Donnerstag, 18. Mai 2017
Daheim...
Am nächsten Morgen wache ich in Eden auf und stelle fest, dass ich direkt am Meer bin.
Ich werde von mehreren Personen freundlich angesprochen und eine ältere Dame teilt mir mit, dass aktuell keine Walsaisson ist.
Blöd gelaufen, eigentlich wollte ich hier Wale sehen.
Da mich Eden sonst nicht fesselt, fahre ich weiter nach Mallacoota. Dort angekommen fängt es an zu regnen und ich entscheide mich spontan die weite Fahrt nach Melbourne schon heute auf mich zu nehmen.
Es ist bereits dunkel als ich auf Phillip Island ankomme. Auf einem Parkplatz direkt am Meer "verstecke" ich mich. Gedankenversunken blicke ich in die Dunkelheit und sehe die Umrisse einiger Hasen, die auf dem Parkplatz rumhoppeln.
Um keinen Strafzettel zu kassieren (wegen illegalem campens) stelle ich mir den Wecker und versuche bevor ich schlafen gehe, noch das nette Paar aus Neuseeland zu erreichen, was mich nach Melbourne eingeladen hat. Keiner geht ran. Ich spreche ihnen auf dem AB.
Um 6 Uhr Morgens klingelt der Wecker und ich warte ab bis die Sonne aufgeht.
Keine Toilette weit und breit... da ich dringend für kleine Mädchen muss und kein Mensch weit und breit zu sehen ist, nutze ich die Gunst der Stunde und setze mich hinters Auto.
Genau als ich voll dabei bin, joggt ein attraktiver junger Mann an mir vorbei... WO ZUM TEUFEL KOMMT DER DENN BITTE SO SCHNELL HER??? Ich kann nicht rechtzeitig aufhören und er schaut höflich beiseite. Spätestens jetzt war der Zeitpunkt da, an dem ich mir wirklich gewünscht habe, eine kleine Maus zu sein, die einfach im nächsten Erdloch verschwinden kann.
Schnell zurück ins Auto und bloß weg hier!
Um die weltberühmte Pinguinparade zu sehen (hunderte Pinguine kehren zu ihren Schlafplätzen zurück), die hier auf Phillip Island stattfindet, fahre ich zum Tierpark um die Tickets zu kaufen.
Der Tierpark hat noch geschlossen und ich laufe zum Eingang um nach den Preisen zu sehen und was sehe ich da für ein Werbeplakat hängen? 2 Orcas in einem Pool! Ein absolutes NO GO für mich.
Ich drehe kurzerhand um und sehe nochmal auf der Webseite nach... tatsächlich verkaufen sie Tickets. So wie ich es verstehe, handelt es sich zwar nur um eine virtuelle Show, aber das ist mir recht wurscht, denn die Orcas auf dem Plakat sehen verdammt echt aus und mit Fotos echter Orcas in Minipoolen zu werben geht genauso wenig für mich.
Frustriert starte ich Richtung Melbourne als plötzlich mein Handy klingelt.
Eine fröhliche Jo ist dran und fragt mich, wann ich kommen möchte.
Da ich kleidungstechnisch nur das aller nötigste mitgenommen habe und einige Teile davon mittlerweile überhaupt nicht mehr tragbar sind, gehe ich vorher noch bei "K-Markt" (ein Billigladen wo es alles gibt) neue Kleidung kaufen. Möchte dort ja nicht wie ein "Penner" auftauchen.
Eine Flasche Rotwein und alle Zutaten für eine leckere Pasta sind in der großen Shoppingmall mit zig Geschäften, auch schnell gekauft.
Auf der Toilette mache ich mich schnell etwas frisch und ziehe mich um.
Auf geht's nach Yarraville (bei Melbourne)- denkste... wo ist mein Auto? Das ist jetzt schon das zweite mal, dass ich mein Auto auf einem derart riesigen Parkplatz "verliere". Bestimmt 20min latsche ich jede Reihe ab bis ich es endlich finde. "Klatschnass" geschwitzt und verärgert über mein Navigationssystem "like a hamster" (der rennt auch immer nur im Kreis :-D) fahre ich noch schnell zur nächsten Tankstelle und dann geht's endlich auf nach Yarraville - huch was war das denn? Bin ich gerade über eine rote Ampel gefahren????
Panik überkommt mich... tatsächlich war es ziemlich sicher schon rot und eine Kamera gab es auch.... So etwas ist mir noch nie passiert...
Voller Angst das meine Reise jetzt schon ein gezwungenes Ende findet, google ich die Strafen, denn in Deutschland wäre mein "Lappen" vermutlich weg.
3000$... Ich drehe fast durch und schaue zum Glück noch ein zweites Mal hin, bevor ich die Nerven ganz verliere - 300$... vor Erleichterung könnte ich fast schreien (wie ich anschließend erfahren habe, ist es mittlerweile auf 400$ gestiegen + die Vermietungsagentur des Autos berechnet auch immer nochmal 75$ bei Strafzetteln, d.h. ich wäre im schlimmsten Fall bei 475$.) Viel Geld aber kein Führerschein weg und der Urlaub kann weiter gehen.... puuuuh!!!! Mal abwarten ob was kommt...
Endlich in Yarraville bei Jo, Chris und supersüßer Stafford Terrierin Jeff angekommen, werde ich sofort liebevoll willkommen geheißen und bekomme erstmal einen Tee.
Im Anschluss zeigt mir Jo "mein" Zimmer und das Haus.
Ich bin absolut überwältigt von der Gastfreundlichkeit und kann mir ein lautes, glückliches Kichern unter der Dusche in ihrem Traumbad nicht verkneifen. Ich schlüpfe in meine neuen Sachen und komme mir wie neugeboren vor.
Als ich zu Jo in die Küche gehe, stellt sie mir Inzi die Hausspinne vor. Ein mega Vieh, aber ich gewöhne mich schnell an sie. Zum Glück bleibt sie immer brav in ihrer Ecke, weit oben an der Zimmerdecke sitzen.



Nach einem zweiten, leckeren Tee und Buttercockies, gehen wir im Hundepark mit Jeff spazieren und ich kann zig Hundies knuddeln.
"Daheim" angekommen, begrüße ich Chris vorsichtig, der leider einen schlimmen Hexenschuss hat und sich kaum bewegen kann.
Jo geht kurz darauf ins Fitnessstudio und ich mache mich in der Küche an die Pasta.
Inzi bleibt zum Glück im Eck sitzen und kommt mir nicht zu nah.
Als Jo wieder kommt, essen wir alle zusammen und genießen den Wein.
Jo plant mit mir hoch motiviert und bis spät in die Nacht, meine weitere Reise in Australien.
Scheiß auf Lonely Planet - wer eine Jo hat, braucht keinen Reiseführer!
Als ich mich nachts ins Bett lege und die (wie in Italien) aus mehreren Teilen bestehende Decke über mich ziehe, kann ich mein Glück immer noch nicht fassen...
Für den nächsten Tag bekomme ich von Jo sogar eine Fahrkarte, um Melbourne zu erkunden.



Melbourne gefällt mir lange nicht so gut wie Sydney, aber das macht nichts, denn das beste kommt immer zum Schluss: PINGUINE!!!! In Melbourne gibt es tatsächlich auch Pinguine. Eine kleine Pinguinkolonie aber unglaublich süß und das KOSTENLOS - statt für 50$ auf Phillip Island.
Gegen Abend kommen auch hier die Pinguine zu ihren Schlafplätzen zurück und quiecken lustig vor sich hin.
Ich sehe den ersten, den zweiten und beginne Fotos zu machen. Natürlich ohne Blitz! Als ich schon am gehen bin, sehe ich noch 2 Pinguine kämpfen und sich "anzicken". Ich filme die beiden und denke noch "ach wie süß" und plötzlich wird daraus ein Pinguinporno und die beiden machen Liebe.
Keine Scham diese Viecher :-DDDD...



Zurück in Yarraville, komme ich spät aber glücklich "heim". Jo begrüßt mich fröhlich und zeigt mir kleine Vorhänge.
Die liebe Jo konnte es nicht sehen, dass ich in einem Auto schlafe, wo jeder reinschauen kann und hat mir kurzerhand Vorhänge fürs Auto genäht... mir fehlen die Worte... Ich bin immer noch fassungslos mit was für einer Liebe ich hier aufgenommen wurde...
Nach dem Abendessen geht Jo Hockey spielen. Jo spielt professionell Hockey und hat bei den World Masters Games in Neuseeland Bronze geholt. Was für eine Power-Frau!!!
Ich schaue mit Chris (dem es leider noch immer nicht besser geht) einen Film an und er gibt mir ganz nebenbei die Adresse für ihr Haus an der Great Ocean Road und erklärt mir was ich dort alles machen kann.
Als Jo heimkommt, trinke ich mit ihr noch einen Tee. Danach heißt es "Schlafenszeit". Traurig und glücklich zugleich versuche ich zu schlafen, mit dem Wissen, dass es morgen Good bye sagen heißt...
Am nächsten Morgen befestigt Jo mit mir die Vorhänge im Auto und packt mir riesige Zitronen für die Zeit im Haus am Meer ein.
(Chris sein Bruder Dean, lebt zur Zeit mit seiner Freundin auch auf dem Grundstück in einem Bungalow und wird mit mir dort evtl fischen gehen. Dazu passen dann natürlich leckere frische Zitronen.)
Nachdem ich noch Jos ebenso liebe Schwester kennen lernen durfte, heißt es dann "Auf Wiedersehen" sagen - im wahrsten Sinne des Wortes, denn die beiden werde ich auf jeden Fall wieder sehen, komme was wolle!!!



Auf geht's nach Barwon Heads ins Haus am Meer.
Als ich nach einer Stunde Fahrt dort ankomme verschlägt es mir die Sprache. Ein wunderschönes Luxus-Haus erwartet mich... zig Schlafräume eine riesige Küche und ein Traumbad - und ich ganz alleine hier :-D
Ich begrüße Dean und seine Freundin Pen und entspanne danach etwas.
Die beiden gehen kurze Zeit später aus und ich verziehe mich ins Haus.
Als es frisch wird, mache ich Feuer im Kamin und genieße englisches Fernsehen im Schaukelstuhl.
Irgendwie komme ich mir nicht wie "am anderen Ende der Welt" vor, sondern wie "DAHEIM"...