig zerknittert auf.
Es regnet immer noch, aber immerhin hat der Wind nachgelassen....
Ich stehe auf um auf Toilette zu gehen. Da ich generell eher der wasserscheue Typ bin nehme ich Anlauf und renne durch den Regen zum Haus.
Wie es kommen muss ist müde und wasserscheu keine gute Kombination bei mir und ich renne volle Kanne gegen die sonst NIE verschlossene Balkontüre.
Die anderen Backpacker waren wohl gezwungen die Türe zu "sichern" damit es nicht ins Haus regnet. So ein Mist aber auch...
Da ich den Code für die Alarmanlage an der Haupttüre vorne nicht kenne, bleibt mir nichts anderes übrig als zu warten bis mein lieber Schnarchzapfen Sandra aufwacht.
Zum Glück dauert das nicht all zu lange und sie rennt kreischend durch den Regen zum Vordereingang.



Stunden später beruhigt sich das Wetter endlich und die Sonne kommt raus und wir genießen unser „Katerfrühstück“ auf der Terrasse.
Im Anschluss wird bei der Autovermietung angerufen und abgeklärt, ob man die Versicherung für den Mietwagen auf jemand anderen umstellen kann.
Gute Nachrichten - es geht!
Sollte das Mädel wo mich bei Facebook angeschrieben hat, also tatsächlich meinen Wagen nehmen, könnte ich hier bleiben...
Innerlich bin ich mittlerweile auf alles eingestellt und habe auch kein Problem mehr damit abzureisen.
Wir haben alles erdenkliche versucht und ich möchte wirklich nichts erzwingen.
Sollte es diesmal also wieder nicht klappen, werde ich definitiv am Sonntag abreisen.

Der Nachmittag verläuft ruhig, bis Liz die Hausbesitzerin auftaucht. Kurze Zeit später wird die Musik aufgedreht, es kommen immer mehr Backpacker dazu und es entsteht eine richtig schöne Party.
Bis spät in die Nacht wird gefeiert. Es wird getanzt, getrunken, gefeiert, Liz´s Freund springt nackt in Pool und versucht einen der Jungs mit Sandra zu verkuppeln. Leider fehlgeschlagen denn der junge Mann geht kurze Zeit später schlafen.

Liz und ich:




Gegen 8 Uhr Morgens klingelt mein Handy und reist mich unangenehm aus dem Schlaf. Ich bekomme die Info, dass das „Facebook-Mädel“ mein Auto nicht nimmt.
Damit steht definitiv fest, dass ich am Sonntag abreisen werde.
Etwas enttäuscht informiere ich alle und lege mich noch mal hin.
Gerade als ich dabei bin mich zu richten kommt Sandra zu mir. Grinsend schaut sie mich an und fragt mich was ich da mache. „Ich trage etwas von deinem Abdeckstift auf, du hast doch nichts dagegen oder?“
Sandra fängt schallend an zu lachen, schaut mich an und meint nur: „Dagegen sicher nicht, aber dir ist schon klar dass das mein Labello ist?!“
Ich schaue auf die Stifthülle und kapiere im selben Moment, dass sie recht hat und ich mir gerade Labello ins Gesicht geschmiert habe.
Sogar hier sind wir uns ähnlich :-D Allerdings bevorzuge ich dann doch lieber den Labello anstelle der Enthaarungscreme im Gesicht!
Als wir uns wieder vom Lachen erholt haben, legt sie sich zu mir ins Bett und wir quatschen uns die nächsten Stunden die Seele aus dem Leib.

Da heute Abend die -eigentliche- große Abschiedsparty stattfinden soll, gehen wir noch in Yanchep einkaufen und bereiten das Essen für alle vor. Todmüde bereite ich Frikadellen für 20 Leute zu.



Glücklicherweise endet die Party nach nur 3 Stunden am Lagerfeuer. Zu kaputt sind alle von der tollen Party am Vortag und ich kann endlich erschöpft in mein Bett fallen und will eigentlich nur eins: SCHLAFEN! Doch Fehlanzeige... die beißende Kälte hält mich erbarmungslos wach. Ich erlebe die bisher kälteste Nacht in Australien und quäle mich stundenlang im kalten Bett hin und her bis es mir reicht. Ein Blick aufs Thermometer zeigt mir ,es hat gerade mal 2 Grad und ich entscheide mich ins Haus zu gehen. Schlaftrunken quetsche ich mich zu Sandra ins Bett.
Sandra schläft wie ein großer fetter Hund und als ich gerade am einschlafen bin schubst sie mich versehentlich aus dem Bett.
Schlaftrunken entscheide ich mich auf die wirklich sehr kleine Minicouch neben ihrem Bett auszuweichen. Zusammengerollt passe ich gerade so drauf...
Laaangsam wird mir warm und ich bin gerade am einschlafen als es einen lauten Knall gibt und ich schon wieder auf dem Boden liege....
Ist doch glatt die besch..... Minicouch unter mir zusammen gebrochen...
Irgendwie soll ich nicht zum schlafen kommen! Mir reicht es und ich drücke die tief schlafende und leicht knurrende Sandra zur Seite und quetsche mich wieder neben sie.
Übermüdet und völlig zerstört schlafe ich noch 2 Stunden bis die Sonne mich wieder wach kitzelt.
Heute ist Abschiedstag und ich dope meinen Körper mit Cocosnusswasser, Obst und Müsli in der Hoffnung dass ich überhaupt fit genug bin um zu abzureisen.
Ich packe meine Sachen und freue mich tatsächlich auf eine ruhige und partyfreie Nacht in meinem Auto.
Abschied nehmen heißt es nun. Es wird geknuddelt und geknutscht was das Zeug hält und als ich mich von allen Backpackern und Liz verabschiedet habe begleitet Sandra mich noch zum Auto.
Nach einer langen Umarmung müssen wir beide lachen weil die 80er Hits CD in meinem Auto plötzlich laut losgeht und ich fahre winkend und hupend vom Hof.
Auf geht’s nach Monkey Mia!

Nach 245km komme ich bereits im Dunkeln bei einem kostenlosen Campingplatz an und schlafe zum ersten mal seit einer Woche wieder richtig durch. Als ich am nächsten Morgen fit und munter aus dem Auto hüpfe, verschlägt es mir erst mal die Sprache.
Ich stehe direkt am Meer an einer Bucht!!!
Das hatte ich vor lauter Müdigkeit Nachts gar nicht mehr registriert...



Glücklich fahre ich weiter Richtung Monkey Mia. Irgendwann stelle ich fest, dass ich mich vor lauter Träumerei um ganze 120km mitten im Busch verfahren habe und mein Benzin zur Neige geht.
Erschrocken drehe ich sofort um und komme gerade so mit Restbenzin für 9km bei der Tankstelle an.
Froh dass ich nicht in der „Wüste“ liegen geblieben bin, geht es weiter zum nächsten Campingplatz. Ich stelle mich zu dem einzigen Wohnwagen dazu und begrüße meine australischen „Nachbarn“.
Keine 10Meter von uns entfernt tapst ein einsames Emu herum und pickt etwas gelangweilt im Sand herum.







Am nächsten Morgen werde ich durch ein lautes Klopfen wach.
Ich mache verschlafen die Türe auf und ein Ranger steht vor mir. Er fragt mich ob ich mich registriert hätte und hält mir eine (sehr freundliche) Moralpredigt.
Wenn ich die Campingplatzgebühr von 15$ heute in der Stadt im Touristenzentrum bezahlen gehe, bekomme ich keinen Strafzettel über 1000$. Von einer Registrierung wusste ich nichts, aber Unwissenheit schützt ja bekanntlich vor Strafe nicht.
Doch! Bei den lieben Aussies schon! In Neuseeland wäre einfach der Strafzettel an der Windschutzscheibe gehangen. Hier wird geklopft und freundlich aufgeklärt.
Als ich den australischen „Strafzettel“ betrachte hat der Ranger einen Smiley drauf gemalt und „thanks“ draufgeschrieben. Zuckersüß wirklich :-D!

Da ich schon mal so früh wach bin, mache ich mich an der Küste auf die Suche nach Schildkröten und Stachelrochen.





Leider habe ich kein Glück und fahre weiter zum berühmten Shell Beach.
Ein Traum, denn der Strand besteht nur aus Muscheln!





Noch am selben Tag geht es weiter nach Coral Bay.
Als ich abends auf einen (diesmal wirklich kostenlosen) Campingplatz mitten im Busch fahre wird mir schon von einer Gruppe fröhlicher Leute zugewunken. Kaum ausgestiegen, werde ich zu Rotwein ans Lagerfeuer eingeladen. So lässt es sich leben :-)!
Am nächsten Morgen darf ich sogar in ihrem Wohnmobil duschen... ohne Worte...!



In Coral Bay endlich angekommen geht es zur Touriinfo um eine Walhai-Tour zu buchen.
Mir wird geraten weiter nach Exmouth zu fahren und dort zu buchen, da die Walhaie dieses Jahr wohl sehr rar sind.
Da man in Coral Bay außer Schnorcheln (was mir alleine zu gefährlich ist) nicht wirklich was machen kann, fahre ich nach einem kurzen Strandspaziergang weiter nach Exmouth.
Die Auswahl unter den zig Anbietern fällt ziemlich schwer und als ich mich endlich entschieden habe, bin ich schlappe 400$ ärmer... Na hoffentlich lohnt sich das auch.
Da es nirgends einen kostenlosen Campingplatz gibt, buche ich gleich noch den Campingplatz dazu. Man muss sein Glück zwecks Strafzettel und freundlicher Ranger ja nicht überstrapazieren.

Papagei auf meinem Campingplatz


Exmouth befindet sich mitten IM NICHTS und wirklich gefallen tut mir die Westküste bis jetzt noch nicht.
Die Natur hatte ich mir weit wilder und eindrucksvoller vorgestellt...
Hoffentlich wird es noch schöner, sonst ist die Tour nach Darwin ein ziemlich teurer „Spaß“, denn der Literpreis Benzin ist (statt 1,25$) mittlerweile schon bei 1,90$ und mein Auto ist ganz schön durstig!







Am nächsten Morgen heißt es um halb 7 aufstehen und für meine Walhai-Tour richten.
Schnell noch die Sonnencreme eingepackt und schon geht’s los.
Auf dem Boot wird alles ausführlich erklärt, wir bekommen unsere Ausrüstung und danach heißt es AB INS WASSER!
Die erste Schnorchel-Runde ist derart faszinierend, dass ich gar nicht mitbekomme dass ich immer weiter von der Gruppe weggetrieben werde. Die See ist klar und angenehm warm im Vergleich zu Neuseeland aber die Strömung sollte man wirklich nicht unterschätzen. Wie gut dass wir ein „Taxizeichen“ mit dem Boot vereinbart haben. Ist man zu weit weg, wird man abgeholt.
Zwischen den riesigen bunten Fischschwärmen durchtauchen und die leichten Vibrationen im Wasser zu spüren wenn sie erschrocken an einem vorbei schwimmen ist ein unglaubliches Gefühl. Große, kleine, dünne, fette, bunte Fische in allen Farben und ich mittendrin. Der WAHNSINN! Ich bin in einer komplett anderen Welt und das Schnorcheln und Tauchen klappt erstaunlich gut und ich komme mir fast selber wie ein Fisch vor.
Als ich nach links schaue, sehe ich plötzlich nicht weit von mir entfernt einen etwa 2 Meter großen Hai.
Der Gute ignoriert mich zum Glück und ich versuche die Aufregung zu unterdrücken als ich ihn plötzlich nicht mehr sehe.
Ich rufe der Gruppe zu, dass ich einen Hai gesehen habe und wir werden alle zurück an Board geholt. Scheinbar war er nicht der einzige der unterwegs war. Die Gruppe hat ebenfalls Haie gesehen.
Haiangriffe auf Schnorchler oder Taucher sind wohl extrem selten. Ein Lottogewinn sei wahrscheinlicher wird uns mitgeteilt. Trotzdem bleibt bei uns allen ein mulmiges Gefühl zurück...
Ein paar Minuten später wird es plötzlich hektisch und das Boot gibt Vollgaß. Die Crew teilt uns mit dass das Ausspähflugzeug keine 20min von uns entfernt gleich 3!!! große Walhaie gesichtet hat.
Alle sind aufgeregt und halten sich bereit und dann geht es auch schon los.
Leider taucht der erste Walhai direkt ab und keiner bekommt ihn zu sehen.
Nächster Versuch - Walhai Nummer 2. Alle springen ins Wasser und schwimmen erst mal in die falsche Richtung. Die Kamerafrau kriegt mich unter Wasser zu fassen und zieht mich in die richtige Richtung und dann sehe ich ihn: Meinen ersten Walhai! Ein wunderschönes Tier von etwa 10 Metern gleitet gemächlich und völlig unbeeindruckt an uns vorbei. Zu zweit schwimmen wir mit Vollgas bestimmt 2 Minuten neben dem Guten her, dann geht mir die Puste aus und ich breche die Verfolgung ab.
Völlig geflasht und voller Adrenalin komme ich wieder zur Gruppe zurück.
Mein Glück, dass mich die Fotografin erwischt hat, denn außer mir und ihr hat keiner den Walhai gesehen.
Doch aller guten Dinge sind 3 (wie bei meinen Laptops) und beim dritten Walhai kommen alle auf ihre Kosten, sogar etwas zu sehr.
Die Kamerafrau springt immer als erste und zeigt dann an aus welcher Richtung der Walhai kommt.
Leider hat es nur keiner von uns kapiert und als alle 8 Leute mit den Köpfen unter Wasser gehen, schwimmt ein Prachtexemplar von Walhai DIREKT (es war kein Meter mehr zwischen uns und dem Tier) an uns allen vorbei. Da wir normalerweise einen Mindestabstand von 3 Metern einhalten sollen wird geboxt und gekickt was das Zeug hält. Keiner möchte die Schwanzflosse abbekommen. Majestätisch und in aller Seelenruhe schwimmt das etwa 12m lange Tier vorbei...
Sofort nehmen alle die Verfolgung auf – ein irre Gefühl neben diesem riesigen Tier her zuschwimmen!
Nach etwa 2Minuten geht auch hier den meisten die Puste aus und wir brechen die Verfolgung ab. Zufrieden kehren wir aufs Boot zurück und feiern mit Sekt und Bier.
Kurze Zeit später entdeckt der Captain eine große Schule von Delfinen. Hunderte Tiere, ja sogar Babydelfine sind um uns herum und wir mit dem Boot mitten drin. Am Horizont tauchen immer wieder große Wale auf, die aus dem Wasser springen und sich wieder genüsslich rein fallen lassen.
Die Crew jubelt laut und ist hellauf begeistert. Einen Tag wie diesen gibt es wohl nur sehr sehr selten und man sieht allen die Freude an.
Glücklich geht es nach diesem unglaublich faszinierenden Tag zurück zum Campingplatz und ich genieße den leckeren frischen Fisch den ich von ein paar lieben Australiern geschenkt bekommen habe.

Nach einer unruhigen Nacht geht es dann weiter Richtung Karijini National Park – ein absolutes Highlight was mir von allen Australiern sehr ans Herz gelegt wurde.
Als plötzlich die geteerte Straße aufhört geht es nur noch mit knapp 60 Sachen voran.
Ein sehr holpriges und spannendes Erlebnis, denn mein Auto ist eigentlich nicht für „Off Road“ ausgelegt.
Nach insgesamt 650km und über 7 Std Fahrt komme ich dann endlich in Tom Price an.
Hier gibt es sogar einen Supermarkt!!! Glücklich und zur Feier des Tages gönne ich mir ein (Antibiotika) Hähnchen und Eistee. TRAUMHAFT :-D!

Gegen 8 werde ich erholt und fröhlich wach.
Auf geht’s in den Nationalpark. Da ich prinzipiell immer lieber eine kurze und heftige Wanderung als eine 6Stunden Wanderung habe, entscheide ich mich für die schwierigste Wanderung „Hancock Gorge“ 1,5km – 2Stunden wandern!
Wie man für 1,5km 2 Stunden oder mehr brauchen soll ist mir ein Rätsel, bis ich den Wander“weg“ sehe.
Als ich dann bis zur Hüfte ins Wasser müsste um weiter zu kommen, ist mir dann doch das Risiko mein Handy dabei zu zerstören zu groß und ich klettere eine Art Felswand hoch um wieder zurück zu kommen.
Wie immer -EIN HOCH AUF MEINE MEINDL WANDERSCHUHE- mit denen einfach alles machbar ist :-D - Werbung Ende!





Ach übrigens: Heute habe ich und mein treues Auto die 10.000km geschafft! :-)

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