Mittwoch, 31. Mai 2017
Welcome to West Australia
Nach einer unruhigen Nacht, heißt es den ganzen Tag fahren und abends nach einigen hunderten Kilometern auf einem Parkplatz direkt am Highway übernachten. Bis nach Adelaide ist es nun nicht mehr weit und ich freue mich auf die letzte große Stadt bevor es richtig in die "Pampa" geht.
Also ich meine Nachrichten checke, sehe ich das Maike mir geschrieben hat und sie am nächsten Morgen auch in Adelaide ist.

Wer mich kennt, weiß dass ich zwei Lebensmottos habe, nach denen ich die letzten Jahre, versuche zu leben:

1. Was rum ist, ist rum!
Hört sich leichter an als es in Wirklichkeit ist, macht das Leben aber um einiges einfacher, wenn man es konsequent versucht umzusetzen.

2. Ich liebe die Geschichte vom "Zug des Lebens"
Für die, denen das nichts sagt, möchte ich die Geschichte kurz mit meinen eigenen Worten wiedergeben:
Jeder von uns sitzt in einem Zug und zwar in seinem eigenen Zug des Lebens.
Alle Züge haben die selbe Endhaltestelle, fahren aber in unterschiedliche Richtungen.
Bei jedem Halt, steigen Menschen in unseren Zug ein und auch wieder aus. Manche wiederum wechseln einfach nur das Abteil für eine gewisse Zeit.
Die Menschen die einsteigen, begleiten uns oft für einige Stationen unseres Lebens, manche begleiten und sogar bis zur unserer Endhaltestelle. Sie berreichern unser Leben durch gute und auch schlechte Erfahrungen.
Die Menschen die aussteigen, fahren in eine andere Richtung weiter oder haben ihre Endhaltestelle erreicht.
Einige von ihnen, werden uns noch lange in Erinnerung bleiben und uns prägen.
Treffen wir auf alte Bekannte in einem anderen Abteil unseres Zuges, gibt es oft viel zu erzählen und man freut sich über ein Wiedersehen.
Und die Moral der Geschicht:
Egal an wievielen Stationen unser Zug hält, bevor wir unsere Endhaltestelle erreichen, wir werden nie alleine sein und unser Zug wird nie leer sein!
Wir müssen nur genau hin sehen wenn wir uns einsam fühlen, denn oft reicht es schon aus, einmal achtsam durch die Abteile unseres Zuges zu gehen und in die fröhlichen Gesichter alter Bekannter zu sehen oder die Menschen die neu zugestiegen sind kennenzulernen.

Genau diese Geschichte ist mir in Sinn gekommen, als ich Maikes Nachricht lese.
Dass ich sie so schnell wieder sehe hätte ich wirklich nicht gedacht, aber wie gesagt manchmal trifft man sich in seinem Zug schneller wieder als man denkt.
Am nächsten Morgen sind es nur noch 2 Stunden bis nach Adelaide und ich freue mich auf das Treffen mit Maike obwohl es mir nicht gut geht. Meine Erkältung ist wieder schlimmer geworden.
Großstädte sind einfach nichts für mich, schon gar nicht krank am Steuer und ich bin froh als ich endlich bei Maikes Hostel ankomme.
Als ich aus dem Auto aussteige, knallt es auf einmal direkt neben mir und ich sehe, dass ein junger Mann einer laut fluchenden Frau ins Auto gefahren ist. So viel zum Thema Großstadtverkehr!
Maike kommt mir entgegen geflogen und trotz meiner Erkältung werde ich kräftig umarmt. Was für eine nette Begrüßung nach einer doch recht stressigen Endphase in Neuseeland.
Wir suchen uns ein Kaffee und gönnen uns einen Schokoladenmilchshake. Schließlich gibt es viel zu erzählen.
Maike berichtet mir von ihrer Zeit in Darwin und Alice Springs.
Nach ihrer Erzählung wird mir langsam bewusst, dass die Freundin von Dean mit ihrer Warnung zwecks Kriminalität in Darwin Recht hatte und mir wird etwas mulmig bei dem Gedanken, dass ich dort bald alleine zwei Nächte im Outback übernachten werde...
Die Zeit verfliegt wie im Flug und nach einigen Stunden quatschen, heißt es wieder verabschieden - aber sicher nicht für immer denn Maike wechselt lediglich das Abteil in meinem Zug für eine gewisse Zeit ;-)!



Noch am selben Mittag starte ich Richtung Perth.
Da ich bei Dunkelheit aus versicherungstechnischen Gründen nicht fahren darf, komme ich nicht arg weit, denn der Großstadtverkehr ist wirklich zum ko....!
Nach etwa 2 Stunden fahren, suche ich mir einen Campingplatz und lande auf einem kostenlosen Campingplatz direkt am Meer. Der Sonnenuntergang ist gigantisch und ich lerne ein jungen deutschen Mann kennen, der mir beim Abendessen Gesellschaft leistet und sogar sein Schnitzel mit mir teilt. Mein erstes Stückchen Fleisch nach vielen Wochen wuhuuuu schmeckt das lecker!



Am nächsten Morgen wache ich ziemlich zerknittert auf.
Scheinbar meint es das Schicksal gerade nicht gut mit mir, denn die Erkältung ist deutlich schlimmer geworden.
Ich quäle mich die 500 Kilometer Tagespensum durch und bin froh als ich dann endlich auf einem kostenlosen Campingplatz (im absoluten NICHTS) mein "Lager" aufschlagen kann.
"Kostenloser Campingplatz" bedeutet übrigens nicht, dass hier irgendjemand oder irgendetwas ist! Es bedeutet lediglich, dass man hier stehen und schlafen darf, ohne einen Strafzettel zu kassieren. Im Klartext eine freigegebene Fläche zum nächtigen.
In dieser Nacht komme ich einfach nicht zur Ruhe. Ständig höre ich Geräusche und schrecke auf.
Der Husten und Schnupfen quält mich noch dazu. Gegen 4:30 Uhr morgens habe ich die Nase voll und rufe meine Mutter an um ein bisschen zu quatschen. Es wird ein lustiges Gespräch und im Anschluss schaffe ich es tatsächlich noch etwas zu schlafen, werde aber bereits gegen 9 Uhr schon wieder wach.
Müde aber motiviert starte ich meinen heutigen Highwaytrip.
Mein nächstes Ziel nennt sich "Head of Bights" und hier soll es Wale an der Küste geben, denn die Wal-Saison hat begonnen.



Nach knapp 500 km komme ich sehr erschöpft dort an. Da ich recht früh losgefahren bin, ist es noch hell und ich gönne mir das Risiko 7 Dollar umsonst zu zahlen, denn eine Garantie Wale zu sehen bekommt man natürlich nicht.
Der Ausblick ist wunderschön, wirklich genießen ist aber nicht drin. Dafür quält mich der Husten zu sehr. Weit und breit kein einziger Wal zu sehen. Eine halbe Stunde vergeht und frustriert trete ich den Rückweg an.
Auf dem Rückweg höre ich plötzlich ein jubeln und sehe einige Menschen aufs Meer starren.
Tatsächlich kann man zwischen den Wellen etwas graues, großes (was auch ein Fels sein könnte) wahrnehmen. Als man plötzlich eine große Wasserfontaine sieht, ist klar dass es tatsächlich ein Wal ist.
Ich sehe noch zwei andere und bin absolut begeistert.
Die Geräusche die sie von sich geben, wenn sie nach dem Luft "ausstoßen" wieder Luft holen, sind unglaublich faszinierend.



Glücklich trete ich den Rückweg zum Auto an und finde einen kostenlosen Campingplatz keine acht Kilometer entfernt.
Diese Nacht wird etwas besser auch wenn mir die Erkältung sehr zu schaffen macht.
Dank Jo's Vorhänge kann ich mittlerweile etwas länger schlafen als sieben oder 8 Uhr morgens, wären da nicht nur diese blöden Viecher die immer auf meinem Autodach rum trampeln.
Dieses ständige "tapsen" macht mich ganz verrückt und ich haue ein paar mal wütend mit der Faust gegen das Autodach. Irgendwann gebe ich es auf und stehe auf.
Beim Aussteigen fällt mir gleich das komplett vollgeschissene Autodach auf. "Vielen Dank auch ihr blöden Viecher" sage ich laut! Ein Vogel krächzt ein paar Meter neben mir frech und beobachtet mich...
Ich schnauze ihn an: "Ich weiß ganz genau dass du das warst, such dir in Zukunft gefälligst einen anderen Platz zum kacken!"
Er glotzt immer noch frech in meine Richtung. Hätte jetzt nur noch gefehlt dass er mir den Mittelfinger zeigt, dann hätte ich mich freiwillig einweisen lassen :-D...
Weiter geht's auf dem Highway und nach einer ganzen Weile hast es plötzlich "Welcome to West Australia" yeaaaah ich habe es geschafft!
Meine Freude weicht plötzlich aufkommender Panik, als ich ein Schild lese: Bitte anhalten jedes Auto wird kontrolliert bitte bereiten Sie sich auf die Kontrolle vor.
Ist hier vielleicht irgendetwas verboten was ich dabei habe? Das würde mir jetzt noch fehlen. Strafzettel habe ich genug kassiert...
Die werden wir jetzt doch nicht meine letzte Flasche Rotwein abnehmen oder?
Freundlich werde ich begrüßt und wie in Neuseeland wird mir die Frage gestellt ob ich Früchte oder Honig dabei habe.
Schmerzenden Herzens muss ich meine leckeren Pink Lady Äpfel und meine frischen Zitronen die eigentlich als Vitamin-Bombe gedacht waren abgeben. Als mir der freundliche Kontrolleur noch eine gute Reise wünscht, wünsche ich ihm in Gedanken böse Dinge... Meine leckeren und teuren Äpfel einfach im Müll... SCHWEINEREI! Als ob die gefürchtete Fruchtfliege oder Honigbiene vor der Grenze halt macht, salutiert und sagt: "Haja klar, hier ist die Grenze, hier darf ich nicht weiter fliegen, ich drehe dann mal wieder um." :-DDD
Spaß beiseite, das ganze wird natürlich schon seinen Sinn haben, ist aber trotzdem für mich sehr ärgerlich, denn die nächsten 1800km wird es keinen Supermarkt geben, in dem ich mir neues Obst kaufen kann. Es gibt nur die Tankstellenshops wo ein kleiner, nicht sehr lecker aussehender Apfel 3$ kostet...
Aber: Was rum ist, ist rum!
Weiter geht's auf dem Highway.
Eigentlich bräuchte ich auf der 3000km langen Strecke nach Perth überhaupt keine Schilder oder eine geteerte Straße... Tausende von toten Kängurus und Wallabys die am Straßenrand liegen, zeigen einem den Weg. Alle paar hundert Meter liegt entweder ein Skellet oder ein frisches totes Tier.
RIP IHR ARMEN TIERCHEN!
Ich fahre erneut auf ein großes totes Känguru mitten auf der Straße zu. Doch was ist das? 2 riesige Vögel gönnen sich ein Festmahl und futtern bereits vom Känguru.
Ich habe noch nie derart große Greifvögel (oder was auch immer) gesehen... haben die Größe unserer Truthähne...
Auf jeden Fall faszinierend und als ich wieder welche in einem Baum sitzen sehe, halte ich an und mache ein Foto. Leider kommen sie auf dem Bild überhaupt nicht so groß rüber...





Tatsächlich verstehe ich nun aber auch den Hintergrund der Versicherungsklausel "Nur bei Tag fahren"...
Zwischendrin entdecke ich doch tatsächlich einmal ein lebendiges Känguru zwischen den Büschen und freue mich wie ein kleines Kind.
Wieder geht ein Tag, den ich ausschließlich mit Auto fahren verbracht habe, rum und ich raste auf einem freigegebenen "Campingplatz" direkt neben dem Highway.

Am nächsten Morgen weckt mich ein LKW, der den Motor neben meinem Auto warmlaufen lässt.
Ich sehe auf die Uhr Und fluche laut. 6:45Uhr morgens...
Na dann aufstehen und los geht's.
Für die heutige Tour habe ich mir keine Grenze gesetzt. Ich fahre so lange wie ich kann oder bis die Sonne wieder untergeht, denn so langsam reicht es mir und ich freue mich auf Perth, eine Dusche und einen Supermarkt um Obst zu kaufen.
Tatsächlich stelle ich meinen neuen persönlichen Rekord auf: Exakt 10Std fahren und 845km geschafft!!! TADAAAAA- Ich klopf mir grad selber auf die Schulter :-D
Als Pausen dienen lediglich die kurzen Tankstops. Tanken, einmal strecken und dehnen, bezahlen und weitergehts. Gegessen und getrunken wird beim Fahren. Dank Tempomat und einem seeeeeehr langem Highway geht das ohne Probleme. Gute Musik und ab und zu bissle "abspacken" im Auto hält die gute Laune.
Irgendwann hört der Highway plötzlich auf und ich fahre auf eine rot-sandige "Straße". Langsam fahren und bloß aufpassen, dass ich nicht stecken bleibe...
Um mich rum fliegen wunderschöne Papageien. Ich mache das Fenster auf und meine Musik scheint ihnen zu gefallen, denn auf einmal fliegt ein ganzer Schwarm von ihnen direkt neben meinem Auto her.
Das wunderschöne Spektakel geht nur ein paar Sekunden aber ich muss trotzdem erst mal wieder meine "Kinnlade richten", die mir vor lauter Staunen runter geklappt ist und schauen dass ich nicht im Graben lande.
Gegen halb 5 werde ich kurz nervös weil die Sonne bereits untergeht und weit und breit kein Campingplatz zu sehen ist.
Dank Campermate finde ich keine 15min später einen.
Ich fahre wieder auf eine ungeteerte Straße (hoffentlich regnet es heute Nacht nicht, sonst komme ich hier nie wieder weg) und bin auf einmal in einer Art Wald.
Ich denke noch kurz, jetzt aber bloß langsam machen, die Uhrzeit der Kängurus ist gekommen und keine 2min später hüpft eine Gruppe von ihnen direkt vor mir über die Straße...
Wunderschöne Tiere... Leider war ich zu langsam für ein Bild.
Doch ich muss nicht lange warten und sehe wieder welche und mache ein Video wie sie neben meinem Auto herhüpfen. Hätte nie gedacht dass die so schnell sind... wunderschön!
Nach etwa 7km komme ich am "Campingplatz" an einem See an und kann noch die letzten Minuten eines traumhaften Sonnenuntergangs miterleben.



Die Stille dabei ist schon fast unheimlich. Man hört absolut NICHTS!!!! außer ab und zu mal ein Tier.
In jedem Fall ist das der schönste und entspannendste Rastplatz bisher. Was für eine Belohnung nach so einer mega Tour.
Morgen sind es noch etwa 300km nach Perth... ich freue mich schon...

Morgens um 6 Uhr klingelt der Wecker. Wenn man 11 Stunden geschlafen hat kann man auch früh aufstehen.
Außer den 11 Stunden Schlaf war natürlich noch ein anderer Hintergedanke dabei, denn Kängurus sind früh Morgens sehr aktiv und ich möchte unbedingt wieder welche sehen.
Langsam mit 30 kmh fahre ich die Waldstraße entlang und bereits nach kurzer Zeit hüpfen ein paar Kängurus neben meinem Auto her.
Da die guten Tierchen für ein Foto zu schnell sind, tun es ein paar Videos.
Eine Mutter hüpft mit ihrem Kängurujungem plötzlich links von mir neben dem Auto her. Ich merke dass die zwei Panik haben und mache noch langsamer, denn auf beiden Seiten der Straße ist mittlerweile ein Zaun.
Die Mutter bekommt trotzdem noch mehr Panik und versucht über den Zaun drüber zu springen und fällt dabei auf die Schnauze.
Ich muss mir ein Lachen verkneifen, denn einerseits tut es mir sehr leid, andererseits sieht es mega lustig aus.
Das kleine bekommt auch Panik, ist aber zu klein um über den Zaun zu hüpfen. Es versucht durch den Zaun durch zu schlüpfen und bleibt hängen. Ich parke ein paar Meter weiter vorne und steige aus um ihm zu helfen, da macht es plötzlich flup und das Kängurujunge hat es geschafft sich rückwärts aus dem Zaun zu befreien. Schlaues Tierchen!

Weiter geht es nach Manjimup.
Dort soll es einen Karribäum Namens "Diamond Tree" geben auf den man klettern kann.
Nachdem ich mich verfahren habe und um ein Haar einen schweren Unfall gehabt hätte, finde ich den Baum endlich.
Lonely Planet hat nicht übertrieben... der Baum ist über 50 m hoch und um den Baum herum sind Metallstäbe die hoffentlich fest im Baumstamm verankert sind. Ich wage es und klettere hoch auf die höchste Plattform. Bei uns in Deutschland wäre das undenkbar ohne Sicherung.


(Aussicht von der 1.Plattform, der halben Höhe)

Hier muss man einfach unglaublich aufpassen und bei jedem Tritt 2 mal überlegen. Da ich klettern liebe, kein Problem für mich. Als ich oben ankomme schlottern mir trotzdem ganz schön die Beine.
Da ich ein wichtiges Highlight auf meiner Route verpasst habe, nämlich "Valley of the Giants" wo es wunderschöne und riesige Bäume gibt, verschiebe ich meine Fahrt nach Perth und fahre 140km zurück.
Es lohnt sich. Die Bäume sind der Wahnsinn!!!



Vor Ort komme ich mit einem Mann ins Gespräch und als er hört wie gerne ich klettere, empfiehlt er mir eine weitere Ortschaft mit weiteren Karribäumen die noch höher sein sollen.
Da es bereits Nachmittag ist, verschiebe ich die Klettertour auf morgen und entscheide mich eine Bleibe für die Nacht zu suchen.
Da ich dringend mal wieder duschen muss, entscheide ich mich die Nacht in einem Hostel zu verbringen. Kostet nur geringfügig mehr als ein Campingplatz hier vor Ort.
Ich habe Glück und außer mir sind im Hostel lediglich drei Personen und in meinem Zimmer nur ein junges koreanisches Mädchen.
Zur Feier des Tages gönne ich mir nach einer ausgiebigen Dusche, ein Steak und Fanta vom Supermarkt gegenüber. Traumhaft!
Morgen geht es dann wieder auf Klettertour...