Sonntag, 18. Juni 2017
Guilderton und Blueberries
Nachdem ich etwas frustriert auf meinem Campingplatz „Moore River Bridge Rest Area“ in Guilderton ankomme, werde ich gleich von einem älteren Australischen Pärchen begrüßt.
Als ich mich an einen der Tische setze um meinen Blog zu schreiben, wird mir ein Tee von den beiden angeboten und ich nehme dankend an.
Keine 5min später steht die Frau fordernd neben mir und möchte die Tasse wieder, um ihren Abwasch fertig zu machen, damit die beiden schlafen gehen können (UM HALB 7!!!). Etwas irritiert trinke ich den noch heißen Tee ex runter und denke mir meinen Teil.
Der ältere Mann kommt 2min später noch zu mir (als seine Frau nicht hinschaut) und möchte einen „Gute Nacht Kuss“ :-DDD!
Beide bieten mir an, am nächsten morgen um 7 gemeinsam einen Kaffee zu trinken. Da mir die beiden etwas zu verrückt sind und ich vor habe bis spät in die Nacht zu schreiben, lehne dankend ab und wir verabschieden uns,
Gegen halb 2 Nachts bin ich endlich fertig mit meinem (letzten) Blog und schlafe erschöpft ein, bis mich ein lautes Poltern aus dem Tiefschlaf reißt.
Wieder ein lautes und bestimmtes Klopfen gegen meine Fensterscheibe. Erschrocken (eigentlich rechne ich mit Polizei oder weiß Gott was) mache ich erst mal vorsichtig den Vorhang zur Seite und wen sehe ich da? Den alten Mann lachend und wild winkend. Ich winke kurz benommen zurück und schaue auf die Uhr: 10 vor 7!
Wütend lasse ich mich zurück ins Kissen fallen... zu spät, ich bin hellwach und stehe etwas genervt auf.
Frühstück und stundenlanges chillen in der Sonne später, wachen endlich auch meine „Langschläferfreunde“ Sandra und Silas auf und wir verabreden uns um ans Meer zu fahren.
Silas bleibt dann doch zum „zocken“ auf der Campsite und Sandra und ich genießen Bier und Pommes in einer Bar mit wunderschönen Meerblick.
Unzählige Weibergespräche später und bereits bei Sonnenuntergang, fahre ich sie zurück und komme müde bei meinem Campingplatz an.



Zum Glück weit und breit keine verrückten Australier zu sehen, stattdessen ein freundliches deutsches Paar mit denen ich noch etwas zusammen sitze.
Am nächsten Morgen frühstücken wir gemeinsam und ich fahre mit den beiden an den Strand etwas spazieren.





Da ich noch einkaufen muss, mache ich mich bereits nach kurzer Zeit auf den Weg nach Yanchep, die nächst größere Stadt hier.
Sandra und Silas kommen auch noch nach Yanchep und wir treffen uns bei McDonalds wo wir den Tag etwas ausklingen lassen.

Auch den nächsten Tag zieht es mich nach Yanchep. Free WIFI und Strom im McDonalds sind einfach zu verlockend und da man hier eh nicht wirklich viel machen kann, ist das ein guter Zeitvertreib.

Mein Campingplatz




Arbeitsbeginn bei Costa
Früh um 6 heißt es aufstehen.
Kurz gerichtet und los geht’s zum „Induction room“... wenn es nur nicht so schwer wäre den zu finden... tatsächlich schaffe ich es ausgerechnet am ersten Tag 3 min zu spät zu kommen. Eigentlich gar nicht meine Art und ich versinke fast im Erdboden als mich dann auch noch ein hübscher Italiener (ja sowas gibt’s tatsächlich :-DDD ) fröhlich begrüßt und in meine Arbeit einweist.
Zur Arbeit gibt es nicht all zu viel zu erzählen: Blaubeeren pflücken - Blaubeeren in Eimer fallen lassen – vollen Eimer abgeben – wiegen lassen – fertig!





Bereits am ersten Tag schaffe ich 25 Kg. Verschwitzt und kaputt fahre ich nach der Arbeit mit zu Sandras und Silas Campingplatz um zu duschen.
Nachdem ich mittlerweile 1,5 Wochen nicht mehr geduscht habe, lechzt mein ganzer Körper nach Wasser und ich stehe bestimmt 20 min unter der heißen und berauschenden Dusche! Was für ein Gefühl :-D... das kriegt Katzenwäsche und Haare waschen aus der Flasche einfach nicht hin...
Nach einem gemeinsamen Feierabendbier fahre ich duftend und zufrieden auf meinen Campingplatz.

Am nächsten Morgen geht es weiter. Leider ist nach dem halben Tag schon Schluss und mit 31,3 Kg habe ich Sandra fast eingeholt.
Ich spüre mittlerweile jeden Knochen und komme völlig tot bei meinem Campingplatz an.
Schnell nach hinten gekrochen auf meine Matratze und erst mal Füße hoch.
Ich fange an an einer Karotte zu knabbern und wache mit selbiger in der Hand wieder auf. Weit bin ich nicht gekommen :-D!
Keine 10min später tauchen Sandra und Silas auf und es geht nach Yanchep.
Nach der ein und anderen Pommesportion geht es zurück und wie aus heiterem Himmel beginnt es zu regnen. Eine absolute Ausnahme hier und wir genießen das seltene Spektakel. Kurz verabschieden und ab ins Bett. Gerade als ich am einschlafen bin spüre ich plötzlich etwas feuchtes an meinen Füßen.
Erschrocken sehe ich nach und stelle fest, dass es in mein Auto geregnet hat und meine Matratze nass ist. ICH LIEBE CAMPEN – ICH LIEBE CAMPEN – ICH LIEBE CAMPEN – ICH LIEBE CAMPEN – nach dem ich diesen Satz etwa 10 mal laut vor mich her gemurmelt habe muss ich lachen und trockne alles so gut es geht.
Ich kriege nicht mehr viel mit und wache am nächsten morgen neben Putzlumpen und Handtuch auf. Ich habe es nicht mal mehr in meinen Schlafsack geschafft...

"Gehaltsabrechnung" der ersten 3 Tage


-Aller Guten "Laptops" sind drei-
Mittwoch – 6 Uhr aufstehen – es regnet immer noch!
Blaubeeren pflücken im Regen ist nun wirklich kein Vergnügen und nach nur 2,5 Stunden ist bereits Feierabend. Etwas genervt dass wir für 2,5 Std extra die Anfahrt auf uns nehmen mussten, fahren wir wieder nach Yanchep zu … ja richtig - zu McDonalds... gibt ja sonst hier nix zu tun.
Arbeit gibt es bis nächste Woche Montag auch keine mehr, also überlegen wir bei Eistee und Pommes was wir die nächsten Tage unternehmen könnten.
Sandra und Silas suchen außerdem noch nach einer Wohnung für die nächsten Monate. Währenddessen beginne ich meinen Blog zu schreiben. Nachdem ich nach 2Std. bei Seite 4 angekommen bin, fragt mich Silas wie es so läuft. Ich zeige ihm etwas auf meinem Laptop und im selben Moment friert mein Bild ein! Jegliche Wiederbelebung bringt nichts!
Ich versuche alles und gehe alle meine Computerkenntnisse durch – keine Chance! Nach kurzer Zeit stelle ich dank Google und Bios fest, dass mein Mainboard hinüber ist – sprich der Laptop Müll ist! DAS DARF DOCH NICHT WAHR SEIN!!!!!!! Schon wieder über 3 Seiten für den Ars.. geschrieben!!!!!! ALLES WEG!!!!
Soviel Pech kann man nicht haben oder? Lachend (zum heulen ist die Situation einfach zu skurril) packe ich den Laptop weg und Sandra und Silas entscheiden sofort am nächsten Tag mit mir nach Perth zu fahren.
Da meine Bankkarte mittlerweile in der Bank in Perth eingetroffen ist, passt das gleich doppelt.
Immerhin finden Sandra und Silas eine unglaublich schöne Bleibe in einer Villa mit Swimming-Pool und allem drum und dran, die sie ab nächster Woche beziehen können.
Bis dahin werden wir gemeinsam auf meinem kostenlosen Campingplatz campen und die letzten gemeinsamen Tagen genießen.
Den Abend lassen wir dann noch bei zwei Weinflaschen gemütlich ausklingen und irgendwann zieht es mich ins Bett. Ich höre noch - Oma ist müde - und fauche eine Gute Nacht Schnucky zu Sandra zurück und schlafe kurz drauf wie ein Baby!

Mep mep mep mep mep mep --- das laute bimmeln des Weckers weckt mich.
Meine beiden Langschläfer sind noch tief in ihrer Traumwelt und nach einem künstlichen Erdbeben Namens -Saphi-Autorüttler- höre ich ein Knurren von Silas und ein fröhliches Sandralein.
Wir frühstücken noch entspannt und dann geht es nach Perth.
Auf der Fahrt cremt sich Sandra ihr Gesicht ein und ich frage sie, ob ich bitte auch etwas Creme bekommen könnte. Plötzlich absolute STILLE, KEINE ANTWORT VON SANDRA und ein darauffolgendes panisches Gestöbere in ihrem Kosmetikbeutel...
Ich frage ob alles ok ist und sie schaut mich entsetzt an und meint nur ganz trocken: Ich habe mir gerade Enthaarungscreme ins Gesicht geschmiert!!!
Silas und mich verreißt es fast vor Lachen und ich versuche, während mir die Tränen vor lauter Lachen kommen, die blöden Feuchtteucher zu finden.
Sandra rubbelt sich penibel das Gesicht ab und zum Glück sind ein paar Stunden später noch alle Augenbrauen und Wimpern da wo sie sein sollen.
Die Bankkarte ist schnell abgeholt und weiter geht’s zur Laptoprückgabe. Der Verkäufer versucht ihn anzumachen und fängt bei der Fehlermeldung an zu grinsen – ja ihr Blog ist definitiv weg. Das Mainboard ist hin. Sie bekommen einen neuen Laptop von uns.
Jeder normale Mensch würde sich über einen neuen Laptop freuen – ICH NICHT!
Schon wieder stundenlange Updates, mein Handydatenvolumen aufbrauchen und alle Programme neu installieren – GRRRRH!
Vorsichtshalber frage ich schon mal, wo ich den neuen Laptop zurückgeben kann, falls dieser wieder kaputt geht. Als er mir mitteilt, dass es den Laden in ganz Australien gibt, bin beruhigt.
Das neue Teil eingepackt, geht es zurück zum Campingplatz und wir essen gemeinsam noch zu Abend. Da wir todmüde sind, gehen wir im Anschluss alle schlafen.

Am nächsten Morgen werde ich durch ein "tapsen" auf meinem Dach wach.
Da es nur ein Vogel sein kann, haue ich 2 mal gegen die Autodecke und versuche weiter zu schlafen. Schon wieder so ein Vieh was mir das Autodach vollscheißt... Das hatten wir doch schon mal in Nullarbor!
Keine 20 Sekunden später wieder ein tapsen.
Plötzlich gibt es einen rumps und ich schaue erschrocken raus in der Gewissheit jetzt einen toten Vogel vor dem Auto liegen zu haben.
Nichts... kein Vogel weit und breit. Diese irren Australischen Vögel...
Ich lasse die hintere Autotüre geöffnet um etwas frische Luft hineinzulassen und höre nach kurzer Zeit ein flattern und ein leichtes Klopfen gegen meine Scheibe.
Vorsichtig strecke ich meinen Arm mit Handy raus und drücke ein paar mal auf die Aufnahme.
HAB ICH DEN ÜBELTÄTER! Ein kleiner Vogel hockt auf meinem Außenspiegel und flattert verliebt immer wieder dagegen um sich selber zu küssen.
Zwischendurch fliegt er verwirrt und mit ordentlich Schwung gegen meine Scheibe nur um dann wieder wie betrunken sich selber im Spiegel zu betrachten und mit dem Spiegel zu kuscheln :-D! Armer Kerl! Hab mir überlegt ob ich den Spiegel verdecken soll aber dann wäre ich noch schuld wenn ein verliebter Vogel vor lauter Liebeskummer Selbstmord begeht und mit voller Wucht gegen meine Scheibe fliegt :-DDD.



Nach einem schönen Frühstück mit leckeren Pancakes machen wir uns auf den Weg nach Yanchep zum einkaufen. Da ich meinen Laptop im McDonalds noch einrichten möchte fahre ich mit dem eigenen Auto schon etwas früher los.
Gedankenversunken genieße ich die Sonne, die gute Musik und fahre mit meinen 110 Sachen über den Highway, als ich hinter einem Hügel fast auf einen stehenden Jeep drauf fahre. Eine sehr sehr knappe Vollbremsung und scharfe Lenkradlenkung nach links, will ich schon fluchend und geschockt die 2 Autos vor mir anhupen, als ich plötzlich einen Hund völlig verstört auf der Straße rum rennen sehe. Auf der anderen Seite kommen bereits andere Fahrzeuge mit 110 Sachen angefahren. Ich fahre etwas rechts in die Mitte mache Lichthuppe und beuge mich aus dem Auto raus um die anderen winkend zu warnen.
Nachdem diese gottseidank auch eine Vollbremsung ohne Unfall geschafft haben, fahre ich sofort quer rüber auf die andere Straßenseite auf den „Seitenstreifen“. Ich reiße die Autotüre auf und nehme rennend die Verfolgung nach dem hübschen Kerlchen auf.
Durch Gebüsch und sandigen Boden in Flipflops – was hier sowieso schon völlig lebensmüde ist, renne ich wie eine irre durch die Pampa und entdecke den Kerl vor einem Tor winselnd und völlig verstört.
Ich rede beruhigend auf ihn ein und er fasst Vertrauen. Ich bekomme ihn zum Glück zu greifen bevor er wieder einen Sprung zur Seite macht. In diesem Moment höre ich ein leises aufsteigendes Piepen. Piep piep pieep pieeep pieeeeep und bekomme einen starken Schlag. Der Hund zuckt und versucht wieder wegzurennen. Mit aller Kraft halte ich ihn gerade noch so. Keine 3Sec. später wieder piep piep pieep pieeep pieeeeep pieeeeep und SCHLAG. Ein verfickt... Stromhalsband mit automatischem Auslöser!!! Ich versuche meine andere Hand dazwischen zu schieben, während ich den sehr engen Verschluss zu öffnen versuche. Die ganze Zeit geht dieses kranke Spiel weiter. Alle paar Sekunden gibt es einen weiteren Schlag. Da sich der Hund außerhalb des Grundstücks befindet löst das Teil immer wieder aus.
Beruhigend rede ich auf das panische Tier ein, während mir selber der gesamte Arm brennt. Nach exakt 5 Stromschlägen, habe ich es endlich geschafft und schmeiße das munter weiter piepsende und auslösende Dreckshalsband weg.
Erst mal den Hund kraulen und beruhigen.
Kein Mensch weit und breit zu sehen... Da das Kerlchen unglaublich stark ist, kann ich ihn nicht am normalen Halsband führen und mache ihn kurzerhand mit meiner Gürteltasche am Zaun fest um im Auto einen Gürtel zu holen und meine Türe die noch weit offen stehen zu schließen. Schnell hin und her gerannt werde ich von ihm mit einem leichten wedeln begrüßt und ich nutze meinen Gurt als Leine. Gemeinsam erforschen wir das gesamte Grundstück – kein Mensch weit und breit zu sehen, als ich plötzlich eine mir vertraute Stimme rufen höre.
Sandra taucht zwischen den Büschen auf.
Die 2 haben mein Auto auf der anderen Straßenseite entdeckt und sofort angehalten.
Ein paar Minuten später tauchen ein paar Wildhüter auf die gerufen wurden. Einer von ihnen versucht die Besitzer zu kontaktieren.
Wir drücken gemeinsam das elektrische Tor auf und lassen den Hund auf sein Grundstück. Sandra hat mittlerweile eine Nachbarin entdeckt, die meint dass das öfter passiert.
Als ich das höre geht mir „der Hut hoch“! Nicht nur des armen Tieres wegen, was mit Sicherheit kein langes Leben haben wird, sondern auch der Autofahrer wegen!
Dieser arme von Stromschlägen völlig fertige Kerl hätte fast 2 schwere Unfälle verursacht!
Wäre ich mit 110 auf meinen Vordermann drauf gefahren wäre ich vermutlich Matsch gewesen.
Ich teile dem Wildhüter meine Wut mit und hoffe, dass die Besitzerin eine gesalzene Strafe bekommt!
An dieser Stelle möchte ich noch etwas dazu sagen:
Ich habe kein grundsätzliches Problem mit einem Stromhalsband, wenn es ausschließlich zur Sicherheit des Tieres verwendet wird – bedeutet für mich: Wenn der Hund auf eine Straße zu rennt oder ähnliches und sich oder andere gefährdet. Allerdings als Erziehungsmaßnahme oder als (unüberwachten und vor allem permanent auslösenden) Ausbruchsschutz ist es für mich nichts anderes als pure Tierquälerei!
Aufgerüttelt und noch etwas geschockt von der gesamten Aktion,fahren wir im Anschluss nach Yanchep und kaufen für die nächsten Tage gemeinsam ein.

Samstag Morgen heißt es ausschlafen bis uns die Sonne an den Nasenspitzen kitzelt.
Gemeinsam frühstücken und entspannen wir bis in den späten Nachmittag hinein.
Später koche ich eine leckere Pasta für uns und wir stoßen auf unseren letzten gemeinsamen Abend an.
Etwas traurig begießen wir mit Sandras restlichem Goon (billigster Wein in Australien) unsere gemeinsame Zeit und spielen Karten bis uns die Kälte in die Autos treibt.



Morgen werden Sandra und Silas in ihre Wohnung ziehen und nächste Woche heißt es spätestens Mittwoch für mich weiter ziehen.
Mir blutet jetzt schon das Herz wenn ich an den Abschied denken muss....