Samstag, 25. November 2017
Durchhalten...
Die Arbeit auf der Hühnerfarm hat sich in einen absoluten Alptraum verwandelt.
Keine 5 min nach Arbeitsbeginn im „Back“ (hinter den Maschinen) startet meine Chefin mit missbilligenden Blicken. Habe ich eine Frage, werde ich einfach ignoriert oder böse angeschaut. Was zum Teufel hab ich falsch gemacht? Bereits 3 Tage nach meiner „Einarbeitung“ bin ich so verzweifelt, dass ich nicht mehr weiß, was ich tun soll.
Soll ich kündigen? Wegziehen und eine neue Farm suchen?
Ohne Einlernen und Erklärungen mache ich Fehler, mach ich Fehler werde ich wie "Dreck" behandelt - ein Teufelskreis!
Trotzdem halte ich irgendwie durch...
2 wirklich furchtbare Wochen später geht meine Chefin endlich in Urlaub und ich bin mit meiner Kollegin alleine.
Doch auch sie lernt mich nicht richtig ein. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass aus allem ein Geheimnis gemacht wird und mir ganz bewusst wichtige Tricks und Tipps vorenthalten werden und das obwohl mir diese Informationen schnell gegeben wären und mir die Arbeit um ein vielfaches einfacher machen würden!
Maschinen befüllen, Maschinen reparieren, Maschinen einstellen, Maschinen überwachen, Eierkartons an den Fließbändern durchzählen damit sie in der Verpackung genau aufgehen, Maschinen-Auffangbehälter wechseln und das alles gleichzeitig! Mal kurz nicht hinschauen hat fatale Folgen. Ein falsch eingezogener Karton verursacht einen Stau in der Maschine und zig zerbrochene Eier verursachen eine riesen Sauerei. Während dem Putzen darf man dann jedoch nicht vergessen weiter zu befüllen und die anderen Maschinen zu überwachen und sie richtig einzustellen falls sie nicht richtig laufen.
Selbst wenn es mir noch so schlecht bei dieser Art von Arbeit geht, versuche ich positiv zu denken: Hier lernst du ACHTSAM zu sein, das wolltest du doch immer?! Durchhalten Kleines, nur noch ein paar Tage und du kannst zurück in die Verpackung (dachte ich bis dato)...! Du machst das super, nur weiter so....
Immer wieder rede ich mir solche Dinge ein, damit ich nicht schreiend raus renne. Zwischendurch singen, wieder selber loben und versuchen nicht durch zu drehen...
Aber auch das hilft nur begrenzt.

Zum Glück gibt es da Chiara. Ein junge Italienerin, mit der ich mich im Laufe der letzten Wochen sehr angefreundet hatte.
Chiara ist ein Mensch der eine unfassbar positive und liebevolle Energie ausstrahlt. Was für ein Geschenk dass ich sie hier am anderen Ende der Welt gefunden habe.

Ausflug in den Yanchep Nationalpark zum grillen und Koalas beobachten. Die asiatische Dame ist meine Kollegin aus dem "Back":





So schön die Zeit mit ihr ist, so schnell sind die Monate mit ihr auch schon wieder vorbei, denn Chiaras 2 Jahre in Australien sind vorbei und sie wird nach Italien zurück kehren!
Zum Abschied lade ich sie und ihren Freund noch zum Pasta essen ein und dann heißt es bye bye sagen!
Als sie vom Hof fährt erlebe ich etwas, was ich zuvor noch nie erlebt habe: Ich heule wie ein Schlosshund...
Australien scheint mich hart und weich zugleich gemacht zu haben...
Noch nie habe ich so weinen müssen bei einem Abschied...
Die nächsten 2 Tage schließe ich mich im Zimmer von Liz ein, was ich gerade nutzen kann weil sie nicht da ist und heule mich in den Schlaf.
Ja... auch solche Tage muss es geben. Das ist die Kehrseite des Backpacker-Lebens... man muss sich andauernd verabschieden und das gleich richtig bzw. für immer, denn die Menschen kommen aus aller Welt und man wird sie eher nicht mehr sehen.
In Chiaras Fall hat mir das jedoch besonders weh getan!
Ein paar Tage später schreibe ich mit ihr und es stellt sich dabei heraus, dass es ihr genau so ging.... hat ja fast ein bisschen was romantisches :-DDD



Am Wochenende darauf fahren Sandra, Dean, Megan (mein junger niedlicher Verehrer James ist jetzt mit einem asiatischen Mädchen namens Megan zusammen) und ich an den Strand nach Lancelin um den Sonnenuntergang zu sehen.
Als wir so am Strand entlang laufen, fällt mir ein großer Klumpen im Sand auf. Es handelt sich um eine gut 20-30cm große Qualle. Ich rufe die anderen dazu und alle sind ganz begeistert und machen Fotos.
Sandras Faszination ist besonders groß und sie will die Qualle unbedingt mitnehmen. Tja und ich dachte ich bin verrückt :-DDD!
Gesagt getan, die Qualle wird in Sandras Jacke eingewickelt und wird Timpti getauft.
Auf dem Rückweg fällt Sandra die Jacke runter und die Qualle explodiert in der Jacke.
Megan und ich lachen uns halb tot.
Als wir beim Auto ankommen fällt mir auf, dass ich meine Gürteltasche vor lauter „Qualle“ am Strand vergessen habe.
Mittlerweile ist es stockfinster und es ist etwa eine halbe Stunde Fußweg zum Aussichtspunkt am Strand zurück und ich renne und renne und renne...
Meine Kondition ist gut geworden, denke ich mir noch, als mir auffällt dass ich mich gar nicht aufrege wegen der Tasche...
So schön wie entspannt ich hier geworden bin...
Am Strand angekommen liegt die Tasche genau da, wo ich sie zurück gelassen habe.
Glücklich und entspannt laufe ich zurück als mir Dean mit einer Taschenlampe entgegen kommt.
Den Rückweg zu finden in der Dunkelheit erweist sich als besonders schwierig und wir verlaufen uns mehrfach.
Aus den 30min Rückweg werden 60min und mehr.
Sandra und ich haben uns mal auf einem Campingplatz auf einer großen Wiese verlaufen. Seitdem bezeichnen wir uns liebevoll als „Hamster“ (Ein Hamster rennt auch immer im Rad und denkt es geht vorwärts :-D)!
Nach meiner dritten falschen Entscheidung überlasse ich Dean die Wegführung. Es stellt sich heraus, dass auch er ein „Hamster“ ist.
Nachdem wir uns noch weitere zig Mal verlaufen haben, finden wir endlich den richtigen Weg und kommen erschöpft bei Sandra und Megan an, die sich bereits gefragt haben, wo wir bleiben.
Auf geht’s zum Bottle-Shop (Supermarkt für Alkohol).
Theoretisch müsste er noch 10min offen haben – nicht in Australien.
Alles dunkel und geschlossen!
Hier lautet wohl die Devise: Kein Kunde? Ach dann machen wir halt mal früher zu! Das man hier jedoch oft extrem lange Anfahrtswege hat, wird dabei wohl gekonnt ignoriert ;-D!










Die neue Woche beginnt und ohne Chiara weiter zu arbeiten fühlt sich irgendwie so leer an und ich brauche eine ganze Weile bis ich mich daran gewöhnt habe.
Doch als ich plötzlich eine Schnecke auf dem Boden entdecke, ist sie für einen Moment komplett vergessen. Wie zum Henker kommt hier eine Schnecke rein??? Ein absolutes Rätsel, denn die komplette Halle wird täglich penibel gereinigt und desinfiziert... sehr merkwürdig...
Ich zeige die Schnecke stolz meinen Kollegen und meiner Kollegin/Vorgesetzten aus dem Back und alle sind komplett aus dem "Häuschen". Plötzlich gibt es Maschinen-Alarm.
Ich renne zur Maschine zurück und will die Schnecke gerade in eine der Mülltonnen schmeißen, als meine Kollegin es (zum Glück) noch sieht und laut aufschreit.
NICHT IN DIE TONNE!!!! Die Eier werden noch weiter verarbeitet... Ungläubig schaue ich die ekelhafte Eierbrühe in der Tonne an, schaue meine Kollegin an, schaue wiederum die Schnecke an die gerade langsam ihren Kopf aus dem Schneckenhaus streckt und ziemlich sicher nicht weiß, dass meine Kollegin ihr gerade das Leben gerettet hat und wir müssen so lachen dass uns die Tränen kommen.
Ich entsorge die Schnecke dann auf schneckenfreundlichere Art und Weise vor der Tür.
Dass aus dem nicht wirklich lecker riechendem "Eiermüll" noch etwas essbares hergestellt wird, finde ich mindestens genauso unfassbar wie die Schnecke in der Halle... aber zu den Mülleimern komme ich später noch!

Die Tage vergehen schleppend und jeder Tag ist wie der davor – anstrengend, schlauchend und ohne irgendwelche besonderen Gegebenheiten.
Zumindest so lange, bis ich eine Europalette im Stress schnell aus dem Weg ziehe, hinter mir den Hubwagen übersehe, rückwärts stürze und mir die Palette von über 20Kg mit vollem Schwung aufs untere Schienbein kracht.
Meine Kollegin lacht mich noch aus, checkt dann aber ziemlich schnell, dass mein Fuß noch unter der Palette ist, als sie mich brüllen hört.
2 Männer kommen schnell angerannt und heben die Palette runter. Der Ersthelfer kommt und ich werde in die Küche getragen. Die Kerbe wo die Palette eingeschlagen hat sieht man deutlich und es wird ein Bruch vermutet. Es wird überlegt ob mich jemand ins Krankenhaus fahren soll.
Ich lehne sofort ab und meine sehr überzeugend: Ich hab Knochen aus Stahl – ich hab mal nen Huftritt gegen den Fußknöchel bekommen und er war nicht zerschmettert. Wenn ich eines sicher weiß, dann dass ich wirklich unglaublich starke Knochen habe. Ich überzeuge die Kollegen weiter zu machen und dass ich erst mal nur kühle.
Nach einer halben Stunde kühlen und 3 Paracetamol vom Ersthelfer wird’s mir zu bunt.
Schnell 3 Verbände zum stabilisieren angelegt und vorsichtig testen ob ich auftreten kann – geht!
Stolz auf meine stahlharten Knochen, humpel ich ins "Back" zurück und meine Kollegin lacht und drückt mir schulterklopfend mein Arbeitszeug in die Hand.
Weiter geht’s bis der Ersthelfer mich sieht.
Der kriegt kurz nen Tobsuchtsanfall und scheißt mich erst mal zusammen :-DDD süß!
Als ich ihn überzeuge, dass es wirklich geht, grummelnd er noch etwas und schnappt sich kopfschüttelnd den nächsten Hubwagen.
Am nächsten Tag ist alles vergessen, nur mein Bein erinnert mich noch Wochen daran. Schwarzblau angelaufen und fett geschwollen.
Die Kerbe habe ich über 2 Monate nach dem Unfall immer noch und sie wird mich vermutlich noch länger an diesen Tag auf der Farm erinnern, aber auch daran wie wichtig es ist wieder aufzustehen und weiterzumachen, selbst wenn es weh tut! Sie steht wahrlich für meine Zeit auf der Farm und mein Durchhaltevermögen bei über 70Std. / Woche.

Am nächsten Tag nach der Mittagspause ist meine Kollegin plötzlich nicht mehr da und eine der obersten Managerinnen steht im Back.
Jeder hat „Schiss“ und einen mega Respekt vor den Manager-Frauen.
Die Damen wirken äußerst freundlich und lächeln immer, aber nicht mal ein verdammter weißer Hai würde sich mit einer von denen anlegen.
Ich schlucke, grüße freundlich und frage vorsichtig wo meine Kollegin ist.
Sie antwortet freundlich und meint: Die ist heim. Du arbeitest den restlichen Tag mit mir.
In meinem Kopf dreht sich alles und ich denke mir- das wars dann. Heute wirst du mit nem Arschtritt vom feinsten nach Hause befördert...
Doch wie so immer kommt meistens alles ganz anders.
Bereits nach kurzer Zeit merke ich, dass ich nicht alleine bin, sondern dass die Dame mir richtig hilft. Ja sie erklärt mir sogar wie man die Maschinen einstellen kann.
Glücklich, endlich zu wissen was ich in gewissen Notfällen tun kann, arbeite ich weiter, als mir plötzlich auffällt, dass bei der Stempelmaschine, 2 Stempel nicht richtig funktionieren und die Eier keinen Code haben.
Da pro Minute hunderte Eier durch diese Anlage laufen, sprechen wir nach wenigen Minuten bereits von tausenden von Eiern ohne Code.
Der Code auf dem Ei ist auch hier (wie bei uns) Vorschrift. Über den Code lässt sich unter anderem nachvollziehen wo das Ei herkommt.
Ich informiere sofort die Managerin und sie meint: Drück den roten Knopf!
An jeder Anlage befindet sich ein fetter großer roter Knopf – der Notfall-Knopf, der die komplette Anlage sofort zum Stillstand bringt.
Mit Schwung und voller Eifer hau ich drauf und die komplette Anlage fährt augenblicklich runter.
NICHT DIESER KNOPF meint die Managerin noch und schlägt die Hände vorm Gesicht zusammen. Zu spät!
Jetzt müssen wir bei jedem einzelnen Fließband, aus der Anlage alle Eier rausholen und die gesamte Maschine neu starten, meint sie zu mir.
Nachdem die Maschine endlich wieder läuft, zeigt sie mir einen winzigen roten Knopf an einer der Maschinen, mit dem man die Anlage „teil-runterfahren“ kann.
Ich entschuldige mich bestimmt schon das 3.Mal als ich merke, wie sie sich das Lachen verkneift und grinsend meint, dass alles gut ist.
Vermutlich wird sie sich nächstes Mal auch etwas gezielter ausdrücken, denn „drück den roten Knopf“ wenn ich direkt neben dem roten Notfall-Knopf stehe ist halt irgendwie schon fail :-DDD...

Der restliche Tag geht zum Glück ohne weitere Vorfälle zu Ende und als ich am Schluss frage, ob ich noch bei etwas helfen kann, schaut sie von ihrem Papierkram auf und meint: Nein meine Liebe, du hast heute wundervolle Arbeit geleistet. Vielen Dank für deine großartige Hilfe. Genieße deinen wohlverdienten Feierabend. Ich brauche einen Moment um zu kapieren, dass sie das nicht ironisch gemeint hat.
Ich stehe da wie ein Vollidiot, zu perplex um mich zu bewegen und mit offenem Mund, so dass sie noch einmal Aufschaut und mich mit fragendem Blick mustert ob noch etwas ist. Ich bedanke mich auch und kriege noch stotternd ein „See you later“ raus.
Für sie mögen diese Sätze nur so daher gesagt sein und keine große Bedeutung haben, für mich war es die Welt, einfach ALLES!
Nach wochenlangem Hintern aufreißen und wirklich ALLES GEBEN waren das die ersten netten Worte die jemand in dem Laden zu mir gesagt hatte...

Die Wochen vergehen und ich erfahre, dass meine Kollegin auch nicht mehr mit meiner Chefin arbeiten möchte und gekündigt hat.
Was das für mich bedeutet ist klar – Ich muss im „Back“ bleiben und meine Kollegin vertreten, werde dann direkt mit meiner Chefin „Hand in Hand“ zusammen arbeiten...
Mein Magen dreht sich und ich muss mich nach der Mittagspause in der Toilette übergeben. Jegliche Hoffnung ist verschwunden. Spätestens Montag in einer Woche wenn meine Chefin wieder kommt, werde ich gehen... Ich kann keinen Tag länger mit dieser Frau arbeiten...
Leichenblass komme ich vom Klo und verrichte meine Arbeit mehr oder weniger im „Zombi-Modus“.
Da ich vom brechen ziemlich Halsschmerzen habe, lutsche ich heimlich ein Hals-Bonbon.
Normalerweise arbeite ich ja alleine und keiner Socke würde es auffallen. Blöd nur, dass ausgerechnet heute meine Kollegin auf die Idee kommt, mich aufzumuntern und mich von hinten so zu erschrecken, dass ich mich verschlucke und einen ordentlichen Hustenanfall bekomme.
Sie lacht sich halb tot und verschwindet wieder.
Als ich mich wieder kriege und mir die Tränen vom Husten aus den Augen wische, erstarre ich kurz vor Schreck. WO IST MEIN BONBON?
Ich suche alles ab, bücke mich, checke die Maschine direkt vor mir und werde blass bei dem Gedanken, der sich hier immer mehr manifestiert: Ich hab das Bonbon vermutlich in einen der sich schließenden Eierkartons gehustet...
Das heißt irgendwo in Australien macht bald jemand seinen Eierkarton auf und findet ein Hustenbonbon darin...
Bei dem Gedanken – so eklig er auch ist – bekomme ich einen ordentlichen Lachanfall...

Und wenn ihr glaubt, ein Husten-Bonbon von mir sei eklig, dann lest jetzt besser nicht weiter, denn ich möchte euch alle über ein paar wichtige Dinge aufklären.

Ein paar Fakten zur „Hygiene“:

Die Eierkartons und die großen Kartons in die die Eierkartons kommen, werden in ganz normalen Lagerhallen gelagert. In diesen Lagerhallen gibt es Mäuse.
Täglich öffne ich die Plastik-Umverpackung der Eierkartons und mir kommen die Fusseln von angefressenen Eierkartons entgegen.
Die angefressenen Eierkartons sind das kleinere Übel, denn diese werden logischerweise entsorgt.
Mäusescheiße ist hier das größere Übel. Die Mäusekacke befindet sich einfach überall!
Was wird gemacht? Befindet sich in einer Plastik-Umverpackung von Eierkartons Mäusekacke – na was denkt ihr? Die Eierkartons werden trotzdem verwendet!
Deshalb bitte: WASCHT EUCH DIE HÄNDE WENN IHR EIER ODER EIERKARTONS IN DEN HÄNDEN HATTET!!!!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das weltweit der gleiche Mist ist und Mäuse gibt es halt einfach überall.

Des weiteren gibt es Eier, die der normalen Form nicht entsprechen, sprich zu groß oder zu klein für die Kartons sind und daher separat und vermutlich günstiger verkauft werden.
Diese Eier werden auf sogenannten Plastik“netzen“ gelagert und dann auf Paletten gestapelt Diese Plastiknetze werden danach gereinigt und kommen aufeinander gestapelt wieder zu mir ins „Back“
An sich hört sich das ja gut an. Problem ist, dass die Plastiknetze noch feucht sind durch die Reinigung, wenn sie aufeinander gestapelt werden.
Bereits nach wenigen Tagen bildet sich innerhalb der Netze ekelhafter Schimmel. Ich selber halte die Luft an wenn ich die Maschinen mit den verschimmelten Netzen „füttere“.
Ich weiß nicht, was mit den Eiern passiert, die auf diesen Netzen gelagert werden und es ist mir auch wurscht, da ich eh keine Eier mehr kaufe oder Lebensmittel die Eier enthalten, aber ich musste es euch zu liebe doch zumindest mal erwähnen. Also noch einmal: WASCHT EUCH DIE HÄNDE NACH JEGLICHEM KONTAKT MIT EIERKARTONS UND EIERN!!!

Rote „Mülleimer“:
Jeder von euch kennt sicher unsere typische graue Restmülltonne.
Genau solche „Mülltonnen“ in rot stehen bei uns an den Maschinen wo die von der Maschine aussortierten Eier reinfallen.
Im Schnitt haben wir jeden Tag um die 8-10 komplett gefüllte "Eiermülltonnen". In eine solche hätte ich fast die Schnecke geschmissen, denn geht man davon aus, dass es sich hier um Abfall handelt – weit gefehlt! Die Eierbrühe wird weiter verkauft und für die Herstellung von Fertigbackmischungen, Fertigrührei und anderen Fertigscheiß verwendet.
In den Tonnen befindet sich das KOMPLETTE EI – samt Schale. Das heißt auch mit Hühnerkackeresten, die von der Maschine nicht abgewaschen wurden und sicher ab und zu auch eine kleine Feder. Zwar mit UV-Strahlung desinfiziert aber trotzdem absolut ekelhaft!!! Auch ein Grund warum ich nichts mehr kaufe was Ei enthält.

Was es nicht besser macht, aber mal kurz erwähnt werden sollte:
Die Hygienevorschriften auf dieser Hühnerfarm sind trotz meiner „Horrorgeschichten“ enorm!!!

Z.B. wird nur in Arbeitskleidung von der Farm gearbeitet, die täglich gewaschen wird. Von Schuhen bis zum Mundschutz wird alles kostenfrei von der Farm gestellt.
Jeden Tag nach der Arbeit werden die Maschinen und die komplette Halle ca. 1,5-2 Std von allen Mitarbeitern von oben bis unten gereinigt und desinfiziert.
Haarbedeckung ist absolut Pflicht, Schmuck und jegliches Essen oder Trinken innerhalb der Hallen ist streng verboten.

Trotzdem wird es sicher in fast jeder Lagerhalle weltweit Mäuse geben und den ein oder anderen Idioten, der sich mal verschluckt an einem heimlich gelutschtem Husten-Bonbon oder der gute alte Schimmel der einfach ignoriert wird bzw. nicht auffällt, oder jemanden der aus versehen fast eine Schnecke in eine der roten „Mülltonnen“ schmeißt...

Ein kurzer Abstecher zu den Hygiene-Vorschriften auf Früchte-Farmen:
Auf den Früchte-Farmen wird die Umsetzung der Hygiene-Vorschriften sicher oft nur mangelhaft überwacht wenn überhaupt.
Auf der Früchte-Farm wo ich 2 Wochen gearbeitet habe, wurden zwar alle Pflücker überwacht, (Hände waschen und desinfizieren nach dem Klogang, Schmuck verboten, Haare mussten zusammen gebunden werden, Beeren essen war streng verboten) trotzdem gab es immer mal wieder den ein oder anderen mit „Rotznase“ oder die ein oder andere Naschkatze, die sich schnell und heimlich mal ein paar Beeren rein geschoben hat. UND NEIN – hierzu habe ich NICHT gehört, auch wenn ihr das sicher für eine Sekunde gedacht habt :-D! Dafür war mir der Job und das Visum zu wichtig.
Es ist einfach nicht möglich so viele Menschen gleichzeitig zu überwachen, bzw. viel zu kostspielig.
Deshalb auch hier: WASCHT EUER OBST BEVOR IHR ES ESST. EGAL OB BIO ODER BILLIG - es muss nur einer der Pflücker ne „Rotznase“ oder Herpes haben, den Rest könnt ihr euch selber zusammen reimen!

Nun gehts aber weiter auf der Hühnerfarm...

Zurück in die Verpackung
Nur noch wenige Tage und meine Chefin wird zurückkehren...
Die letzten Tage sind regelrecht geflogen, nachdem mir meine Kollegin mitgeteilt hat, dass sie geht.
Heute ist der Tag ihres Abschiedes und nach den letzten Wochen mit ihr, bin ich nicht arg böse drum. In der Mittagspause kommt sie plötzlich vor allen anderen zu mir, umarmt mich und entschuldigt sich für ihre barsche Art. Ja sie war unfair, ja sie hat hat mir keine meiner Fragen beantwortet und mir nichts gezeigt, ja sie hat mich fast permanent alleine gelassen und ja sie war mehr als nur unfreundlich zu mir aber vergeben und vergessen, denn sie hat organisiert dass ich zurück in die Verpackung komme!
Mein Herz macht Luftsprünge und ich kann es noch nicht so richtig glauben.... WIRKLICH? frage ich unsicher nach...
„Ja, du kannst direkt nach der Mittagspause wieder zum Eier verpacken.“

Wenn mir mal jemand vor ein paar Monaten erzählt hätte, dass ich bei dem Gedanken Eier verpacken zu dürfen, strahlend wie ein Honigkuchenpferd durch eine Küche auf einer Massentierhaltungsfarm in Australien hüpfe, hätte ich mich auf den Boden geschmissen und Tränen gelacht bzw. demjenigen empfohlen dringend einen Psychologen zu konsultieren.
Aber manchmal kommt einfach alles ganz anders als man meint....
Hüpf hüpf hüpf hüpf hüpf und ab geht’s in die Verpackung :-)

Ein paar Stunden später als ich gerade am Boden schrubben bin, öffnet sich plötzlich neben mir die Tür und eine Frau kommt rein, lächelt mich an und grüßt mich freundlich.
Ich grüße verträumt zurück und schaue ihr perplex nach- war das nicht gerade meine Chefin?
Sie war es...
Scheinbar hat ihr der Urlaub gut getan.
Mal schauen wie lange ihre Freundlichkeit anhält. Mir kann es egal sein, ich muss ja nicht mehr mit ihr arbeiten und schrubbe lächelnd und beruhigt den Boden weiter :-)!

Eine Woche in der Verpackung vergeht ruck zuck und da ist er schon: MEIN letzter Tag bevor es nach Italien und Deutschland geht.
Gegen Mittag kommt auf einmal eine Kollegin aus dem „Back“ zu mir und erzählt, dass die Chefin seit 10min am heulen ist.
Ich frage ungläubig bei ihr nach und glaube mich verhört zu haben...
„Ja die heult schon die ganze Zeit und arbeitet währenddessen weiter. Eine der Manager-Frauen hat mit ihr geredet und sie wohl zur Sau gemacht. Mehr weiß ich auch nicht. Das sind alles Bestien hier.... alles Bestien!" Fluchend rennt sie wieder ins Back zurück.
Ich packe schnell den letzten Karton zu Ende und entschuldige mich kurz bei meinen 3 Kolleginnen.
Ohne groß drüber nachzudenken gehe ich zu meiner Chefin, nehme ihre Arme und frage ob alles ok ist. Sie nickt, bedankt sich und lacht komplett verheult.
Sie will weiter machen. Ich bleibe hartnäckig und sage zu ihr: Geh doch eine rauchen, ich kann das hier 5 min für dich machen, das ist wirklich kein Problem....
Sie lächelt wieder verheult, bedankt sich und meint erneut, das alles ok ist. Sie heult wieder und macht währenddessen mit ihrer Arbeit weiter wie eine Maschine...
Ich gehe zurück an meinen Platz und packe nachdenklich meine Eier.
Wie sehr habe ich doch wegen dieser Person gelitten und nun tut sie mir einfach nur leid...
Mitleid war schon oft in meinem Leben der Schlüssel um Menschen zu verzeihen die mich verletzt hatten. Ein absolutes Erfolgsrezept, sofern es von Herzen kommt.

Als ich mich abends von allen verabschiede, umarmt sie mich lächelnd und bedankt sich bei mir.
Wenn die wüsste, dass das für mich selbstverständlich ist!
Ob ich zur Farm zurückkehren kann, weiß ich trotzdem noch nicht und werde ich erst nach meinem „Urlaub“ erfahren.

Rottnest Island
Bevor ich nach Deutschland fliege, geht es erst mal noch nach Rottnest Island mit der Fähre und meiner Clique hier :-)!
Blöd nur, dass die See ausgerechnet heute extrem windig ist.
Um mich herum beginnen sich bereits nach kurzer Zeit einige Leute zu übergeben. Kinder schreien und kotzen... der Schiffsarzt ist non-stop im Dienst. Ein kleines Kind wird sogar bewusstlos vor lauter kotzen und bekommt eine Infusion durch die Nase... armes Kleines.
Am Anfang halte ich dank meiner Kopfhörer und lauter Musik noch gut durch. Doch der Gestank nach Erbrochenem und immer mehr Personen um mich herum die sich übergeben, erschweren es mir doch sehr.
Ich schaue zu Sandra und den anderen. Alle 4 „liegen“ mit geschlossenen Augen und hochkonzentrierter Visage auf ihren Stühlen.
Ich muss grinsen und versuche das gleiche. Es hilft nicht. Gerade als es bei mir soweit ist und ich mit nassen Händen die Tüte öffne, fahren wir in den Hafen ein und die Tortur hat ein Ende! Das war wirklich in letzter Sekunde...
Wir steigen alle mit feuchten Händen, weißem Gesicht und etwas torkeligem Gang aus der Fähre aus.
Bei dem Gedanken dass wir in ein paar Stunden schon wieder zurück fahren müssen bekomme ich eine Gänsehaut.
Das Beste gegen Schiffskrankheit – erstmal was Essen.
Auf geht’s ins nächste Restaurant. Während wir so da sitzen taucht plötzlich zwischen unseren Beinen das erste Quokka (Kurzschwanzkänguru) auf. Die Tiere gibt es hier auf der Insel in Massen. Ganz begeistert schießen wir Fotos und stellen fest, dass es sich sogar streicheln lässt für etwas Ketchup von Deans Finger (sehr mutig der Gute).
Weiter geht’s mit dem Bus eine Rundfahrt machen. An einem der Besichtigungspunkte steigen wir aus und können spielende und jagende Seehunde im Meer beobachten.
Wieder in den nächsten Bus und weiter geht es um die Insel herum, bis der Bus eine Vollbremsung macht und die Busfahrerin „Schlange“ ruft.
Glücklich und fasziniert beobachte ich meine erste wilde und hochgiftige Schlange in Australien.
Bei der nächsten Möglichkeit steigen wir wieder aus und laufen das letzte Stück zum Hafen zurück.
Wir kommen an wunderschönen kleinen Häuschen vorbei, streicheln unzählige Kurzschwanzkängurus und entdecken einen Leuchtturm. Traumhaft. Auf Rottnest war ich definitiv nicht das letzte Mal!
Gottseidank hat sich der Wind gelegt als wir die Fähre zurück nehmen und wir kommen alle wohlbehalten in Fremantle an.













Graues und gestresstes Deutschland

Es ist soweit, auf geht’s nach Frankfurt.
Das Internetticket ist ausgedruckt, den Pass liegt bereit und das Handgepäck ist fertig gepackt – los geht’s.
Beim „boarding“ vor mir sind noch etwa 10 Leute, als mir auffällt dass die anderen Tickets irgendwie anders ausschauen.
Ich wundere mich noch und checke mein Ticket noch einmal... alles ok... Strichcode zum scannen ist da und online eingecheckt hatte ich auch.
Ich hatte doch online eingecheckt oder? Hatte ich? Mein Herz beginnt zu raßen und mir schwant bööööööses!!!!
Auf zum Schalter zu einer freundlichen Dame. Nervös strecke ich ihr mein Ticket entgegen und frage nach.
Sie schaut mich ernst an und meint: „Schätzchen hast du denn nicht eingecheckt?“
Mein Herz rast – mir wird schwindelig. Ich hatte die letzten Tage tausend Gedanken im Kopf... einer zuviel scheinbar, denn wer vergisst schon einzuchecken?!
Die freundliche Dame vom Schalter schaut in ihr System und meint: „Tatsächlich, du hast weder online noch hier am Flughafen eingecheckt, sonst würde ich dich hier auf der Passagierliste sehen und der Check-in-Schalter hat bereits vor 20min geschlossen.“
Ich schlucke, bekomme kein Wort mehr raus. Wie kann man nur so ultradämlich sein?! Vor lauter Wut auf mich selber, fasse ich mich recht schnell und gehe im Kopf bereits durch, wie viel mich ein neuer Flug kosten würde... meinen kompletten Zeitplan für die nächsten Tage würde es dadurch zerhauen... von meinen Finanzen brauchen wir erst gar nicht sprechen....
Die Dame sieht mich freundlich an, tippt irgend etwas und meint: „Ich darf das ja eigentlich nicht, aber ich checke dich hier kurz ein und nächstes Mal weniger Stress vor dem Abflug und den Check-in nicht verpennen meint sie lächelnd als sie mir die Tickets in die Hand drückt, versprochen?“ Ich schaue sie völlig fertig an, nicke und bedanke mich tausendmal. Wenn die wüsste... von Stress hatte ich die letzte Zeit wirklich genug, aber sowas?!
Mein Schutzengel hat mal wieder volle Arbeit geleistet...
Ich vermute das Gott manchmal selber über meine Verpeiltheit schmunzeln muss und so viel Mitleid mit mir hat, dass er immer schon vorsorgt und ich sowas wie meinen persönlichen Schutzengel für solche Aktionen habe :-DDD Anders ist es nicht zu erklären, dass diese ganzen Geschichten immer so glücklich enden...
In Dubai zwischen gelandet, chatte ich kurz mit Tim. Seine Mum schafft bei Qantas Airways und wollte mir eigentlich ein Upgrade zur Business-Class organisieren.
Leider ist alles ausgebucht. Für den Fall, das es nicht klappt habe ich mir schon einen Plan B überlegt – etwas leckeres zu Essen!
Ich entscheide mich für Sushi.
Der erst „Happen“ fällt mir prompt auf den Boden. Ich schmeiße die blöden Essstäbchen weg und entscheide mich das „Zeug“ so zu essen.
Eigentlich weiß ich ja, dass die grüne Sauce namens Wasabi verdammt scharf ist, aber nach dem Tag kommt was kommen musste:
Einen ordentlichen Schwung Wasabi mit Sushi in den Mund, ich spüre nur wie meine Nase und mein Kopf zu brennen anfangen und los geht das „Geröchel“. Mir kommen die Tränen und ich stöhne kurz vor Schmerz auf.
Ein asiatischer Herr im Anzug beobachtet mich belustigt und grinst mir nickend zu. Es ist, als ob etwas nicht wollte dass ich zurückfliege... Heute geht einfach alles schief... ich nicke tapfer lächelnd zurück, schneuze mir die Nase und schlucke den letzten Fisch ohne Sauce. Schmecken tuh ich eh nix mehr, der Wasabi hat mir jegliches Geschmacksempfinden weg gebrannt …

Zum Glück gibt es da im Flugzeug diesen wahnsinnig süßen Steward der mir die letzte Reihe freihält. Direkt nach dem Start kann ich nach hinten wechseln, mich richtig hinlegen und schlafen. Wenn ich wach bin und er mich sieht, kommt er gleich vorbei und bringt mir einen kleinen Snack. Das nenne ich mal Business-Class alla Saphi :-)! Perfekt und super süß!
Hoffentlich ist die „Saphi-Aktionen-Strähne“ jetzt endlich vorbei. DENKSTE...



Kaum in Frankfurt angekommen, fällt mir als erstes der unglaublich graue Himmel auf. Klar, es ist Herbst/Winter, trotzdem ein Schock wenn man gerade 7 Monate täglich Sonne hatte...
Da ich durch meine Buchung im Reisebüro noch ein Zugticket für die Rückfahrt von Frankfurt nach Freiburg hatte, habe ich mich entschlossen mich erst in Freiburg abholen zu lassen.
Ein fataler Fehler! Nach 42 Std. Reisezeit hat man für sowas definitiv keine Nerven mehr. Wie es kommen muss, verpasse ich auch noch meinen Zug und sitze erst mal im Kalten - ohne Jacke versteht sich!
Als ich die Menschen um mich herum so beobachte, fallen mir die unglaublich gestressten Gesichter überall auf...
Auch ICH fühle mich gestresst... aber warum? Wegen der Reise? Ist doch alles gut gegangen! Weil ich müde bin? Keine Ahnung... seit Monaten hatte ich dieses Gefühl nicht mehr...
Ich schreibe meiner Mum eine Nachricht: War „schön“ hier, fliege dann am liebsten gleich mal wieder zurück :-DDD!
Natürlich nur ein Scherz und da kommt er auch schon, mein ICE – endlich!!!
Als ich so da sitze und mein Ticket betrachte fällt mir auf, dass das Datum nicht stimmt.
Eigentlich logisch, ich hatte ja meinen Rückflug umgebucht weil ich meinen Aufenthalt in Australien verlängert habe. Das Zugticket ist somit theoretisch nicht mehr gültig und ein neues hatte ich nicht erhalten.
Ich verdrehe die Augen und muss erschöpft über mich selbst lachen.
Da ich keine Lust auf Stress habe, suche ich einen Schaffner und spreche ihn direkt darauf an.
Er schaut das Ticket an und meint: „Also eigentlich müssten Sie draufzahlen, aber mir persönlich wäre das jetzt gar nicht aufgefallen.
Probieren Sie es einfach. Wenn mein Kollege kommt, sagen Sie einfach nichts. Ich bin mir sicher, dass das keinem Menschen auffällt.“
Ziemlich verwirrt über diese Aussage (zumal der Schaffner ebenfalls im ICE mitfährt) setze ich mich zurück in mein Abteil und kurze Zeit später geht die Tür auf und ein sehr patziges „Fahrscheine bitte“ ertönt. Der freundliche Schaffner von gerade eben ist es auf jeden Fall mal nicht...
Die Leute in meinem Abteil haben die Aktion mit meinem Ticket mitbekommen und warten gespannt bis der Schaffner bei mir ankommt. Nervös schaue ich kurz auf mein Handy als ein sehr unfreundliches „Hallo hier spielt die Musik“ ertönt und er mies gelaunt in meine Richtig sieht. Schweigend gebe ich ihm mein Ticket.
Er sieht es sich an, scannt es und geht weiter.
Die Leute fangen an zu grinsen und nicken mir freundlich zu.
Kaum hat der Schaffner das Abteil verlassen, lachen meine beiden älteren Sitznachbarn sichtbar amüsiert auf und meinen: „Na siehste der Depp hats nicht mal gemerkt.“ :-DDDD
Die ersten gut gelaunten Menschen hier – wie schön :-)!

2 Std. später ist es endlich soweit und meine Mutter empfängt mich fröhlich am Bahnhof.

Familie und Freunde
Die 13 Tage in Italien und Deutschland gehen so schnell rum dass ich nicht einmal zum „sacken lassen“ komme.
Meine fröhliche Mum am Bahnhof, Diegos Begrüßung nach 7 Monaten, der erste und vermutlich letzte Ausritt mit meinem Traumpferd Fuchi, mein Vater wie er mich in der Tiefgarage begrüßt, eine wundervolle Überraschungsparty organisiert von meiner Nonna mit der kompletten Familie in Italien, Wiedersehen mit meiner Freundin Chiara die extra über 4Std mit dem Zug von Venedig nach Varese gefahren ist, alle meine tollen Freunde in Deutschland, ja sogar das Wiedersehen mit meinen Ärzten (zum letzten Mal Vorsorge für alles Mögliche) war mehr als herzlich und sehr emotional und dann natürlich meine große Geburtstagsfeier und der Abschied von allen...













Es kommt wie es kommen musste. Keine Minute zu früh werde ich pünktlich zum Abflug krank und zwar richtig!
Die Rückreise wird ein Alptraum. Endlich in Asien angekommen, steht mein nächster Flug nicht auf dem Plan... 14 Std Flugverspätung – fantastisch!
Ich bin kurz vorm Durchdrehen und bestehe mit letzter Kraft auf ein Hotelzimmer.
Nach langem hin und her bekomme ich mein Zimmer. Der Flughafen in Malaysia ist allerdings derart riesig und unübersichtlich, dass ich über eine Dreiviertelstunde vom einen zum anderen Ende bzw. zum Hotel benötige.
Völlig fertig komme ich endlich im Hotel an und falle direkt ins Bett. Noch schnell den Wecker stellen und schon bin ich weg.
Gegen Mitternacht geht’s weiter am Flughafen. Der letzte Flug wird der schlimmste und mehr tot als lebendig komme ich in Perth an.
Sandra holt mich am Flughafen ab und plappert mich die komplette Fahrt mit allen News voll. Dabei erfahre ich unter anderem, dass ich aktuell keinen festen Platz bzw. kein Bett habe.
„Mein“ Gartenhäuschen wurde von Liz während meiner Abwesenheit umgebaut und soll jetzt an ein Pärchen vermietet werden.
Na super.... krank und nicht mal ein Bett... und so ganz nebenbei erfahre ich noch, dass ich am Tag drauf bereits arbeiten muss bzw. darf...
Sandra bietet mir an, dass ich im Gästebett im hinteren Teil der Garage schlafen kann.
Leider Gottes herrscht dort eine Würmer-Plage. ALLES ist voll mit schwarzen, 5cm langen Würmern. Als ich die Kissenbezüge abziehe um das Kissen frisch zu beziehen fallen lauter Würmer heraus.
Als ich die Decke ausschüttel, fallen weitere Würmer und unter anderem eine giftige Spinne heraus. Was für ein Empfang!
Ich habe genug von Viechern und haue mich aufs Sofa. Daraus werden 2 Std schlafen, bis Dean Sandras Freund kommt und mich mit seinem Gelärme weckt.
Gegen Abend geht es mir deutlich schlechter und einer der Backpacker bietet mir sein Bett an und meint er würde dann an meiner Stelle auf dem Sofa schlafen.
Gerührt und dankend lehne ich ab. Das fehlt noch, dass jemand wegen mir auf einem unbequemen Sofa schlafen muss!
Verzweifelt rufe ich Liz an.
Meine Stimme ist mittlerweile kaum noch vorhanden und sie erkennt mich überhaupt nicht. Todernst fragt sie wer dran ist.
Erst als ich meinen Namen nenne, kommt ein nettes: Ach du bist es, mensch hörst du dich scheiße an!!! :-DDD
Sie bietet mir sofort ihr Zimmer an und ich falle endlich glücklich und erschöpft ins Bett.

Aus Feinden werden „Freunde“
Als ich bei der Arbeit auftauche, freuen sich alle mich wieder zu sehen und ich muss die meisten erst mal auf Sicherheitsabstand hinweißen. Umarmen verboten! Schließlich will ich keinen mit meinem Virus anstrecken.
Meine Chefin strahlt mich an und begrüßt mich ebenfalls freundlich.
Nach 2 Std. kommt sie zu mir: „ Ich brauche deine Hilfe im „Back“. Jemand hat sich krank gemeldet.“
Ich denke mir noch -oh fuck-, springe ihr jedoch sofort hinterher!
Die nächsten Stunden erlebe ich eine derart freundliche Chefin, dass ich mir schon fast vereimert vorkomme!

Sie fragt bspw. nach einem besonders heftigen Hustenanfall besorgt nach, ob ich es noch schaffe.

Kurz vor der Mittagspause meint sie dann plötzlich lächelnd zu mir: Ich habe dir Schokoladenkuchen mitgebracht.
Schokokuchen???? Ernsthaft???? Was für ein Film läuft denn hier ab????

Gegen Nachmittag meint sie plötzlich: Du hättest daheim im Bett bleiben sollen und nicht diese ständigen "Krankmacher"...

Fakt ist, ich bin zu krank um das alles zu hinterfragen und bin einfach nur froh, dass sie nett ist!
Wie ich die 12 Std letztendlich rumgebracht habe? Ich weiß es nicht!
Meine Schicht für den nächsten Tag, habe ich gecancelt und kaum daheim angekommen, kommt was schon längst überfällig war: der komplette Zusammenbruch physisch und auch psychisch!
Die nächsten 24 Std verbringe ich ausschließlich im Bett bis Liz irgendwann auftaucht und meine Lebensgeister langsam zurückkehren.
Eine weitere Nacht schlafe ich noch in einem anderen Raum, dann kann ich endlich mein neues Zuhause beziehen:

Ein wunderschöner Bereich im Haus, wieder ganz für mich alleine (alle anderen Backpacker haben keine Privatsphäre) und wieder ein riesiges Bett... wenn das mal kein Luxus ist.... TRAUMHAFT!!! Einziger Minuspunkt – ich habe keine richtigen Wände (nur Sichtschutz) und schlafe direkt über der Küche und dem Wohnzimmer. D.h. es ist alles offen und ich habe permanent Lärm. Trotzdem bin ich mehr als zufrieden und mit vernünftigen Ohropax lässt es sich recht gut schlafen.
Auf jeden Fall ein ganz anderes Gefühl in einem richtigen Haus zu schlafen. Im Garten war ich halt doch irgendwie immer unruhig und mein inneres „Alarmsystem“ war eingeschalten.
Hier im Haus habe ich jetzt sogar meinen eigenen Ess- und Arbeitstisch und das beste: PERMANENT WIFI und das Klo ist nicht mehr so weit :-D!







Die nächsten Arbeitstage vergehen wie im Flug. Ich bin wieder gesund und fühle mich prächtig. Meine Freude ist mit meiner Gesundheit zurück gekehrt. Australien hat mich wieder!!!
Keine Sekunde bereue ich meine Entscheidung wieder hergekommen zu sein.

Bei der Arbeit nennt mich meine Chefin jetzt „Darling“ und nachdem ich sie einen weiteren kompletten Tag im „Back“ unterstützt habe, hat sie sich sogar bedankt für meine Hilfe!!!!
Mein Misstrauen ist trotzdem nach wie vor vorhanden!
Wie sehr muss diese Frau doch innerlich zerrissen oder vom Stress zerfressen sein, dass sie mich zuerst wie „Dreck“ behandelt und ich dann zu ihrem persönlichem Liebling werde nur weil ich kurz gefragt habe, ob alles ok ist???? !!!!!

Liz hatte inzwischen übrigens ihre Magen-OP.
Das 2.Mal wurde der Krebs raus geschnitten. Bereits am 2.Tag ist sie schon wieder am rumhüpfen und arbeiten. Liz unser Hulk...
Sollte der Krebs in den nächsten Monaten zurück kommen, muss der Magen großräumig ausgeräumt werden. Aktuell kann man also nichts weiter tun als abzuwarten und zu beten.

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