Mittwoch, 31. Mai 2017
Welcome to West Australia
Nach einer unruhigen Nacht, heißt es den ganzen Tag fahren und abends nach einigen hunderten Kilometern auf einem Parkplatz direkt am Highway übernachten. Bis nach Adelaide ist es nun nicht mehr weit und ich freue mich auf die letzte große Stadt bevor es richtig in die "Pampa" geht.
Also ich meine Nachrichten checke, sehe ich das Maike mir geschrieben hat und sie am nächsten Morgen auch in Adelaide ist.

Wer mich kennt, weiß dass ich zwei Lebensmottos habe, nach denen ich die letzten Jahre, versuche zu leben:

1. Was rum ist, ist rum!
Hört sich leichter an als es in Wirklichkeit ist, macht das Leben aber um einiges einfacher, wenn man es konsequent versucht umzusetzen.

2. Ich liebe die Geschichte vom "Zug des Lebens"
Für die, denen das nichts sagt, möchte ich die Geschichte kurz mit meinen eigenen Worten wiedergeben:
Jeder von uns sitzt in einem Zug und zwar in seinem eigenen Zug des Lebens.
Alle Züge haben die selbe Endhaltestelle, fahren aber in unterschiedliche Richtungen.
Bei jedem Halt, steigen Menschen in unseren Zug ein und auch wieder aus. Manche wiederum wechseln einfach nur das Abteil für eine gewisse Zeit.
Die Menschen die einsteigen, begleiten uns oft für einige Stationen unseres Lebens, manche begleiten und sogar bis zur unserer Endhaltestelle. Sie berreichern unser Leben durch gute und auch schlechte Erfahrungen.
Die Menschen die aussteigen, fahren in eine andere Richtung weiter oder haben ihre Endhaltestelle erreicht.
Einige von ihnen, werden uns noch lange in Erinnerung bleiben und uns prägen.
Treffen wir auf alte Bekannte in einem anderen Abteil unseres Zuges, gibt es oft viel zu erzählen und man freut sich über ein Wiedersehen.
Und die Moral der Geschicht:
Egal an wievielen Stationen unser Zug hält, bevor wir unsere Endhaltestelle erreichen, wir werden nie alleine sein und unser Zug wird nie leer sein!
Wir müssen nur genau hin sehen wenn wir uns einsam fühlen, denn oft reicht es schon aus, einmal achtsam durch die Abteile unseres Zuges zu gehen und in die fröhlichen Gesichter alter Bekannter zu sehen oder die Menschen die neu zugestiegen sind kennenzulernen.

Genau diese Geschichte ist mir in Sinn gekommen, als ich Maikes Nachricht lese.
Dass ich sie so schnell wieder sehe hätte ich wirklich nicht gedacht, aber wie gesagt manchmal trifft man sich in seinem Zug schneller wieder als man denkt.
Am nächsten Morgen sind es nur noch 2 Stunden bis nach Adelaide und ich freue mich auf das Treffen mit Maike obwohl es mir nicht gut geht. Meine Erkältung ist wieder schlimmer geworden.
Großstädte sind einfach nichts für mich, schon gar nicht krank am Steuer und ich bin froh als ich endlich bei Maikes Hostel ankomme.
Als ich aus dem Auto aussteige, knallt es auf einmal direkt neben mir und ich sehe, dass ein junger Mann einer laut fluchenden Frau ins Auto gefahren ist. So viel zum Thema Großstadtverkehr!
Maike kommt mir entgegen geflogen und trotz meiner Erkältung werde ich kräftig umarmt. Was für eine nette Begrüßung nach einer doch recht stressigen Endphase in Neuseeland.
Wir suchen uns ein Kaffee und gönnen uns einen Schokoladenmilchshake. Schließlich gibt es viel zu erzählen.
Maike berichtet mir von ihrer Zeit in Darwin und Alice Springs.
Nach ihrer Erzählung wird mir langsam bewusst, dass die Freundin von Dean mit ihrer Warnung zwecks Kriminalität in Darwin Recht hatte und mir wird etwas mulmig bei dem Gedanken, dass ich dort bald alleine zwei Nächte im Outback übernachten werde...
Die Zeit verfliegt wie im Flug und nach einigen Stunden quatschen, heißt es wieder verabschieden - aber sicher nicht für immer denn Maike wechselt lediglich das Abteil in meinem Zug für eine gewisse Zeit ;-)!



Noch am selben Mittag starte ich Richtung Perth.
Da ich bei Dunkelheit aus versicherungstechnischen Gründen nicht fahren darf, komme ich nicht arg weit, denn der Großstadtverkehr ist wirklich zum ko....!
Nach etwa 2 Stunden fahren, suche ich mir einen Campingplatz und lande auf einem kostenlosen Campingplatz direkt am Meer. Der Sonnenuntergang ist gigantisch und ich lerne ein jungen deutschen Mann kennen, der mir beim Abendessen Gesellschaft leistet und sogar sein Schnitzel mit mir teilt. Mein erstes Stückchen Fleisch nach vielen Wochen wuhuuuu schmeckt das lecker!



Am nächsten Morgen wache ich ziemlich zerknittert auf.
Scheinbar meint es das Schicksal gerade nicht gut mit mir, denn die Erkältung ist deutlich schlimmer geworden.
Ich quäle mich die 500 Kilometer Tagespensum durch und bin froh als ich dann endlich auf einem kostenlosen Campingplatz (im absoluten NICHTS) mein "Lager" aufschlagen kann.
"Kostenloser Campingplatz" bedeutet übrigens nicht, dass hier irgendjemand oder irgendetwas ist! Es bedeutet lediglich, dass man hier stehen und schlafen darf, ohne einen Strafzettel zu kassieren. Im Klartext eine freigegebene Fläche zum nächtigen.
In dieser Nacht komme ich einfach nicht zur Ruhe. Ständig höre ich Geräusche und schrecke auf.
Der Husten und Schnupfen quält mich noch dazu. Gegen 4:30 Uhr morgens habe ich die Nase voll und rufe meine Mutter an um ein bisschen zu quatschen. Es wird ein lustiges Gespräch und im Anschluss schaffe ich es tatsächlich noch etwas zu schlafen, werde aber bereits gegen 9 Uhr schon wieder wach.
Müde aber motiviert starte ich meinen heutigen Highwaytrip.
Mein nächstes Ziel nennt sich "Head of Bights" und hier soll es Wale an der Küste geben, denn die Wal-Saison hat begonnen.



Nach knapp 500 km komme ich sehr erschöpft dort an. Da ich recht früh losgefahren bin, ist es noch hell und ich gönne mir das Risiko 7 Dollar umsonst zu zahlen, denn eine Garantie Wale zu sehen bekommt man natürlich nicht.
Der Ausblick ist wunderschön, wirklich genießen ist aber nicht drin. Dafür quält mich der Husten zu sehr. Weit und breit kein einziger Wal zu sehen. Eine halbe Stunde vergeht und frustriert trete ich den Rückweg an.
Auf dem Rückweg höre ich plötzlich ein jubeln und sehe einige Menschen aufs Meer starren.
Tatsächlich kann man zwischen den Wellen etwas graues, großes (was auch ein Fels sein könnte) wahrnehmen. Als man plötzlich eine große Wasserfontaine sieht, ist klar dass es tatsächlich ein Wal ist.
Ich sehe noch zwei andere und bin absolut begeistert.
Die Geräusche die sie von sich geben, wenn sie nach dem Luft "ausstoßen" wieder Luft holen, sind unglaublich faszinierend.



Glücklich trete ich den Rückweg zum Auto an und finde einen kostenlosen Campingplatz keine acht Kilometer entfernt.
Diese Nacht wird etwas besser auch wenn mir die Erkältung sehr zu schaffen macht.
Dank Jo's Vorhänge kann ich mittlerweile etwas länger schlafen als sieben oder 8 Uhr morgens, wären da nicht nur diese blöden Viecher die immer auf meinem Autodach rum trampeln.
Dieses ständige "tapsen" macht mich ganz verrückt und ich haue ein paar mal wütend mit der Faust gegen das Autodach. Irgendwann gebe ich es auf und stehe auf.
Beim Aussteigen fällt mir gleich das komplett vollgeschissene Autodach auf. "Vielen Dank auch ihr blöden Viecher" sage ich laut! Ein Vogel krächzt ein paar Meter neben mir frech und beobachtet mich...
Ich schnauze ihn an: "Ich weiß ganz genau dass du das warst, such dir in Zukunft gefälligst einen anderen Platz zum kacken!"
Er glotzt immer noch frech in meine Richtung. Hätte jetzt nur noch gefehlt dass er mir den Mittelfinger zeigt, dann hätte ich mich freiwillig einweisen lassen :-D...
Weiter geht's auf dem Highway und nach einer ganzen Weile hast es plötzlich "Welcome to West Australia" yeaaaah ich habe es geschafft!
Meine Freude weicht plötzlich aufkommender Panik, als ich ein Schild lese: Bitte anhalten jedes Auto wird kontrolliert bitte bereiten Sie sich auf die Kontrolle vor.
Ist hier vielleicht irgendetwas verboten was ich dabei habe? Das würde mir jetzt noch fehlen. Strafzettel habe ich genug kassiert...
Die werden wir jetzt doch nicht meine letzte Flasche Rotwein abnehmen oder?
Freundlich werde ich begrüßt und wie in Neuseeland wird mir die Frage gestellt ob ich Früchte oder Honig dabei habe.
Schmerzenden Herzens muss ich meine leckeren Pink Lady Äpfel und meine frischen Zitronen die eigentlich als Vitamin-Bombe gedacht waren abgeben. Als mir der freundliche Kontrolleur noch eine gute Reise wünscht, wünsche ich ihm in Gedanken böse Dinge... Meine leckeren und teuren Äpfel einfach im Müll... SCHWEINEREI! Als ob die gefürchtete Fruchtfliege oder Honigbiene vor der Grenze halt macht, salutiert und sagt: "Haja klar, hier ist die Grenze, hier darf ich nicht weiter fliegen, ich drehe dann mal wieder um." :-DDD
Spaß beiseite, das ganze wird natürlich schon seinen Sinn haben, ist aber trotzdem für mich sehr ärgerlich, denn die nächsten 1800km wird es keinen Supermarkt geben, in dem ich mir neues Obst kaufen kann. Es gibt nur die Tankstellenshops wo ein kleiner, nicht sehr lecker aussehender Apfel 3$ kostet...
Aber: Was rum ist, ist rum!
Weiter geht's auf dem Highway.
Eigentlich bräuchte ich auf der 3000km langen Strecke nach Perth überhaupt keine Schilder oder eine geteerte Straße... Tausende von toten Kängurus und Wallabys die am Straßenrand liegen, zeigen einem den Weg. Alle paar hundert Meter liegt entweder ein Skellet oder ein frisches totes Tier.
RIP IHR ARMEN TIERCHEN!
Ich fahre erneut auf ein großes totes Känguru mitten auf der Straße zu. Doch was ist das? 2 riesige Vögel gönnen sich ein Festmahl und futtern bereits vom Känguru.
Ich habe noch nie derart große Greifvögel (oder was auch immer) gesehen... haben die Größe unserer Truthähne...
Auf jeden Fall faszinierend und als ich wieder welche in einem Baum sitzen sehe, halte ich an und mache ein Foto. Leider kommen sie auf dem Bild überhaupt nicht so groß rüber...





Tatsächlich verstehe ich nun aber auch den Hintergrund der Versicherungsklausel "Nur bei Tag fahren"...
Zwischendrin entdecke ich doch tatsächlich einmal ein lebendiges Känguru zwischen den Büschen und freue mich wie ein kleines Kind.
Wieder geht ein Tag, den ich ausschließlich mit Auto fahren verbracht habe, rum und ich raste auf einem freigegebenen "Campingplatz" direkt neben dem Highway.

Am nächsten Morgen weckt mich ein LKW, der den Motor neben meinem Auto warmlaufen lässt.
Ich sehe auf die Uhr Und fluche laut. 6:45Uhr morgens...
Na dann aufstehen und los geht's.
Für die heutige Tour habe ich mir keine Grenze gesetzt. Ich fahre so lange wie ich kann oder bis die Sonne wieder untergeht, denn so langsam reicht es mir und ich freue mich auf Perth, eine Dusche und einen Supermarkt um Obst zu kaufen.
Tatsächlich stelle ich meinen neuen persönlichen Rekord auf: Exakt 10Std fahren und 845km geschafft!!! TADAAAAA- Ich klopf mir grad selber auf die Schulter :-D
Als Pausen dienen lediglich die kurzen Tankstops. Tanken, einmal strecken und dehnen, bezahlen und weitergehts. Gegessen und getrunken wird beim Fahren. Dank Tempomat und einem seeeeeehr langem Highway geht das ohne Probleme. Gute Musik und ab und zu bissle "abspacken" im Auto hält die gute Laune.
Irgendwann hört der Highway plötzlich auf und ich fahre auf eine rot-sandige "Straße". Langsam fahren und bloß aufpassen, dass ich nicht stecken bleibe...
Um mich rum fliegen wunderschöne Papageien. Ich mache das Fenster auf und meine Musik scheint ihnen zu gefallen, denn auf einmal fliegt ein ganzer Schwarm von ihnen direkt neben meinem Auto her.
Das wunderschöne Spektakel geht nur ein paar Sekunden aber ich muss trotzdem erst mal wieder meine "Kinnlade richten", die mir vor lauter Staunen runter geklappt ist und schauen dass ich nicht im Graben lande.
Gegen halb 5 werde ich kurz nervös weil die Sonne bereits untergeht und weit und breit kein Campingplatz zu sehen ist.
Dank Campermate finde ich keine 15min später einen.
Ich fahre wieder auf eine ungeteerte Straße (hoffentlich regnet es heute Nacht nicht, sonst komme ich hier nie wieder weg) und bin auf einmal in einer Art Wald.
Ich denke noch kurz, jetzt aber bloß langsam machen, die Uhrzeit der Kängurus ist gekommen und keine 2min später hüpft eine Gruppe von ihnen direkt vor mir über die Straße...
Wunderschöne Tiere... Leider war ich zu langsam für ein Bild.
Doch ich muss nicht lange warten und sehe wieder welche und mache ein Video wie sie neben meinem Auto herhüpfen. Hätte nie gedacht dass die so schnell sind... wunderschön!
Nach etwa 7km komme ich am "Campingplatz" an einem See an und kann noch die letzten Minuten eines traumhaften Sonnenuntergangs miterleben.



Die Stille dabei ist schon fast unheimlich. Man hört absolut NICHTS!!!! außer ab und zu mal ein Tier.
In jedem Fall ist das der schönste und entspannendste Rastplatz bisher. Was für eine Belohnung nach so einer mega Tour.
Morgen sind es noch etwa 300km nach Perth... ich freue mich schon...

Morgens um 6 Uhr klingelt der Wecker. Wenn man 11 Stunden geschlafen hat kann man auch früh aufstehen.
Außer den 11 Stunden Schlaf war natürlich noch ein anderer Hintergedanke dabei, denn Kängurus sind früh Morgens sehr aktiv und ich möchte unbedingt wieder welche sehen.
Langsam mit 30 kmh fahre ich die Waldstraße entlang und bereits nach kurzer Zeit hüpfen ein paar Kängurus neben meinem Auto her.
Da die guten Tierchen für ein Foto zu schnell sind, tun es ein paar Videos.
Eine Mutter hüpft mit ihrem Kängurujungem plötzlich links von mir neben dem Auto her. Ich merke dass die zwei Panik haben und mache noch langsamer, denn auf beiden Seiten der Straße ist mittlerweile ein Zaun.
Die Mutter bekommt trotzdem noch mehr Panik und versucht über den Zaun drüber zu springen und fällt dabei auf die Schnauze.
Ich muss mir ein Lachen verkneifen, denn einerseits tut es mir sehr leid, andererseits sieht es mega lustig aus.
Das kleine bekommt auch Panik, ist aber zu klein um über den Zaun zu hüpfen. Es versucht durch den Zaun durch zu schlüpfen und bleibt hängen. Ich parke ein paar Meter weiter vorne und steige aus um ihm zu helfen, da macht es plötzlich flup und das Kängurujunge hat es geschafft sich rückwärts aus dem Zaun zu befreien. Schlaues Tierchen!

Weiter geht es nach Manjimup.
Dort soll es einen Karribäum Namens "Diamond Tree" geben auf den man klettern kann.
Nachdem ich mich verfahren habe und um ein Haar einen schweren Unfall gehabt hätte, finde ich den Baum endlich.
Lonely Planet hat nicht übertrieben... der Baum ist über 50 m hoch und um den Baum herum sind Metallstäbe die hoffentlich fest im Baumstamm verankert sind. Ich wage es und klettere hoch auf die höchste Plattform. Bei uns in Deutschland wäre das undenkbar ohne Sicherung.


(Aussicht von der 1.Plattform, der halben Höhe)

Hier muss man einfach unglaublich aufpassen und bei jedem Tritt 2 mal überlegen. Da ich klettern liebe, kein Problem für mich. Als ich oben ankomme schlottern mir trotzdem ganz schön die Beine.
Da ich ein wichtiges Highlight auf meiner Route verpasst habe, nämlich "Valley of the Giants" wo es wunderschöne und riesige Bäume gibt, verschiebe ich meine Fahrt nach Perth und fahre 140km zurück.
Es lohnt sich. Die Bäume sind der Wahnsinn!!!



Vor Ort komme ich mit einem Mann ins Gespräch und als er hört wie gerne ich klettere, empfiehlt er mir eine weitere Ortschaft mit weiteren Karribäumen die noch höher sein sollen.
Da es bereits Nachmittag ist, verschiebe ich die Klettertour auf morgen und entscheide mich eine Bleibe für die Nacht zu suchen.
Da ich dringend mal wieder duschen muss, entscheide ich mich die Nacht in einem Hostel zu verbringen. Kostet nur geringfügig mehr als ein Campingplatz hier vor Ort.
Ich habe Glück und außer mir sind im Hostel lediglich drei Personen und in meinem Zimmer nur ein junges koreanisches Mädchen.
Zur Feier des Tages gönne ich mir nach einer ausgiebigen Dusche, ein Steak und Fanta vom Supermarkt gegenüber. Traumhaft!
Morgen geht es dann wieder auf Klettertour...

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Mittwoch, 24. Mai 2017
Barwon Heads
Nach langer Zeit mal wieder in einem richtigen Bett schlafen, was für ein traumhaftes Gefühl. Ich möchte am liebsten gar nicht aufstehen und knuddel mich noch eine Weile in meine Bettdecke. Irgendwann quäle ich mich aus dem bequemen Bett und sehe auf die Uhr: 7:30Uhr -  das darf doch nicht wahr sein!!! Jeden Morgen werde ich zwischen 6 und 8 wach, seit ich in Australien bin... Warum ist das daheim nicht so? Daheim wird der Wecker 10mal auf Schlummern gedrückt und weitergepennt und selbst um 11 Uhr Morgens laufe ich noch wie ein Zombie durch die Gegend und hier? Egal wann ich ins Bett gehe - um spätestens 8 bin ich wach.... Wütend über mich selber, lege ich mich noch einmal ins Bett und ziehe die Decke über den Kopf, aber das war es mit Schlafen und ich stehe knurrend auf.
Erst mal einen leckeren Tee machen und wach werden (mit einem Wasserkocher geht das ja sooo fix) ... und dann muss natürlich unbedingt die mega Dusche eingeweiht werden *yipieeeh* :-)!
Da Dean und Pen gegen Mittag immer noch nicht da sind, fahre ich nach Point Lonsdale und schaue mir dort den wunderschönen Leuchtturm an. Leuchttürme stehen für mich irgendwie für Freiheit und Heimat zugleich...





Nach einem wunderschönen Spaziergang am Strand, geht es zurück nach Barwon Heads. Auf dem Rückweg beginnt es zu regnen und ich bin froh als ich wieder "daheim" ankomme.
Immer noch niemand da... Dann gibt es jetzt eben Rotwein, den ich mir auf dem Rückweg noch schnell gekauft habe und Pasta mit Thunfisch. Komme mir wie in Italien vor :-).
Nach dem Essen mache ich mir dann aber doch etwas Sorgen um Dean und Pen, denn so wie ich sie verstanden hatte, wollten sie eigentlich nur den gestrigen Abend bei Freunden verbringen...
Nach weiteren 2 Stunden warten, kommen die beiden endlich wohlbehalten und fröhlich zurück und fragen mich ob ich Lust habe, mit in einen Pub zu kommen.
Selbstverständlich habe ich die und los geht's.
Wir verbringen einen sehr lustigen Abend bei Billard, Pizza und Bier und ich lerne unter anderem ein Mädel aus Slowenien kennen, die vor ein paar Jahren nach Australien ausgewandert ist. Faszinierend und vielleicht mache ich das ja auch noch?! :-DDD...



Mein innerer Wecker weckt mich natürlich am nächsten Morgen trotz Kater, wieder früh um 7 Uhr, aber diesmal schaffe ich es noch mal einzuschlafen.
Gegen Mittag nach einer erfrischenden Dusche, geht es dann mit dem Boot raus aufs Meer angeln. Dean bringt mir bei, wie man das Motorboot steuert und lässt mich sogar fahren. Ein tolles Gefühl (und wir sind nicht gekentert!!!). Das Thema "Meeresbewohner mögen mich nicht, hatte ich ja schon mal angesprochen...
Leider war es diesmal nicht anders und wir holten nur einen einzigen, kleinen und essbaren Fisch aus dem Wasser (was Dean zuvor wohl noch nie passiert ist)... Alles andere, was an der Angel hing war bissig und ungenießbar und musste wieder (mit dem Handtuch angefasst) ins Meer entlassen werden. An wem das wohl lag? :-D
Frustriert entschuldigt er sich bei mir und meint, dass wir das auf jeden Fall wiederholen müssen.



Nachdem das Boot in der Waschanlage von Dean abgespritzt wurde, treffen wir plötzlich auf eine Freundin von Dean, die Pen kurzerhand zum einkaufen entführt.
Kurze Zeit später ist das ganze Haus voll mit Freunden von Dean und Pen und ein riesiges Grillfest beginnt. Es gibt sooooo viele leckere Dinge zu essen *traumhaft*!!!
Nach kurzer Zeit sind alle betrunken und die Party nimmt ihren Lauf, mit vielen lustigen Videos für meine Familie die alle eine Aussage hatten: "Kommt nach Australien" :-)!
Nach und nach bringen ich und Pen die Leute ins Bett...
Da wir noch fit sind feiern wir bis morgens um 4 Uhr mit Pfefferminztee weiter (mein Geheimtipp: wenn man seine Grenze erreicht hat - Contratrinken mit Tee gegen den Kater).
Doch irgendwann hat auch der schönste Abend ein Ende und ich falle wie tot ins Bett.
Eine halbe Std später höre ich Pen aus dem Schlafzimmer kommen und in der Küche kochen... da scheint jemand Hunger bekommen zu haben :-D!
Zerknittert vom wenigen schlafen, stehe ich um 9 auf und werde von Dean und Pen lachend begrüßt.
Rein theoretisch wollte ich heute ja abreisen, aber wie gesagt nur rein theoretisch...
Nach ein paar Fitness Einheiten mit Pen gegen den Kater, falle ich kaputt auf die Couch und entspanne den restlichen Tag.





Zu Pen habe ich eine ganz besondere Freundschaft in den letzten Tagen aufgebaut und nicht nur einmal höre ich von ihr, wie sehr sie mich vermissen wird...
Als wir über meine Abreise am nächsten Tag sprechen, fragt Dean plötzlich, wie lange mein Trip denn ungefähr gehen wird und was ich danach vorhabe...
Als ich den beiden sage, dass ich noch keine genaue Vorstellung habe, aber auf jeden Fall nach meiner Reise arbeiten möchte, bieten sie mir an, dass ich bei ihnen in ihrem neuen Haus wohnen kann und dort in der Gegend arbeiten kann. Anscheinend gibt es dort sehr viel Farmarbeit und es dürfte kein Problem für mich sein, dort einen Job zu finden.
Noch völlig perplex von ihrem Angebot, sucht Dean bereits nach einem Billigflug von Brisbane nach Melbourne für mich.
Die beiden möchten mich dann sogar am Flughafen abholen...
Was das bedeutet ist klar, ich habe hier in Australien tatsächlich eine Familie gefunden und werde Ende Juli / Anfang August (wenn meine Reise eigentlich zu Ende wäre) nach Melbourne fliegen um bei den beiden zu leben. Wie sehr ich mich darüber freue und vor allem darauf freue, kann ich nicht in Worte fassen...

Abschied auf Zeit
Mein letzter Morgen in diesem wunderschönen Haus beginnt etwas  zerknirscht.
Das "gute, alte" Miststück von Liebeskummer, hat mich die Nacht über in seinen Fängen gehabt und mich nicht wirklich schlafen lassen.
Erschöpft und müde beginne ich das Haus zu putzen.
Als ich fertig bin, kommen Dean und  Pen gerade heim und Dean checkt noch ein paar Sachen an meinem Auto.
Noch schnell den Wasserkanister auffüllen und dann heißt es "see you later" - in Australien wird das immer zum Abschied gesagt, egal ob man sich noch mal sieht oder nicht - .... Aber in meinem Fall, heißt es das zum Glück tatsächlich, denn spätestens August werde ich Dean und Pen wieder sehen und umarmen können :-)! Dean freut sich schon aufs gemeinsame Angeln... (Ich wollte ihm die Hoffnung nicht nehmen, bin mir aber sicher, dass die zweite Runde auch nicht viel erfolgreicher werden wird :-DDD!)
Als ich losfahre und zum Abschied winke, merke ich bereits ein leichtes ziehen im Hals und mir schwant Böses...

Auf geht's nach Anglesea
Hier soll es einen Golfplatz geben, auf dem häufig Kängurus zu finden sind.
Da mein erstes Känguru ein Fake war (war "nur" ein "Black Wallaby") wird es auch endlich mal Zeit diesen hübschen Genossen zu begegnen.
Ohne große Schwierigkeiten finde ich den Golfplatz und werde prompt von einer ganzen Herde Kängurus begrüßt.
Sehr große und neugierige Tiere. Ein einzelnes hopst zu mir und betrachtet mich misstrauisch und springt nach ein paar Sekunden wieder weg.
Nachdem ich fasziniert ein paar Fotos geschossen habe, geht es auch schon wieder weiter, da ich mich von Minute zu Minute bescheidener fühle...



Next stop: Great Ocean Road!
Als ich in Kennett River ankomme, geht es mir überhaupt nicht mehr gut und ich bin froh als ich endlich den Campingplatz finde. 31$/Nacht...... bekomme ich dafür ein Hotelzimmer oder wie schaut es aus???
Nix da, natürlich nicht, aber dafür ist der Campingplatz komplett leer und ich habe die warme Küche, in der es unglaublich ekelhaft nach altem Essen riecht, für mich alleine.
2 Kannen Tee reichen leider nicht mehr aus um die Erkältung zu stoppen und ich lege mich krank und frustriert ins Auto.
Die Nacht wird der Horror, aber ich merke schnell, dass es sich wirklich nur um eine einfache Erkältung handelt. Nach ein paar Tassen Tee und zwei Ibus zum Frühstück fühle ich mich fit genug, die Koalas zu suchen, wegen denen ich auf diesen teuren Campingplatz gefahren bin.
Tatsächlich ist es in Australien mittlerweile sehr schwer, auf wilde Koalas zu treffen.
Es gibt leider immer weniger von ihnen, zum einen weil ihr Lebensraum immer kleiner wird und viele Farmer die Eukalyptusbäume abholzen, zum anderen greift wohl seit ein paar Jahren eine unerforschte Krankheit um sich, die die "Kleinen" tötet. Kennett River an der Great Ocean Road, ist tatsächlich noch einer der wenigen Orte, an dem man die Möglichkeit hat, wilde Koalas zu beobachten.
Der freundliche Mann von der Rezeption, hat mir auf einem Plan des Campingplatzes markiert, wo die Koalas zu finden sind.
Als ich mich auf den Weg dorthin mache, kommen mir schon lauter Asiaten mit ihren Kameras und Selfie-sticks entgegen gelaufen und ich weiß, dass ich richtig bin.
Tatsächlich sehe ich zwei Stück im Baum über mir. Sie schlafen und sehen unglaublich friedlich aus.
Nachdem ich ein paar Bilder geschossen habe, mache ich mich auf den Weg Richtung Apollo Bay, denn hier soll es noch wilde Kängurus am Strand geben.
In Apollo Bay angekommen ist von Kängurus weit und breit keine Spur.
Da es mir inzwischen wieder deutlich schlechter geht und ich nicht fit genug bin um am Strand nach ihnen zu suchen, entscheide ich mich weiterzufahren zu den 12 Aposteln.
Eine wirklich beeindruckende Kulisse.
Zwischen tosendem Wellen, ragen die Felsen aus dem Meer heraus.



Es sind schon lange keine 12 Felsen mehr, aber das macht nichts und interessiert auch keinen der vielen Touristen. Ich kämpfe mich zwischen ihnen durch, um auch ein paar schöne Bilder machen zu können und trete relativ schnell den Rückweg zum Auto an.
Mittlerweile geht es mir überhaupt nicht mehr gut und ich entscheide mich schnellstmöglich zum nächsten kostenlosen Campingplatz fahren.
Mit schnellstmöglich, meinte ich ja eigentlich nicht zu schnell... aber wenn es mit 100km/h leicht den Abhang auf einem großen breiten Highway runter geht und man dann noch etwas neben der Spur ist wie ich, merkt man dann doch nicht rechtzeitig, wenn das Tachometer von 100km/h auf 120/ km h rutscht...
Zumindest nicht rechtzeitig um das Auto auf der anderen Straßenseite zu bemerken, was mich natürlich prompt gefilmt hat.
Bei uns wäre das kein Hals und Beinbruch, hier wird es mich mindestens 200 $ kosten.
Fluchend wie ein Rohrspatz fahre ich weiter und komme völlig erschöpft bei dem kostenlosen Campingplatz bzw Parkplatz an.
Ich schaue noch einen Film, esse etwas und schlafe dann erschöpft ein. Die Nacht wird nicht besser als die davor und ziemlich krank wache ich irgendwann gegen 10:30 Uhr auf.
Da ich nichts mehr zum Essen habe, muss ich notgedrungen zum nächsten Supermarkt fahren.
Nach zwei Ibus geht es mir deutlich besser und ich genieße meinen Einkauf bei Aldi.
Nach etwa 1,5 Stunden Fahrt, komme ich beim nächsten kostenlosen Campingplatz an.
Ich lasse es mir gutgehen und gönne mir eine leckere Avocado mit frischer Zitrone.
Irgendwann später, muss ich mal für größere Mädels und begebe mich zu den öffentlichen Toiletten des Campingplatzes. Mittlerweile ist es stockdunkel und ich suche verzweifelt den Lichtschalter... Es gibt keinen!
Selbst durch die geschlossene Nase, nehme ich den strengen Geruch des Plumpsklos war. Als ich Ausschau nach Klopapier  halte, muss ich feststellen, dass es auch kein Klopapier gibt.
Ich öffne den Klodeckel und mir flattern ein paar Insekten entgegen.
Angewidert verlasse ich schnell die "Toilette" und begebe mich zurück zum Auto. Was nun? "Campermate" (eine tolle App) sei Dank, sehe ich, dass die nächste öffentliche Toilette, nicht weit von mir entfernt ist und mache mich auf den Weg dorthin.
Was für eine Freude, es gibt Strom, Licht, Seife, ein Waschbecken und eine Toilette mit Spülung - ein Traum!
Glücklich setze ich mich hin und während ich voll dabei bin, geht das Licht plötzlich aus.
Ich winke wild mit den Händen, doch es passiert nichts...
Es hilft alles nichts ich muss aufstehen und zum Lichtschalter gehen. Da es schon mitten in der Nacht ist, kommt zum Glück niemand rein. Nächster Versuch - ich setze mich wieder genüsslich auf die Toilette, gleiches Spiel, nach ein paar Sekunden geht das Licht wieder aus...
Ziemlich angenervt verrichte ich mein Geschäft im Dunklen...
Mal ganz ehrlich, wie schnell kackt so ein "Standard Australier" eigentlich?
Ist es zuviel verlangt, zumindest eine Minute Zeit dafür zu bekommen??? MIT LICHT????  Ich bin doch kein Vogel und scheiße im fliegen...
Trotzdem sehr glücklich und erleichtert, kehre ich zum Auto zurück und fahre etwa eine Minute zu meinem Campingplatz zurück.
Wieder dort angekommen, möchte ich mir etwas zu trinken machen, was sich als sehr schwierig erweist, denn mir fällt prompt der Decke der Sprudelflasche zu Boden.
Man sollte jetzt meinen, dass das in einem kleinen Auto kein Problem ist und man ihn gleich wieder findet, nicht so bei mir...
Nach etwa fünf Minuten Suche mit dem Handylicht, reicht es mir und ich hole die Taschenlampe.
Während ich den Boden ableuchte, merke ich plötzlich, wie sich etwas neben meinem Gesicht bewegt...
Direkt neben meinem Gesicht seilt sich plötzlich eine Spinne ab.
Einen sehr lauten Schreianfall inkl. Panikattacke später, bei dem ich vor lauter Schreck sogar meine Taschenlampe durchs komplette Auto schmeiße, komme ich zur Besinnung und mache mit meinem Handy Licht.
Die Spinne ist mittlerweile auf meinem Handtuch gelandet und sieht wirklich nicht sehr freundlich aus.
Ich nehme all meinen Mut zusammen und zerquetsche sie zwischen Taschentuch und Mülltüte und schmeiße alles vor die Tür, mein teures Reisehandtuch inklusive.
Völlig fertig nach der Aktion gönne ich mir einen Whisky Cola mit frischer Zitrone und eine Zigarette.
Während ich vor dem Auto stehe und rauche, höre ich ein Knacken... dann ein Rascheln... etwas fällt direkt vor mir auf den Boden und ich rufe laut "Hallo" (typisches und völlig dämliches Verhalten, wie in einem Horrorfilm, bei dem die hübsche Blondine, die ängstlich "Hallo" ruft, als nächstes abgemurkst wird :-DDD)... Ich lache über meine eigene Blödheit und krame meine Taschenlampe aus der Jacke, um alles abzuleuchten, als wieder etwas vor mir auf den Boden fällt. Es ist ein kleiner Ast. Ich leuchte in den Baum über mir und mich glotzt verschrocken eine Opossum Familie an, die keine 2 Meter über mir eine kleine Party zu feiern scheint.
Ich schimpfe die beiden aus und verziehe mich wieder in mein Auto.
Für heute habe ich definitiv genug von Viechern!

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Donnerstag, 18. Mai 2017
Daheim...
Am nächsten Morgen wache ich in Eden auf und stelle fest, dass ich direkt am Meer bin.
Ich werde von mehreren Personen freundlich angesprochen und eine ältere Dame teilt mir mit, dass aktuell keine Walsaisson ist.
Blöd gelaufen, eigentlich wollte ich hier Wale sehen.
Da mich Eden sonst nicht fesselt, fahre ich weiter nach Mallacoota. Dort angekommen fängt es an zu regnen und ich entscheide mich spontan die weite Fahrt nach Melbourne schon heute auf mich zu nehmen.
Es ist bereits dunkel als ich auf Phillip Island ankomme. Auf einem Parkplatz direkt am Meer "verstecke" ich mich. Gedankenversunken blicke ich in die Dunkelheit und sehe die Umrisse einiger Hasen, die auf dem Parkplatz rumhoppeln.
Um keinen Strafzettel zu kassieren (wegen illegalem campens) stelle ich mir den Wecker und versuche bevor ich schlafen gehe, noch das nette Paar aus Neuseeland zu erreichen, was mich nach Melbourne eingeladen hat. Keiner geht ran. Ich spreche ihnen auf dem AB.
Um 6 Uhr Morgens klingelt der Wecker und ich warte ab bis die Sonne aufgeht.
Keine Toilette weit und breit... da ich dringend für kleine Mädchen muss und kein Mensch weit und breit zu sehen ist, nutze ich die Gunst der Stunde und setze mich hinters Auto.
Genau als ich voll dabei bin, joggt ein attraktiver junger Mann an mir vorbei... WO ZUM TEUFEL KOMMT DER DENN BITTE SO SCHNELL HER??? Ich kann nicht rechtzeitig aufhören und er schaut höflich beiseite. Spätestens jetzt war der Zeitpunkt da, an dem ich mir wirklich gewünscht habe, eine kleine Maus zu sein, die einfach im nächsten Erdloch verschwinden kann.
Schnell zurück ins Auto und bloß weg hier!
Um die weltberühmte Pinguinparade zu sehen (hunderte Pinguine kehren zu ihren Schlafplätzen zurück), die hier auf Phillip Island stattfindet, fahre ich zum Tierpark um die Tickets zu kaufen.
Der Tierpark hat noch geschlossen und ich laufe zum Eingang um nach den Preisen zu sehen und was sehe ich da für ein Werbeplakat hängen? 2 Orcas in einem Pool! Ein absolutes NO GO für mich.
Ich drehe kurzerhand um und sehe nochmal auf der Webseite nach... tatsächlich verkaufen sie Tickets. So wie ich es verstehe, handelt es sich zwar nur um eine virtuelle Show, aber das ist mir recht wurscht, denn die Orcas auf dem Plakat sehen verdammt echt aus und mit Fotos echter Orcas in Minipoolen zu werben geht genauso wenig für mich.
Frustriert starte ich Richtung Melbourne als plötzlich mein Handy klingelt.
Eine fröhliche Jo ist dran und fragt mich, wann ich kommen möchte.
Da ich kleidungstechnisch nur das aller nötigste mitgenommen habe und einige Teile davon mittlerweile überhaupt nicht mehr tragbar sind, gehe ich vorher noch bei "K-Markt" (ein Billigladen wo es alles gibt) neue Kleidung kaufen. Möchte dort ja nicht wie ein "Penner" auftauchen.
Eine Flasche Rotwein und alle Zutaten für eine leckere Pasta sind in der großen Shoppingmall mit zig Geschäften, auch schnell gekauft.
Auf der Toilette mache ich mich schnell etwas frisch und ziehe mich um.
Auf geht's nach Yarraville (bei Melbourne)- denkste... wo ist mein Auto? Das ist jetzt schon das zweite mal, dass ich mein Auto auf einem derart riesigen Parkplatz "verliere". Bestimmt 20min latsche ich jede Reihe ab bis ich es endlich finde. "Klatschnass" geschwitzt und verärgert über mein Navigationssystem "like a hamster" (der rennt auch immer nur im Kreis :-D) fahre ich noch schnell zur nächsten Tankstelle und dann geht's endlich auf nach Yarraville - huch was war das denn? Bin ich gerade über eine rote Ampel gefahren????
Panik überkommt mich... tatsächlich war es ziemlich sicher schon rot und eine Kamera gab es auch.... So etwas ist mir noch nie passiert...
Voller Angst das meine Reise jetzt schon ein gezwungenes Ende findet, google ich die Strafen, denn in Deutschland wäre mein "Lappen" vermutlich weg.
3000$... Ich drehe fast durch und schaue zum Glück noch ein zweites Mal hin, bevor ich die Nerven ganz verliere - 300$... vor Erleichterung könnte ich fast schreien (wie ich anschließend erfahren habe, ist es mittlerweile auf 400$ gestiegen + die Vermietungsagentur des Autos berechnet auch immer nochmal 75$ bei Strafzetteln, d.h. ich wäre im schlimmsten Fall bei 475$.) Viel Geld aber kein Führerschein weg und der Urlaub kann weiter gehen.... puuuuh!!!! Mal abwarten ob was kommt...
Endlich in Yarraville bei Jo, Chris und supersüßer Stafford Terrierin Jeff angekommen, werde ich sofort liebevoll willkommen geheißen und bekomme erstmal einen Tee.
Im Anschluss zeigt mir Jo "mein" Zimmer und das Haus.
Ich bin absolut überwältigt von der Gastfreundlichkeit und kann mir ein lautes, glückliches Kichern unter der Dusche in ihrem Traumbad nicht verkneifen. Ich schlüpfe in meine neuen Sachen und komme mir wie neugeboren vor.
Als ich zu Jo in die Küche gehe, stellt sie mir Inzi die Hausspinne vor. Ein mega Vieh, aber ich gewöhne mich schnell an sie. Zum Glück bleibt sie immer brav in ihrer Ecke, weit oben an der Zimmerdecke sitzen.



Nach einem zweiten, leckeren Tee und Buttercockies, gehen wir im Hundepark mit Jeff spazieren und ich kann zig Hundies knuddeln.
"Daheim" angekommen, begrüße ich Chris vorsichtig, der leider einen schlimmen Hexenschuss hat und sich kaum bewegen kann.
Jo geht kurz darauf ins Fitnessstudio und ich mache mich in der Küche an die Pasta.
Inzi bleibt zum Glück im Eck sitzen und kommt mir nicht zu nah.
Als Jo wieder kommt, essen wir alle zusammen und genießen den Wein.
Jo plant mit mir hoch motiviert und bis spät in die Nacht, meine weitere Reise in Australien.
Scheiß auf Lonely Planet - wer eine Jo hat, braucht keinen Reiseführer!
Als ich mich nachts ins Bett lege und die (wie in Italien) aus mehreren Teilen bestehende Decke über mich ziehe, kann ich mein Glück immer noch nicht fassen...
Für den nächsten Tag bekomme ich von Jo sogar eine Fahrkarte, um Melbourne zu erkunden.



Melbourne gefällt mir lange nicht so gut wie Sydney, aber das macht nichts, denn das beste kommt immer zum Schluss: PINGUINE!!!! In Melbourne gibt es tatsächlich auch Pinguine. Eine kleine Pinguinkolonie aber unglaublich süß und das KOSTENLOS - statt für 50$ auf Phillip Island.
Gegen Abend kommen auch hier die Pinguine zu ihren Schlafplätzen zurück und quiecken lustig vor sich hin.
Ich sehe den ersten, den zweiten und beginne Fotos zu machen. Natürlich ohne Blitz! Als ich schon am gehen bin, sehe ich noch 2 Pinguine kämpfen und sich "anzicken". Ich filme die beiden und denke noch "ach wie süß" und plötzlich wird daraus ein Pinguinporno und die beiden machen Liebe.
Keine Scham diese Viecher :-DDDD...



Zurück in Yarraville, komme ich spät aber glücklich "heim". Jo begrüßt mich fröhlich und zeigt mir kleine Vorhänge.
Die liebe Jo konnte es nicht sehen, dass ich in einem Auto schlafe, wo jeder reinschauen kann und hat mir kurzerhand Vorhänge fürs Auto genäht... mir fehlen die Worte... Ich bin immer noch fassungslos mit was für einer Liebe ich hier aufgenommen wurde...
Nach dem Abendessen geht Jo Hockey spielen. Jo spielt professionell Hockey und hat bei den World Masters Games in Neuseeland Bronze geholt. Was für eine Power-Frau!!!
Ich schaue mit Chris (dem es leider noch immer nicht besser geht) einen Film an und er gibt mir ganz nebenbei die Adresse für ihr Haus an der Great Ocean Road und erklärt mir was ich dort alles machen kann.
Als Jo heimkommt, trinke ich mit ihr noch einen Tee. Danach heißt es "Schlafenszeit". Traurig und glücklich zugleich versuche ich zu schlafen, mit dem Wissen, dass es morgen Good bye sagen heißt...
Am nächsten Morgen befestigt Jo mit mir die Vorhänge im Auto und packt mir riesige Zitronen für die Zeit im Haus am Meer ein.
(Chris sein Bruder Dean, lebt zur Zeit mit seiner Freundin auch auf dem Grundstück in einem Bungalow und wird mit mir dort evtl fischen gehen. Dazu passen dann natürlich leckere frische Zitronen.)
Nachdem ich noch Jos ebenso liebe Schwester kennen lernen durfte, heißt es dann "Auf Wiedersehen" sagen - im wahrsten Sinne des Wortes, denn die beiden werde ich auf jeden Fall wieder sehen, komme was wolle!!!



Auf geht's nach Barwon Heads ins Haus am Meer.
Als ich nach einer Stunde Fahrt dort ankomme verschlägt es mir die Sprache. Ein wunderschönes Luxus-Haus erwartet mich... zig Schlafräume eine riesige Küche und ein Traumbad - und ich ganz alleine hier :-D
Ich begrüße Dean und seine Freundin Pen und entspanne danach etwas.
Die beiden gehen kurze Zeit später aus und ich verziehe mich ins Haus.
Als es frisch wird, mache ich Feuer im Kamin und genieße englisches Fernsehen im Schaukelstuhl.
Irgendwie komme ich mir nicht wie "am anderen Ende der Welt" vor, sondern wie "DAHEIM"...

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